Kolumbien steht nach den Schüssen auf Präsidentschaftskandidat Uribe unter Schock. Noch gibt es keine heiße Spur - aber viele Theorien, die eine unruhige Zukunft des Landes befürchten lassen.
Während Kolumbien noch unter dem Schock des Anschlags auf den Präsidentschaftskandidaten Miguel Uribe steht, melden die Behörden, dass bei einer Reihe von Angriffen auf staatliche Einrichtungen mindestens vier Menschen getötet wurden. Bei den Opfern der Attacken auf Polizeistationen und Rathäuser in den südwestlichen Provinzen Caca und Valle del Cauca handelt es sich nach Polizeiangaben um zwei Polizisten und zwei Zivilisten.
Mindestens 36 Menschen wurden verletzt, wie es heißt. Die Armee bezeichnete die Angriffe als "terroristisch" und machte illegale bewaffnete Gruppen dafür verantwortlich.
Furcht vor Rückfall in vergangene Zeiten
Viele Menschen im Land fürchten einen Rückfall in die Gewaltspirale der 1980er- und 90er-Jahre, als bewaffnete Angriffe der Drogenkartelle und Morde an Politikern zum Alltag gehörten.
Auf den Straßen der Hauptstadt Bogota kam es nach dem Attentat gegen Uribe zu spontanen Protesten. In größeren Städten des Landes zündeten Menschen Kerzen an und beteten für ihn. "Halt durch Miguel", skandierten sie. "Kolumbien ist mit dir."
Auch der Oppositionspolitiker Mauricio Cardenas meldete sich zu Wort und sprach von der "Energie von Tausenden von Kolumbianern, die Miguel wieder gesund haben wollen". Die Kraft der Gesänge sei ein Gruß an die Familie Uribes. "Wir beten für seine Gesundheit, wir wollen, dass er schnell wieder im demokratischen politischen Spiel ist, um eine wichtige Aufgabe zu erfüllen."
Uribe schwebt in Lebensgefahr
Der Senator und oppositionelle Vorkandidat für die im nächsten Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen, Miguel Uribe, schwebe weiter in Lebensgefahr, wie das behandelnde Krankenhaus zuletzt mitteilte.
Ein 15-Jähriger hatte Schüsse auf ihn abgefeuert, zwei trafen ihn am Kopf. Er habe die Nummern seiner Auftraggeber, soll der Junge bei seinem Fluchtversuch gerufen haben. Sicherheitskräfte streckten ihn nieder, trafen den Attentäter am Bein.
Laut Staatsanwaltschaft war der Attentäter in Kontakt mit einem Netzwerk für Auftragsmorde. Derzeit bemühe man sich herauszufinden, welches kriminelle Netzwerk den 15-Jährigen kontaktiert habe, so die Generalstaatsanwältin.
Drogenhändler unter Verdacht - und viele andere
Währenddessen mutmaßt Präsident Gustavo Petro auf der Plattform X, es gebe sehr starke Hinweise, die hochrangige Mitglieder der Opposition und seine Regierung erreicht hätten. Für das Attentat verantwortlich sei die international agierende Drogenmafia.
"Die Attentäter wollen, dass wir uns gegenseitig umbringen, um den Staat zu schwächen und ihre Kontrolle über die illegale Wirtschaft auszubauen." Petro hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach über ein neues kriminelles Netzwerk spekuliert, das vor allem in den Kokainhandel verwickelt sei und von Dubai aus geleitet würde. Handfeste Indizien für die Theorie wurden der Öffentlichkeit allerdings noch nicht vorgelegt.
Viel wurde bereits in den vergangenen Tagen über das Motiv spekuliert. Tatsächliche Anhaltspunkte hat auch die Generalstaatsanwältin Luz Camargo nach wie vor nicht. Sie spricht von mehreren Hypothesen: "Das Attentat auf Senator Miguel Uribe könnte ein Schlag gegen die Opposition gewesen sein, oder es war beabsichtigt, das Land oder die Regierung zu destabilisieren." Auch eine Reaktion illegaler bewaffneter Gruppen auf eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Fortschritt des Friedensprozesses sei denkbar.
Waffenflut aus den USA
Verteidigungsminister Pedro Sánchez gab Details zum weiteren Vorgehen bekannt. "Wir beschützen die Familie mit Polizei- und Militärkräften." Auch der Schutz des festgenommenen 15-Jährigen sowie anderer Kandidaten und Vorkandidaten werde sichergestellt. "Der versuchte Mord an einem Senator des Landes ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie. Das könnte auch unsere Stabilität gefährden. Wir werten verschiedene Theorien aus."
Laut der nationalen Polizei ist die Waffe des Herstellers Glock im August 2020 in Arizona gekauft worden. Das österreichische Unternehmen produziert auch in den USA. Es ist noch ungewiss, wie sie nach Kolumbien oder in die Hände des 15-Jährigen gelangen konnte, der die Schüsse auf Uribe abgefeuert hatte. Allgemein bekannt ist jedoch, dass jährlich mehr als 200.000 Waffen illegal über die US-mexikanische Grenze geschmuggelt werden und so auch nach Kolumbien gelangen.
Polarisierte politische Debatte
Das Attentat, von dem auch Bilder in den sozialen Netzwerken kursieren, hat Kolumbien erschüttert. Das Land ist seit Langem in einen Konflikt mit linken Rebellen und kriminellen Gruppen verwickelt, die von rechten Paramilitärs abstammen. Der linke Präsident Petro hatte in den vergangenen Jahren mit Rebellengruppen verhandelt, damit diese ihre Waffen niederlegen - bisher aber mit wenig Erfolg.
Der angeschossene Uribe ist ein ausgesprochener Gegner von Präsident Petro. Am Tag der Schüsse gegen ihn hatte er sich erneut auf X ein Wortgefecht mit ihm geliefert. Im Zentrum der Kritik des Oppositionspolitikers standen Reformen, die Petro mit einer Volksbefragung durchdrücken, zur Not auch mit einem Dekret erzwingen will. Jeder Minister, der sein Dekret nicht unterschreibe, werde entlassen, hatte Petro am Wochenende gedroht.
Seit dem Attentat werden Stimmen laut, die eine weniger polarisierte politische Debatte fordern.
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