In der Ukraine wurde der Himars-Werfer erfolgreich eingesetzt. Peking baut mit dem PHL-16 ein vergleichbares System. Seine Raketen können jeden Winkel Taiwans erreichen.

Der amerikanische Himars-Mehrfachraketenwerfer hat im Ukraine-Krieg seine Kampfkraft bewiesen. Das gilt längst nicht für alle Waffen: Viele große militärische Systeme wurden in diesem Krieg durch vergleichsweise einfache und kleine Abwehrwaffen entzaubert. Große Kampfpanzer verloren zunächst durch altmodische Minen und später durch neu eingesetzte Mini-Drohnen ihre schlachtentscheidende Wirkung. Kampfjets können nur außerhalb der gegnerischen Luftverteidigung operieren. Raketenwerfer hingegen blieben eine tödliche Waffe.

Chinas Volksbefreiungsarmee (PLA) hat mit dem PHL-16 ein Gegenstück zum HIMARS geschaffen, das wesentliche Elemente des US-Vorbilds übernimmt. Das System ist ein zentraler Bestandteil der chinesischen A2/AD-Strategie, die darauf abzielt, gegnerische Streitkräfte aus der Region fernzuhalten. Ein möglicher Einsatz wäre ein militärischer Konflikt um Taiwan. Die Inselrepublik, die Peking als Teil Chinas betrachtet, hatte kürzlich amerikanische HIMARS-Werfer bestellt.

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Pekings Himars

Der PHL-16 ist ebenfalls ein Mehrfachraketenwerfer. Die Raketen sind dabei auf einem schweren Allrad-Lkw montiert. Auch hier wurde ein modularer Aufbau gewählt, sodass die Raketenstarter mit geringem Aufwand gewechselt werden können. Der PHL-16 kann daher mit Flugkörpern unterschiedlicher Reichweite ausgestattet werden. Die Raketen nutzen GPS- und INS-gesteuerte Systeme, um eine hohe Zielgenauigkeit zu gewährleisten, und sie können verschiedene Sprengkopftypen wie Splitter- oder Hohlladungsmunition tragen.

Mit der Wahl eines Lastwagens als Basis anstelle eines Kettenfahrgestells, wie es etwa das MARS-System der Bundeswehr besitzt, setzen die Chinesen auf Beweglichkeit und geringen Wartungsaufwand statt auf Schutz. Im Vergleich zum leichteren Himars, das für den Lufttransport optimiert ist, benötigt der PHL-16 einen schwereren Träger. Eine rasche weltweite Verlegung spielt in der chinesischen Militärdoktrin keine Rolle. Bei einem Raketenwerfer ist der Nutzen einer Panzerung ohnehin fraglich, da eine Explosion der eigenen Raketen das Fahrzeug in jedem Fall zerstören würde.

Taiwan hatte 29 Himars bestellt, von denen elf im November 2024 geliefert wurden. Die Entwicklung des PHL-16 hatte lange davor begonnen: Erstmals wurde der Werfer 2019 anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der Volksrepublik China gezeigt. Westliche Experten schätzen, dass inzwischen etwa 120 Einheiten im Dienst sind.

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Reichweite deckt nicht nur Taiwan ab

Der Schwerlast-Lkw, der als Basis des PHL-16-Raketenwerfers fungiert, trägt die Bezeichnung WS2400 8x8 und ist etwa zwölf Meter lang, drei Meter breit und ebenso hoch. Die Besatzung besteht aus nur drei Personen, die Höchstgeschwindigkeit des Wagens soll 87 km/h betragen.

Der Wechsel der Startmodule erfolgt durch ein automatisiertes System. Der Werfer kann mit zehn 300-mm-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 130 km und mit acht 370-mm-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 km bestückt werden. Letztere können einen Gefechtskopf mitführen, der über dem Ziel in der Luft explodiert und so einen erhöhten Zerstörungsradius erreicht. Alternativ kann der PHL-16 bis zu zwei taktische ballistische Raketen vom Typ "Fire Dragon" aufnehmen, die eine Reichweite von bis zu 500 km haben. 

Der Hersteller Norinco ist einer der größten Rüstungshersteller der Welt und produziert neben Raketenwerfern auch Panzer, Artillerie, Kleinwaffen, Munition und zivile Produkte wie Baumaschinen. Norinco baut den Type-99-Panzer, die PLZ-05-Haubitzen und verschiedene Raketensysteme. Vom Raketenwerfer PHL-16 gibt es zudem eine Exportvariante, die AR-3.

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Überragende Feuerkraft

Die meisten dieser Werfer sind bei jenen chinesischen Truppen stationiert, die Taiwan gegenüberliegen. An der schmalsten Stelle ist die Insel nur 130 Kilometer vom Festland entfernt. In Ost-West-Richtung misst Taiwan 145 Kilometer, sodass eine Rakete vom Typ "Fire Dragon" das gesamte Gebiet der Republik China erreichen kann. Die Reichweite der "Fire Dragon" 480 deckt nicht nur Taiwan ab, sondern auch umliegende Gewässer, einschließlich der gesamten Taiwanstraße und Teile der Philippinen, wie die nördlichen Batanes-Inseln. 

Die "Fire Dragon" ist ebenfalls modular aufgebaut und kann auch den Seezielflugkörper TL-7B ins Ziel bringen. Selbst die kleineren 370-mm-Raketen können mit 300 Kilometern Reichweite den größten Teil Taiwans erreichen. Taiwan verfügt über Raketenabwehrsysteme wie das Patriot PAC-3 sowie über eigene Raketen wie die Hsiung Feng III oder Qingtian. Zusätzlich arbeitet Taiwan an der Sky Bow III, um ballistische Bedrohungen effektiver abzuwehren.

Große Raketenvorräte wahrscheinlich

Im Vergleich zum Himars hat die "Fire Dragon" derzeit einen Reichweitenvorteil. Allerdings arbeiten die USA bereits an Raketen mit einer Reichweite von bis zu 500 km. Der kleinere Lkw kann dann aber nur eine Waffe transportieren. Die groß angelegte Produktion des PHL-16 zeugt von Chinas Fähigkeit, militärische Systeme in großen Stückzahlen bereitzustellen. Wie viele Raketen Peking für die Werfer gehortet hat, wird naturgemäß nicht veröffentlicht. Die Einsatzdoktrin der PLA sieht generell große Munitionsvorräte vor, um auch über längere Zeit eine überragende Feuerkraft zu gewährleisten. Der Hersteller Norinco wäre in der Lage, Tausende von 300-mm- und 370-mm-Raketen sowie Hunderte bis möglicherweise wenige Tausend "Fire Dragon"-480-Raketen herzustellen. Allerdings sind derartige Raketen nicht unbegrenzt haltbar und müssen nach etwa 20 Jahren überholt werden, da wesentliche Bauteile wie die Elektronik veralten.

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