Der JBL Tour One M3 kostet in der einfachen Ausführung 300 Euro, womit klar ist, dass er in der Oberklasse mitspielen soll. Entsprechende Möglichkeiten hat er. Ob der Bluetooth-Kopfhörer damit auch spitze ist, zeigt der Praxistest.

Wenn man in die Kopfhörer-Bestenliste der Stiftung Warentest blickt, findet man etliche hervorragend positionierte JBL-Headsets, die eines gemeinsam haben: Sie sind günstig. Der mit der Gesamtnote 1,8 zweitplatzierte JBL 770NC kostet sogar durchschnittlich nur 84 Euro. Das Top-Modell JBL Tour One M2 hat zwar auch gut abgeschnitten, aber mit dem Qualitätsurteil 2,3 deutlich schwächer als der günstige Stallgefährte. Jetzt ist der Nachfolger auf dem Markt, und ntv.de hat ausprobiert, ob der Kopfhörer jetzt seinem hohen Preis von knapp 350 Euro entsprechend spitze ist.

Hochwertig und bequem

JBL hat das klassische Design praktisch unverändert gelassen. Der Tour One M3 ist zwar vollständig aus Kunststoff gefertigt, wirkt aber hochwertig und robust. Er lässt sich zusammenklappen und kommt in einer kompakten, ebenfalls sehr gut verarbeiteten Transportbox unter.

Der knapp 280 Gramm leichte Kopfhörer sitzt straff, aber bequem. Durch den festen Anpressdruck schließen die Kunstlederpolster an den Muscheln auch gut ab, womit bereits die passive Dämmung hoch ist. Auch mit einem dicken Brillengestell gab es im Test keine Probleme. Wie es sich für einen Kopfhörer dieser Preisklasse gehört, kann man die Polster bei Bedarf wechseln.

Gute Steuerung

Die Steuerung hat JBL gut gelöst. Um Songs zu unterbrechen und zu starten, vor- oder zurückzuspringen, tippt man ein-, zwei- oder dreimal auf eine Touchfläche auf der Außenseite der rechten Muschel. Liegt der Finger länger auf ihr, startet ein digitaler Assistent. Auch bei Telefonaten kommt die Touchfläche zum Einsatz.

Für den Daumen bequem erreichbar gibt es an der Unterseite eine Aktionstaste, mit der man zwischen aktiver Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus wechselt. Drückt man sie zweimal, pausiert die Musik und Außengeräusche werden verstärkt (Talk Thru). Über der Aktionstaste sitzt der Ein-Aus-Schalter, über den man auch die Bluetooth-Kopplung startet. Die Lautstärke regelt man mit dem Daumen über eine Wippe an der linken Muschel.

Schöner, manchmal zu entspannter Klang

Der Klang des JBL Tour One M3 zeichnet sich durch sauber definierte Mitten und glasklare, detailreiche Höhen aus. Die Bässe sind elastisch und reichen tief hinab. Insgesamt ist der Ton sehr neutral eingestellt und der Kopfhörer macht auch bei jedem Musikstil eine gute Figur. Speziell bei älteren Songs, die selbst wenig dynamisch sind, wirkt der Klang aber etwas zu zurückhaltend. So könnten vor allem die Bässe etwas mehr Wumms gebrauchen, gelegentlich fehlt es den Höhen ein wenig an Biss.

Zum Glück gibt es in der JBL-App einen umfangreichen Equalizer, mit dem man den Sound mit Voreinstellungen oder manuell feinjustiert anpassen kann. Meistens genügt es schon, ihn einzuschalten, denn dann wird umgehend der Bass leicht angehoben. Wenn man leise Musik hören möchte, bietet die App extra dafür einen dynamischen Equalizer. Insgesamt ist der Klang aber prima, und besser ist er ab Werk zurückhaltend als aufdringlich, was wesentlich schwieriger auszugleichen ist.

In der App findet man auch einen Hörtest, mit dem man den Klang an sein eigenes Hörvermögen anpassen kann. Je nach Nutzerin und Nutzer kann das einen großen Unterschied ausmachen.

Starkes Kabelangebot

Der JBL Tour One M3 unterstützt bei kompatiblen Smartphones und Songs neben SBC, AAC und LC3 den hochauflösenden Codec LDAC, was ein deutliches Plus an Qualität bringt. Leider sind dann aber einige Funktionen wie der dynamische Equalizer oder die Anpassung ans Gehör gesperrt.

Man kann aber durch einen integrierten Digital-to-Analog-Converter (DAC) Musik auch verlustfrei über Kabel hören. Dazu liefert JBL nicht nur ein USB-C-zu-Klinke- und ein USB-C-zu-USB-C-Kabel mit. In der Packung findet man auch einen USB-C-zu-USB-A-Adapter samt Sicherungsschlaufe. Top!

Wer möchte, kann für 50 Euro einen zusätzlichen Transmitter kaufen. Über den Smart Tx kann man den Kopfhörer dann mit Geräten verbinden, die kein Bluetooth haben. Zudem unterstützt das kleine Gerät Auracast. ntv.de hat den Kopfhörer ohne Transmitter getestet.

Der Tour One M3 selbst beherrscht Raumsound (Spatial Audio) und kann so auch normalen Stereo-Tracks einen räumlichen Klang verleihen. Das klingt oft richtig gut, manchmal aber irgendwie "falsch". Außerdem muss man auch für diesen Effekt LDAC deaktivieren. Zusätzlich kann man Headtracking nutzen, wobei die Musikquelle scheinbar an Ort und Stelle bleibt, wenn man den Kopf dreht.

Hervorragendes ANC

Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) ist ausgezeichnet, speziell bei höheren Frequenzen. Sie passt sich auf Wunsch an den Ohrkanal, und wenn man möchte, auch automatisch an die Umgebung an. Gleichmäßiges Rauschen im Flugzeug oder der Bahn filtert der Kopfhörer nahezu vollständig heraus. Auch an belebten Straßen hat man weitgehend seine Ruhe. Stark ist zudem, wie der Tour One M3 im Büro Stimmen oder klappernde Tastaturen sehr effektiv dämpft und wie lässig er mit starkem Wind umgeht.

Die Geräuschunterdrückung macht auch bei Telefonaten einen guten Job. Spannend ist hier, dass man den Klang der eigenen Stimme und den von Gesprächspartnern in der App anpassen kann. Ebenso lässt sich regeln, wie laut man sich selbst hört.

Der Transparenzmodus ist ebenfalls ausgezeichnet. Er wirkt natürlich, und wie stark man Umgebungsgeräusche hört, kann man stufenlos einstellen. Das Eigenrauschen ist selbst auf höchster Stufe gering. Prima: Man kann den Kopfhörer auch mit individuellen Einstellungen nutzen, um in lauten Umgebungen eine Hörschwäche auszugleichen.

Entspannte Extras, enorme Ausdauer

Die ausgezeichnete, umfangreiche App bietet als willkommenes Extra einen Entspannungsmodus. Mit ihm kann man für einen einstellbaren Zeitraum fünf verschiedene Naturgeräusche wie prasselnden Regen oder raschelndes Lagerfeuer einzeln hören oder mischen. Möchte man dabei einschlafen, kann man festlegen, dass sich der Kopfhörer nach einer bestimmten Zeit abschaltet.

Um ungestört ein Nickerchen zu machen, gibt es außerdem "SilentNow". Dabei wird die Bluetooth-Verbindung gekappt und ANC aktiviert. Damit man nicht verschläft, ist ein Wecker integriert.

Der Kopfhörer hält laut JBL mit aktivem ANC bis zu 40 Stunden durch, ohne 70. Von den Test-Stunden hochgerechnet, sind die Werte absolut plausibel. Sollte der Akku doch mal leer sein, kann man nach fünf Minuten am Netzteil wieder knapp fünf Stunden Musik hören.

Fazit

Der JBL Tour One M3 ist ein sehr guter Kopfhörer, der vor allem mit seinen vielen Möglichkeiten überzeugt. Seine aktive Geräuschunterdrückung ist über jeden Zweifel erhaben, und die Ausdauer ist beeindruckend. Ob man den Tour One M3 für absolute Spitze hält, hängt davon ab, ob man seinen schönen, aber etwas schüchternen Klang mag und eventuell etwas Zeit in dessen Optimierung investiert.

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