Ist das der richtige Ausschnitt? Das fragt man sich bei Foto- oder Video-Aufnahmen viel zu oft. Mit der Insta360 X5 ist es einfach egal. Wie das funktioniert, verrät der Test.

Stellen Sie sich vor, Sie filmen oder fotografieren einfach, was um Sie herum passiert – und können später entscheiden, welcher Teil der Aufnahme der wichtigste für Sie ist. Mit 360-Grad-Kameras ist genau das möglich. Im Alltag haben sie sich aber wegen der komplizierten Nutzung und technischer Einschränkungen bisher kaum durchgesetzt. Die Insta360 X5 könnte das ändern. Sie erweist sich im Test als tolle Allround-Kamera – und das wortwörtlich.

Ich gebe zu, ich war anfangs etwas skeptisch. 360-Grad-Kameras, das war für mich vor allem etwas für experimentierfreudige Hobbyfilmer, oder für Google Maps. Bei der im Sommer erschienen Insta360 X5 war ich aber trotzdem neugierig – und am Ende des Tests schlicht begeistert. Allerdings aus anderen Gründen, als ich zu Anfang erwartet hatte.

Anwendungsbeispiel 360 Grad Kamera 4

Einmal alles, bitte

Doch der Reihe nach. Zunächst einmal ist die X5 eine ganz klassische 360-Grad-Kamera: Auf beiden Seiten des Gehäuses lugt eine Fischaugenlinse heraus, die jeweils 180 Grad des Sichtfeldes einfängt. Die beiden Aufnahmen werden dann einfach kombiniert und alles um die Kamera wird eingefangen – die Kamera selbst wird automatisch herausgerechnet. So weit, so technisch.

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Dass sie auch für die Alltagsnutzung viel spannender ist, als andere Modelle, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen unterstützt sie 8K-Aufnahmen und zum anderen bietet sie eine extrem zugängliche Software, die dabei hilft, ganz unkompliziert das meiste aus den Aufnahmen zu holen.

Doch was genau heißt das in der Alltagsnutzung? Zunächst einmal spielen, wie oben angedeutet, die Kamerawinkel gar keine Rolle mehr. Ob man ein Selfie machen will, eine Altstadt im Urlaub filmt, die Mountain-Bike- oder die Tauch-Tour einfangen will: Man wählt einfach den gewünschten Kameramodus, bringt die X5 in Position und startet die Aufnahme – ohne darüber nachdenken zu müssen, was die Linsen gerade einfangen. Erst im Nachhinein lädt man die Videos in die Insta360-Apps für Smartphone, Tablet oder den Rechner hoch. Und entscheidet dann dort, welchen Ausschnitt man eigentlich speichern will. Etwa die Selfie-Aufnahme am Strand, die dann in den Anblick des Ozeans übergeht. 

Anwendungsbeispiel 360 Grad Kamera 4

Smarte App

Die Optionen sind erstaunlich vielfältig. Dank 8K-Auflösung hat man selbst bei der stärksten Bearbeitung immer hochwertiges Material, kann klassische Videos bis zu 4K-Auflösung aus der Kamera holen. Weil die Aufnahmen im extremen Weitwinkel sind, kann man selbst entscheiden, wie groß das Sichtfeld sein soll, kann bei Landschaftsaufnahmen etwa mehr zeigen als in Bildern von Personen. Je weiter der Winkel, desto größer ist natürlich die Verzerrung. Will man ganz natürliche Aufnahmen, rechnet die Software die Verzerrung auf Wunsch aber auch ganz heraus.

Anwendungsbeispiel 360 6

Im Beispiel der Go-Kart-Videos wurde etwa ein knapp 13-minütiges Video auf eine Minute heruntergekürzt. Manche der "Highlights" sind zwar kaum nachzuvollziehen – warum zeigt die Kamera etwa teilweise die leere Rennstrecke hinter dem Fahrer? –, im Großen und Ganzen ist das Ergebnis als schnell generiertes Andenken aber gut genug. Auf Dauer sollte Insta360 bei der die KI-Auswahl der Szenen aber gerne noch ein gutes Stück schlauer werden.

360 Kamera Cart

 

Solange muss man für genauere Kontrolle weiter selbst Hand anlegen. So lässt sich die Kamera-Ansicht mit einer Art Joystick manuell lenken, Schwenks um 180 oder gar 360 Grad per Knopfdruck einbauen. Und soll die Kamera auf ein Gesicht fokussieren oder ein anderes Objekt verfolgen, lässt auch das sich per Knopfdruck einstellen. Diese Optionen lassen sich auch für einzelne Segmente desselben Clips festlegen – und erlauben so fließende Wechsel wie beim Erkunden des verlassenen Schwimmbads weiter unten. Beim Selbstschneiden benötigt man aber schon viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Vor allem, wenn man am Smartphone und nicht am Computer schneidet, ist die Bearbeitung doch recht fummelig.

Anwendungsbeispiel 360 Grad Kamera 2

Einfacher ist da die 360-Grad-Ansicht. Schon auf dem Display der Kamera oder dem Smartphone ist es ein irres Gefühl, im Video einfach wischen zu können, um einen anderen Blickwinkel zu haben. Setzt man dann eine VR-Brille auf – Apples VR-Brille Vision Pro etwa unterstützt die 360-Grad-Dateien ohne Zusatzsoftware –, ist man komplett in den Moment zurückversetzt. Und kann die Urlaubsorte oder die Rennpiste ein zweites Mal genießen, als sei man dort. 

Anwendungsbeispiel 360 Grad Kamera 3

Für harte Touren

Dass sich die Insta360 X5 auch bei solchen Touren und im Extremsport gut nutzen lässt, liegt am robusten Gehäuse. Die Kamera ist klar als Actioncam konzipiert, hält auch einen Sturz und Tauchgänge bis zu 15 Metern Tiefe ohne Zusatzausstattung aus. Mit einem Gewicht von 200 Gramm lässt sie sich sogar an Drohnen montieren.

Gut: Geht die Linse doch mal zu Bruch, kann man für knapp 30 Euro Ersatzlinsen kaufen und diese selbst tauschen. Wer die Kamera regelmäßig harten Bedingungen aussetzt, sollte aber trotzdem über ein zusätzliches Gehäuse oder eine Schutzlinse nachdenken. Auch Taucher benötigen ein Zusatzgehäuse: Wasserdicht ist die X5 nur bis 15 Meter Tiefe, mit Gehäuse sind es bis zu 60 Meter.

Das Staub- und Wasser-geschützte Gehäuse der Insta360 X5 ist gummiert, die Linsen sind austauschbar. Damit ist sie für den Einsatz als Actioncam, gewappnet © Malte Mansholt / stern

Zusatzkäufe kaum vermeidbar

Apropos Zubehör: Der Selfiestick der Kamera ist eigentlich ein Muss. Der Clou: Die X5 rechnet ihn selbstständig aus Bildern heraus. So wirkt es immer, als ob man eine leere Hand in die Höhe hält und quasi aus dem Nichts gefilmt wird, wie auch in den Clips zu sehen ist. Ein toller Effekt.

Ein weiteres Muss ist eine große Speicherkarte. Nur eine Minute in 8K frisst bereits 900 Megabyte Speicher, bei 4K-Aufnahmen – die deutlich weniger Spielraum für die Bearbeitung lassen – sind es immer noch mehr als 300 MB pro Minute. Zu kleine Speicherkarten sind dann also sehr schnell voll. Achtung: Wegen der großen Datenmengen muss man entsprechend schnelle Karten auswählen – die natürlich auch teurer sind.

Fazit Insta360 X5: Nicht nur für Profis

Durch die einfache Bedienung, das robuste Gehäuse und die enorm hohe Auflösung ist die Insta360 X5 eine hervorragende 360-Grad-Kamera. Die tolle App macht sie aber auch für ein breiteres Publikum spannend. Mit geringem Aufwand und ein wenig Fantasie kann man mit ihr Videos machen, die so mit herkömmlichen Actioncams nicht möglich wären. Die automatische Unterdrückung von Windgeräuschen, verbesserte Nachtaufnahmen und die austauschbaren Linsen machen sie im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich attraktiver. 

Das größte Manko ist sicher der Preis. Mit 599 Euro für das Basispaket ist die Insta360 X5 erheblich teurer als klassische Actioncams. Wer viel reist, Extremsport betreibt, Motorrad fährt, oder einfach Spaß am Experimentieren hat, dürfte von den zusätzlichen Möglichkeiten allerdings profitieren. Vor allem, wenn man bereits eine VR-Brille wie die Vision Pro besitzt oder darüber nachdenkt. Wer Geld sparen möchte, kann sich allerdings auch das Vorgängermodell ansehen.

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