Grünflächen in Städten haben laut der Weltgesundheitsorganisation WHO einen positiven Effekt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der dortigen Bevölkerung. Eine Stadt sollte deshalb über mindestens neun Quadratmeter Grünfläche pro Person verfügen. Athen mit seinen rund 4 Millionen Menschen erreicht den Wert jedoch bei weitem nicht.
Natürliche Klimaanlage
«Der Grossraum Athen hat nur 2.5 Quadratmeter Grün pro Einwohner. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt ist das sehr wenig», sagt Nikos Belavilas, Professor für Raumordnung und Städteplanung an der polytechnischen Universität Athen. Der griechischen Hauptstadt geht es damit gleich wie anderen Städten in heissen und trockenen Gebieten.
Wenn die Bäume gewachsen sind, wird diese Fläche wie eine natürliche Klimaanlage fungieren.
Darum will Athen in den nächsten drei Jahren 25'000 neue Bäume pflanzen, wie Vizestadtpräsident Giorgos Apostolopoulos, der für Grünflächen und Umwelt zuständig ist, erklärt. Die neuen Grünflächen könnten gerade im heissen Sommer mit Temperaturen von teils über 40 Grad im Schatten eine wichtige Rolle spielen. «Wenn die Bäume gewachsen sind, wird diese Fläche wie eine natürliche Klimaanlage fungieren.»
Aktuell sei Athen jedoch eine Betonstadt, so Apostolopoulos. Das heisse Klima mache das Leben sehr schwierig. «Die neuen Grünflächen sollen uns helfen, die hohen Temperaturen nach unten zu drücken. Und schon vorhandene Parks statten wir mit noch mehr Bäumen aus.»

Ein Beispiel für die Bemühungen der Stadt ist ein frisch angelegter Park in Kypseli, einem besonders dicht besiedelten Stadtteil in der Innenstadt. Auf der etwa tausend Quadratmeter grossen Grünfläche wurde ein sogenannter Mikrowald angelegt.
Es sei der erste solche Wald in Griechenland mit rund 5000 heimischen Pflanzen. Olivenbäume, Zypressen, Blumen und Kräuter seien verpflanzt worden, so Apostolopoulos. Mikrowälder seien so konzipiert, dass sie die Biodiversität unterstützten und pflegeleicht seien, etwa langfristig nicht viel Wasser brauchten.
Grünflächen keine neue Idee
Die Idee von städtischen Grünflächen sei indes keine neue, sagt Nikos Belavilas. Schon bei der Planung des modernen Athen im 19. Jahrhundert seien sie einkalkuliert worden. «Aber damals war Athen eine Stadt mit 50'000 Einwohnern. In den Jahrzehnten, die folgten, wuchs die Stadt enorm. Es entstanden neue Stadtteile, bei denen Grünflächen keine Rolle mehr spielten. Alles wurde zugebaut.»
Man könnte das doch mischen. Hier ein paar Parklücken, da ein paar Blumenbeete.
Chancen, Athen grüner zu machen, seien bisher ungenutzt geblieben, sagt der Hochschulprofessor. Umso wichtiger sei die neue grüne Strategie der Stadt. Finanziert werden grössere Projekte aus dem EU-Topf für grüne Projekte, dem sogenannten Green Deal.
Kritik von Anwohnern
Gegen die Pläne der Stadt gibt es auch Einwände, etwa bei dem Park in Kypseli. Die karge Fläche habe ihre Vorteile gehabt, sagt ein 59-jähriger Mann, der mit seinem Hund hier spazieren geht. «Der neue Park ist schön, aber wo sollen wir jetzt parkieren? Hier gab es früher Platz für bis zu 30 Autos.»
Ein anderer Anwohner fügt hinzu: «Man könnte das doch mischen. Hier ein paar Parklücken, da ein paar Blumenbeete.» Solche Reaktionen seien repräsentativ für die Haltung vieler Athener, sagt Vizestadtpräsident Apostolopoulos. Die Stadt werde trotzdem an ihren Plänen festhalten, sagt er. «Parkplätze sind wichtig, aber Vorrang hat das Allgemeinwohl. Ich hoffe, dass uns auch die Anwohner irgendwann mal recht geben.»
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