Stiftung Warentest kauft über die chinesischen Online-Marktplätze Temu und Shein zu Spottpreisen Schmuck, Babyspielzeug und USB-Ladegeräte. Zwei Drittel der mehr als 160 Produkte erfüllen bei der Überprüfung nicht die EU-Sicherheitsanforderungen, einige Testergebnisse sind erschreckend.
Eine Umfrage von ibi Research an der Universität Regensburg unter 2000 Personen ab 16 Jahren hat ergeben, dass 36 Prozent von ihnen bereits über den chinesischen Online-Marktplatz Temu Produkte eingekauft haben. Auch beim Mitbewerber Shein hatten 26 Prozent der Befragten schon bestellt. Speziell jüngere Menschen lassen sich von den niedrigen Preisen anlocken. Neugierde und die große Auswahl sind weitere Gründe für den Einkauf auf den Plattformen.
Qualität dürfen Kundinnen und Kunden von Temu oder Shein allerdings nicht erwarten. Im Gegenteil: Eine Überprüfung von 162 dort von Stiftung Warentest gemeinsam mit Verbraucherorganisationen aus Belgien und Dänemark eingekauften Produkten hat ergeben, dass man überwiegend minderwertigen Ramsch erhält. Etliche Produkte stellen sogar ein Sicherheits- und Gesundheitsrisiko dar.
Die Verbraucherschutzorganisationen konzentrierten sich auf Babyspielzeug, Schmuck und USB-Ladegeräte. Viel Geld gaben sie nicht aus, die 162 Produkte kosteten zusammen gerade mal rund 690 Euro. Unter anderem wurde eine Halskette für 87 Cent angeboten, ein Ladegerät für 2,51 Euro verschleudert.
Cadmium und Formaldehyd
Da ist es eigentlich keine Überraschung, dass mehr als zwei Drittel der getesteten Produkte nicht die EU-Sicherheitsanforderungen erfüllen. Etwa ein Viertel bewerten die Prüfer sogar als potenziell gefährlich.
Zwei Halsketten von Shein enthielten extrem viel Cadmium, das als Krebs erzeugend eingestuft ist und Knochen- und Nierenschäden verursachen kann. Die Anhänger der Ketten überschritten den zulässigen Grenzwert um das 8500-Fache. Erlaubt sind innerhalb der EU 0,01 Prozent Cadmium, die beiden Ketten enthielten mehr als 85 Prozent.
Auch beim Babyspielzeug stellten die Prüfer gravierende Mängel fest: Bunte Stofftücher enthielten eine zu hohe Dosis des Schadstoffs Formaldehyd, das Kontaktallergien verursachen kann. Quietschbälle waren lauter als erlaubt. Viele weitere Produkte fielen durch, da Warnhinweise fehlten oder die Hinweise irreführend waren.
Brandgefährliche Ladegeräte
Von den getesteten USB-Ladegeräten erfüllen "fast alle" nicht die EU-Sicherheitsanforderungen. Viele davon werden im Betrieb zu heiß, die Warentester maßen bis zu rund 88 Grad Celsius. Erlaubt sind in der EU maximal 77 Grad. Starke Hitze kann zum Beispiel das Kunststoffgehäuse des Ladegeräts verformen, die elektronische Isolierung im Inneren beschädigen und im schlimmsten Fall einen Brand auslösen.
Stiftung Warentest listet die gefährlichen Produkte mit Artikelnummer und Beschreibung der festgestellten Mängel auf. "Wir raten Käufern, die betroffenen Produkte zu entsorgen und gut abzuwägen, welche Produkte sie auf Temu oder Shein bestellen", sagt Warentest-Experte Florian Ostermann. Er weist darauf hin, dass mit Cadmium belastete Ketten nicht in den Hausmüll gehören, sondern zu einer Schadstoffsammelstelle gebracht werden müssen.
Stellungnahme von Shein
Ein Shein-Sprecher hat ntv.de geschrieben, sein Unternehmen nehme die Produktsicherheit sehr ernst und verpflichte sich, Kunden sichere und zuverlässige Produkte anzubieten. Zur Sicherstellung von Standards arbeite Shein mit international anerkannten Prüfstellen wie Bureau Veritas, Intertek, QIMA, SGS und TÜV SÜD zusammen.
"Sobald wir über die Ergebnisse der Stiftung Warentest informiert wurden, haben wir umgehend die notwendigen Maßnahmen ergriffen und sichergestellt, dass die betreffenden Artikel weltweit aus dem Verkauf entfernt wurden. Zwei der Produkte hatten wir infolge unserer eigenen Sicherheitsüberprüfungen bereits zuvor aus dem Verkauf genommen, da sie im Rahmen unserer regelmäßigen Marktplatz-Compliance-Kontrollen aufgefallen waren."
Drei Produkte hätten die Prüfung durch ein "weiteres international anerkanntes Prüflabor" bestanden. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Stiftung Warentest, um die Ursachen für die Diskrepanzen zwischen den Ergebnissen eingehend zu klären."
Stellungnahme von Temu
Auch Temu hat sich zu dem Sachverhalt geäußert. Man nehme die Produktsicherheit und die Einhaltung der EU-Vorschriften sehr ernst und schätze die wichtige Arbeit der Stiftung Warentest und ihrer Partner, schrieb ein Unternehmenssprecher ntv.de.
"Nach Prüfung der Testergebnisse haben wir alle nicht konformen Produkte, die im Bericht genannt sind, umgehend entfernt und die jeweiligen Verkäufer informiert. Unser umfassendes, mehrstufiges Qualitätskontrollsystem ist darauf ausgelegt, nicht konforme Produkte zu erkennen, und durch unsere proaktiven Kontrollen waren viele der beanstandeten Artikel bereits von uns entfernt, bevor uns diese durch den Bericht gemeldet wurden. Darüber hinaus arbeiten wir mit führenden unabhängigen Testorganisationen zusammen, um sicherzustellen, dass die Produkte auf Temu die erforderlichen Standards erfüllen. Es ist unser Ziel, ein sicheres und vertrauenswürdiges Einkaufserlebnis zu bieten und alle EU-Vorschriften zur Produktsicherheit einzuhalten."
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