China hat anfangs April beschlossen, Seltene Erden nur noch unter bestimmten Voraussetzungen zu exportieren. Das sind Rohstoffe mit exotischen Namen wie Samarium, Thulium oder Neodym – verwendet werden sie beispielsweise in der Autoindustrie.
Der Flaschenhals
Die Seltenen Erden sind aber gar nicht so selten. Sie werden vielerorts auf der Welt gefördert. Allerdings würden diese Rohstoffe fast ausschliesslich in China verarbeitet, erklärt Dennis Bastian von der deutschen Rohstoffagentur in Berlin: «China ist der Flaschenhals.»
Mit der Folge, dass China nun am längeren Hebel sitzt und seit Anfang April kontrolliert, wohin und an wen Seltene Erden exportiert werden. Das gilt nicht nur für die Rohstoffe, sondern auch für Halbfabrikate, in denen diese Rohstoffe drin sind – also beispielsweise leistungsfähige Magnete für die Autoproduktion.
Die Schweizer Firmen sind dank Lagervorräten noch drei bis sechs Monate versorgt.
Nun spüren erste Firmen im Westen die Folgen dieser Exportkontrollen, denn gewisse Waren werden knapp. Das gelte auch für Schweizer Unternehmen, betont Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor des Verbandes der Schweizer Maschinen- und Metallindustrie Swissmem: «Die Schweizer Firmen sind dank Lagervorräten noch drei bis sechs Monate versorgt.» Dann werde es bei anhaltenden Beschränkungen knapp.
Kommt hinzu, dass viele Schweizer Unternehmen Zulieferbetriebe für die Autoindustrie sind. Und wenn es bei den grossen Herstellern harzt, spüren das auch die hiesigen Firmen. «Wenn gewisse Komponenten nicht eingebaut werden können, kann das Auto nicht ausgeliefert werden. Das trifft auch die Schweizer Zulieferer», erklärt Kohl.
Was tut die Schweiz?
Deswegen ist die Schweiz bei den chinesischen Behörden vorstellig geworden. Der Bund habe in mehreren bilateralen Gesprächen auf die negativen Auswirkungen hingewiesen, schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco auf Anfrage.
Zum Resultat erklärt die Behörde: «Wir haben uns für eine beschleunigte Behandlung der Exportlizenz-Anträge eingesetzt. (...) In einigen Fällen sind die Ausfuhrbewilligungen inzwischen auch erteilt worden, in anderen läuft die Behandlungsfrist von maximal 45 Arbeitstagen noch.»
Freihandelsabkommen als Plus?
Damit scheint es, dass Unternehmen nun wieder gewisse Mengen in China beziehen können. Und zusammen mit dem Material in den Lagern dürften sich für den Moment die grössten Engpässe verhindern lassen.
Im Gegensatz etwa zur EU hat die Schweiz mit China zudem ein Freihandelsabkommen abgeschlossen. Allerdings ist der Vertrag im aktuellen Fall nur bedingt ein Vorteil. Jedoch will der Bund die Frage der Seltenen Erden klären, wenn das Abkommen erneuert wird. Hier stehen die beiden Länder aber erst ganz am Anfang der Verhandlungen.

Der Fall der Seltenen Erden zeigt aber noch etwas Grundsätzliches: Lange haben die Unternehmen die Rohstoffe auf dem freien Markt bezogen, beim günstigsten Produzenten. Aber dieses Prinzip funktioniere heute nicht mehr für alle Rohstoffe, weil der Westen die Grundstoffindustrie zurückgefahren habe, beobachtet Bastian von der Rohstoffagentur.
Mit dem Resultat, dass der Westen bei vielen Rohstoffen nicht mehr an China vorbeikommt: Bei Kupfer und Lithium hat China eine dominierende Stellung, bei den Seltenen Erden faktisch das Monopol.
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