Jahrelang kannte die Entwicklung von Kopfhörern nur eine Richtung: Abschotten. Erst wurden die Ohrstöpsel immer dichter, dann kam die aktive Geräuschunterdrückung, um sich der nervigen Umgebung zu entledigen, um vollends in Musik oder Hörbuch einzutauchen. Offene Kopfhörer gehen in die andere Richtung.
Sie schotten die Hörgang nicht ab, sondern liegen nur auf der Ohrmuschel auf, damit ihr Träger die Umgebung noch wahrnimmt. Das ist vor allem dann nützlich, wenn man draußen unterwegs ist, beispielsweise auf dem Fahrrad, und es wichtig ist, die Umgebungsgeräusche noch zu erkennen. Und genau in diese Nische stoßen die Nothing Ear (open).
Nothing Ear (open) Tragekomfort
Weil die Nothing Ear (open) im Ohr keinen Halt finden, werden sie mithilfe eines Bügels um das Ohr gelegt. Die Kopfhörer wiegen circa acht Gramm (pro Bud) und am hinteren Ende befindet sich ein kleines Gewicht. Brillenträger interessiert natürlich, ob auch sie die Kopfhörer bequem tragen können, denn in der Theorie könnte der Brillenbügel stören, wenn die Kopfhörer eingelegt sind.

In der Praxis war das kein Problem. Einzig unterwegs war es etwas nervig, immer erst die Brille abzunehmen, die Kopfhörer einzuhängen und dann wieder die Brille aufzusetzen. Gleiches gilt, wenn wir die Kopfhörer wieder abnehmen wollen. Wenn Sie unterwegs zufällig einem Bekannten begegnen, ist das ein etwas aufwendigeres Prozedere als bei In-Ear-Kopfhörern.
Komfort ist eine Frage der Gewohnheit
Was den Tragekomfort anbelangt, sind die Kopfhörer sehr angenehm. Für alle, die Open-Ears nicht gewohnt sind, fühlen sie sich am Anfang etwas unsicher an. Aber das Gefühl verfliegt nach kurzer Zeit. Auch dem Härtetest eines 30-minütigen Workouts halten die Kopfhörer problemlos stand. Sie bleiben fest an Ort und Stelle. Und auch Schweiß ist für die Nothing Ear (open) kein Problem, da sie nach IP54 wasser- und staubgeschützt sind.
Für den Tragekomfort über einen längeren Zeitraum kamen die Nothing Ear (open) im Büro zum Einsatz. Nach gut zweieinhalb Stunden bemerken wir ein unangenehmes Drücken am Ohr, sodass wir sie abgenommen haben. Insgesamt sind die (open) damit durchaus komfortabel zu tragen. Schade: Eine Trageerkennung bieten die Kopfhörer nicht, sie laufen also weiter, wenn sie abgenommen werden.
Soundqualität und App
Womit wir zu App und zum Sound gelangen. Über die X-App verbinden Sie die Kopfhörer mit iPhone oder Tablet. Das funktioniert problemlos. Und Sie stellen hier beispielsweise auch die Dual-Connect-Funktion ein, sodass sich die Nothing Ear (open) mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden. Im Test klappt das mit iPhone und MacBook wunderbar. Die Kopfhörer erkennen automatisch, von welchem Gerät gerade Sound abgespielt wird.

Ansonsten lassen sich in der App auch die Touch-Gesten der Kopfhörer konfigurieren. An der Seite der Open-Ears befinden sich kleine Knöpfe. Für den linken Hörer ist der bei Doppelklick etwa "Vorwärts springen" voreingestellt. Es lässt sich aber auch auf "Rückwärts springen" oder die Aktivierung des Sprachassistenten umstellen. Mit dem ist wohl die ChatGPT-Funktion gemeint, die wir im Test der Nothing Ears In-Ears behandelt haben. Spoiler: Wirklich sinnvoll kam uns die KI im Ohr nicht vor.

Apropos Ohren: Der Sound ist bei den meisten offenen Kopfhörern die größte Schwäche. Vor allem, was Bässe anbelangt. In der X-App können wir über den Equalizer ebenjene verstärken oder abschwächen. Hier bietet sich Ihnen die Möglichkeit zwischen voreingestellten Modi und einem Acht-Band-Equalizer für fortgeschrittene Nutzer. Wir wählen den voreingestellten Modus für mehr Bass.

Ordentlicher Bass – für Open-Ears
Ehrlich gesagt: Freunde elektronischer Tanzmusik dürften etwas enttäuscht sein, was aber der Natur von Open-Ears geschuldet ist. Für offene Kopfhörer ist das Ergebnis der Nothing Ear (open) durchaus ordentlich. Wem allerdings der Bass besonders wichtig ist, der sollte eher zu In- oder Over-Ears greifen, die wegen ihrer Beschaffenheit schlicht besser geeignet sind, druckvolle Bässe ins Ohr zu wummern.
Gerade wenn die Nothing Ear (open) eine Lautstärke von circa 75 bis 80 Prozent überschreiten, nimmt ihre Soundqualität hörbar ab. Darunter bieten sie allerdings einen überzeugenden, klaren Klang. Das gilt im Übrigen nicht nur für Musik, sondern auch Telefonkonferenzen. Dort überzeugten auch die Mikrofone der Kopfhörer, sodass es keine Verständigungsprobleme gab.
Wenn Sie sich nun wegen der offenen Beschaffenheit sorgen, dass Musik oder Telefonate wegen der offenen Trageweise nach außen dringen und von neugierigen Ohren gehört werden, ist diese begründet. Im Test konnte ein Kollege im ruhigen Büro aus circa drei Metern Entfernung hören, welches Lied der Tester der Nothing Ear (open) auf den Ohren hatte.

Open-Ear Buds für alle Fälle? Die Shokz OpenFit Kopfhörer im stern-Soundcheck
Fast jedenfalls. Das gespielte Lied war Kings of Günters Party Hit "Hast du saufen mal probiert?" erkannt wurde 1000 und 1 Nacht von Klaus Lange. Melodie richtig, Text falsch. Wenn Sie oder Ihr Partner oder die Partnerin also einen fragwürdigen Musikgeschmack haben, dann eignen sich die Nothing Ear (open) nicht, um nebeneinander Musik zu hören. Auch in der U-Bahn könnten die Kopfhörer andere Fahrgäste nerven.
Lieferumfang
Der Lieferumfang fällt gewohnt aus. Neben Ladekabel (UBS-C) sind noch Ladecase und natürlich die Kopfhörer enthalten. Das Ladecase ist länglich gehalten und passt in die Hosentasche, ohne dabei klobig zu wirken. Ein Ladegerät ist nicht enthalten, aber im Jahre 2025 dürfte in den meisten Haushalten ein USB-C-Ladegerät vorhanden sein.
Fazit
Open-Ear-Kopfhörer sind ein Nischenprodukt, und die Nothing Ear (open) ein gelungener Vertreter ebenjener. Die Klangqualität überzeugt bis zu einer Lautstärke von circa 80 Prozent. Der Preis ist mit etwa 120 Euro im Vergleich zu anderen Vertretern dieser Gattung wie den Shokz OpenFit in Ordnung. Die Bedienung per App ist intuitiv und einfach. Einzig die fehlende Trageerkennung schmerzt.
Open-Ear-Kopfhörer eignen sich für alle Menschen, die ihre Umgebung noch wahrnehmen wollen. Wer viel joggt oder radelt, wird mit den Kopfhörern glücklich. Die meisten Menschen dürften jedoch weiter auf In-Ears wie den Nothing Ear setzen und den Transparenzmodus bemühen. Es sei denn, sie finden diese nicht bequem.
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