Ein Traumpaar waren sie nie. Eher waren sie so etwas wie ein Twitter-Algorithmus, der sich selbstständig gemacht hat. Eine Symbiose mit maximaler Wucht, der mächtigste Mann der Welt und der reichste Mann der Welt, was für ein Bündnis.

Musk und Trump im Oval Office des Weißen Hauses, 30. Mai 2025.Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Evan Vucci

Donald Trump und Elon Musk – der eine war das Gesicht der neuen amerikanischen Wut, dieser Aggression gegen alle Liberalen und alle Fremden; der andere hatte ein Gehirn auf Speed. Gemeinsam wollten sie Amerika neu erfinden, wieder groß machen, wie sie es nannten, und damit meinten sie: effizient, brutal, post-demokratisch. Es waren 130 Tage wie "House of Cards" im Drogenrausch. Und wie so viele große Männerfreundschaften, die mit gegenseitiger Bewunderung und größtmöglichem Bombast beginnen, endet nun auch diese in einem peinlich öffentlichen Rosenkrieg.

Streit um "One Big Beautiful Bill"

Der Anlass? Ein Gesetz. Genauer: Trumps "One Big Beautiful Bill", sein zentrales innenpolitisches Vorhaben. Ein Gesetz ist es, das die Steuern für Reiche senken und Gesundheitsvorsorge und andere Sozialleistungen für ärmere Amerikaner streichen soll. Nebenbei wird die Förderung für E-Autos, also auch für Musks Tesla, gestrichen, und nebenbei wird das Staatsdefizit über zwei Billionen Dollar erhöht, weil all die Streichungen ganz unten nicht ausreichen, um die Steuersenkungen ganz oben auszugleichen.

"Ohne mich hätte Trump die Wahlen verloren", postete Musk auf X.Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press Wire

Darum nennt Elon Musk das Gesetz ein "ekelhaftes Monstrum". Und Trump ist so verletzt, wie nur Männer verletzt sind, die sich eher selten infrage stellen. "Ich bin sehr enttäuscht von Elon", sagt er beim Fototermin mit Bundeskanzler Friedrich Merz, der nicht so recht zu wissen scheint, ob er jetzt noch lachen darf. Musk kontert prompt: "Ohne mich hätte Trump Pennsylvania verloren." Das ist der Moment, in dem die große Scheidung beginnt, auf offener Bühne, mit Live-Kommentierung auf Musks Netzwerk X, ebenso natürlich auf Trumps Netzwerk Truth Social und selbstverständlich auf Fox News.

Kulturkampf maximaler Egos

Denn was folgt, ist nicht einfach ein politischer Streit, es ist der Kulturkampf maximaler Egos. Trump behauptet, Musk habe sich verändert – "ich versteh' das ja, er ist nicht mehr derselbe" –, und Musk wirft Trump vor, das Weiße Haus in einen Jahrmarkt verwandelt zu haben. Trump erinnert sich, dass Musk ohnehin "immer ein bisschen dünnhäutig" gewesen sei, Musk postet ein Meme, in dem Trump seine angebliche Sparpolitik mit einem Blatt Papier illustriert, auf dem steht: "Mehr Ausgaben".

X-Schlagabtausch zwischen Musk und Trump zum Thema Raumfahrt.Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press Wire

Und dann geht es ans Eingemachte. Trump droht, alle Subventionen und Regierungsverträge für und mit Musks Firmen zu streichen – "die einfachste Art, Milliarden zu sparen". Musk kündigt an, die "Dragon"-Raumkapsel stillzulegen, was ungefähr so wäre, als würde ein Notarzt den Defibrillator abschalten. Trump sagt jetzt, er habe Musk rausgeworfen. Musk sagt jetzt, er sei freiwillig gegangen. Trump behauptet, Musk sei ausgerastet, weil die Subventionen für Elektroautos gestrichen wurden. Musk sagt, das sei "eine offensichtliche Lüge".

Entfreundung auf der Plattform

Und natürlich, es ist ja wie bei Teenies: die gegenseitige Entfreundung auf der Plattform des jeweils anderen. Zwischendurch meldet sich Trumps intellektueller Handlanger Steve Bannon zu Wort, es ist wie immer, wenn in den USA eine Lage grotesk wird. Bannon fordert die sofortige Verstaatlichung von Musks Firma SpaceX und die Abschiebung des gebürtigen Südafrikaners Musk, der ein "illegaler Einwanderer" sei. Auch eine Drogenuntersuchung sei fällig.

Musk wiederum lässt jetzt durchsickern, dass er die Gründung einer neuen Partei erwäge, "für die 80 Prozent der Vernünftigen". Und er postet die ultimative Drohung: "Trump ist in den Epstein-Akten. Wartet’s ab." Jeffry Epstein, der sich 2019 im Gefängnis das Leben nahm, hatte jahrelang Prominenten Minderjährige zugeführt.

Verträge mit Musks Unternehmen

Inzwischen diskutiert das Weiße Haus, ob es die Verträge mit Musks Unternehmen Tesla, Neuralink, xAI und SpaceX nicht einfrieren könne. Im Pentagon überlegt man, wie die USA ohne Musks Satellitenflotte im Ukraine-Krieg informiert bleiben könnten.

Die Sache ist allerdings die: Musk soll rund 100 Millionen Dollar (von jenen 270 Millionen, mit denen er Trump im Wahlkampf half) noch nicht überwiesen haben. Die Republikaner brauchen Musks Geld. Und sie brauchen die Unterstützung der Tech-Chefs des Silicon Valley.

Und die Sache ist außerdem die: Bislang hat Trump Aufträge im Wert von angeblich drei Milliarden Dollar noch nicht gekündigt. Beide haben also noch Spielraum, aber keiner hat mehr Vertrauen, und beide haben den jeweils anderen satt.

Baldiger Waffenstillstand unwahrscheinlich

Trump und sein Vize J.D. Vance nach ihrem Sieg bei den US-Wahlen 2024.Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Vielleicht gibt es bald einen Waffenstillstand. Wahrscheinlich ist das nicht mehr. Vielleicht findet Musk einen neuen Präsidenten, J.D. Vance wäre ein Mann nach seinem Geschmack, gewiss auch nach dem Geschmack des Silicon Valley. Aber wie sollte das gehen, wie sollte der Stellvertreter Vance gegen die Nummer eins Trump und deren loyale Anhängerschaft durchzusetzen sein?

Wahrscheinlicher ist, dass die Entfremdung nun monatelang, womöglich jahrelang genüsslich fortgeführt wird. Dass also Elon Musk ab sofort täglich Donald Trump beschimpft. Und umgekehrt. Und dass Donald Trump natürlich neue Milliardäre um sich schart. An Bewerbern fehlt es nicht.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke