Über weite Teile des Irans hat Israel eine absolute Luftherrschaft errichtet. Die Luftabwehr des Erzfeindes wurde weitgehend zerstört und kann die Manöver der israelischen Luftwaffe kaum noch behindern, stoppen schon gar nicht. Einzelne Abschüsse von Drohnen ändern an diesem Gesamtbild nichts.
Alles entschieden also? Mitnichten.
Trotz seiner Dominanz erreicht Israel zwei entscheidende Kriegsziele nämlich nicht: Die Anlagen zur Urananreicherung sind weitgehend intakt, und auch die gewaltigen Magazine von Drohnen und Raketen konnten nicht ausgeschaltet werden. Wieso? Das Mullah-Regime hat diese strategisch wichtigen Anlagen unter die Erde verbannt, in angelegte Bunker und bergwerksähnliche Stollen. Anlagen wie Natanz und Fordo.
Fordo liegt bis zu 90 Meter unter Berggestein und wurde mit mehrschichtigen Betonstrukturen und dezentralen Tunnelsystemen gehärtet. Das sichert das Depot gegen Bomben des Gegners, jedenfalls zu großen Teilen. Die Israelis sind zwar in der Lage, die Teile von Anlagen, die sich an der Oberfläche befinden, zu zerstören und auch die Eingänge und Zufahrten zu treffen. Den eigentlichen "Bunker"-Teil aber erreichen sie nicht. Heißt: Sie können die Anlagen für eine gewisse Zeit blockieren, doch auf lange Sicht – und vor allem im Falle eines Waffenstillstands – sind die Herzstücke wieder freilegbar.

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Zu mächtig für die meisten Bomben
Normale Bomben und Fernwaffen wie Marschflugkörper und Raketen können diese Art von Bunkern nicht "knacken" – die Armierung ist zu stark und die Erd- und Gesteinsschichten darüber zu mächtig. Die meisten Raketen haben einen Sprengkopf von etwa 500 Kilogramm. Sollte der an der Oberfläche detonieren, dürften nicht einmal die Gläser in der unterirdischen Anlage zittern. Auch spezielle Bunkerbrecher, etwa der deutsche Taurus, sind nicht für Tiefbunker ausgelegt. Israel nutzt die SPICE-2000 mit einem 900-kg-Sprengkopf, die jedoch ebenfalls nicht durchschlagskräftig genug ist. Es ist ein Problem, wie es die Russen in der Ukraine ebenfalls haben: Die bombensicheren Fabrikanlagen der UdSSR aus dem Kalten Krieg und teils aus der Stalin-Ära trotzen dort ebenso den Bombardements.
Methoden der Bunkerbrecher
Es gibt jedoch spezielle Waffen gegen derartige Tiefbunker, im Prinzip sind es drei Methoden. Man kann an der Oberfläche eine gewaltige Explosion erzeugen, die im Wesentlichen nach unten wirkt. Vergleichbar dem Prinzip eines gewaltigen Hammerschlages, zerstört so eine Explosion alle Strukturen darunter – so wirken die "Mutter aller Bomben" (GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast, MOAB) aus den USA und der russische "Vater aller Bomben" (АВБПМ, Flugzeug-Vakuumbombe mit gesteigerter Kraft). Beide sind thermobarische Waffen, die durch Druckwellen funktionieren, aber nur oberflächennahe Ziele effektiv treffen.
Die USA zerstörten mit der MOAB am 13. April 2017 eine vom IS genutzte Bunkeranlage in Afghanistan. Das Problem beider Bomben: Sie wirken nicht beliebig tief. Im Falle eines dynamischen Landkrieges kann das unwichtig sein, da Zugänge und Luftversorgung wirksam zerstört werden. Dass man irgendwann die unbeschädigten Teile wieder ausgraben kann, wäre dann unerheblich.
Eine andere Methode: Bomben, die in den Boden eindringen, dort explodieren und eine Art lokales Erdbeben auslösen. Die US-amerikanische GBU-28 "Deep Throat", die etwa 6 Meter Beton durchdringt, wäre dafür ein Beispiel. Sie wurde im Golfkrieg 1991 eingesetzt. Doch auch hier ist die Wirkung auf besonders tief angelegte Anlagen begrenzt.

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Die GBU-57 dringt ein
Die GBU-57 indes, auf die nicht wenige Israelis hoffen, nutzt eine dritte Methode, ähnlich einem klassischen panzerbrechenden Geschoss. Ihre genaue Bezeichnung lautet: GBU-57A/B Massive Ordnance Penetrator (MOP). Übersetzt: schwerer Bomben-Eindringkörper. Die GBU-57 stürzt mit hoher Geschwindigkeit auf die Oberfläche, kann in bis zu 60 Meter Erde oder 8 Meter gehärteten Beton eindringen und dann die Armierung des Bunkers durchschlagen. Erst im Inneren kommt es zur eigentlichen Explosion. Ihr Sprengkopf enthält etwa 2,4 Tonnen Sprengstoff, was in einem geschlossenen Bunkersystem verheerend wirkt. Die GBU-57 wurde 2011 in Dienst gestellt und 2016 für Anlagen wie Fordo verbessert. Jede Bombe kostet etwa 3,5 Millionen US-Dollar, die USA besitzen derer nur etwa 20 Stück. Die Entwicklung basierte auf Erfahrungen mit der GBU-28 im Golfkrieg 1991.
Die GBU-57 ist zunächst ein Wuchtgeschoss, sie dringt durch ihre hohe kinetische Energie in den Boden ein. Die kinetische Energie ergibt sich aus der Geschwindigkeit und der Masse der Bombe. Allerdings ist die Masse auch der Hauptnachteil: Eine Bombe wiegt 14 Tonnen und kann daher nicht von einem Kampfflugzeug eingesetzt werden. Die strategischen Bomber der USA vom Typ B-2 Spirit sind dazu in der Lage. Auch die B-52 Stratofortress könnte sie theoretisch tragen, aber die B-2 wird wegen ihrer Tarnfähigkeit bevorzugt. Israel selbst verfügt nicht über entsprechende schwere Bombenflugzeuge – und wäre deshalb auf eine direkte Beteiligung der USA am Krieg angewiesen. Eine solche Bereitschaft ist noch nicht zu erkennen, auch wenn der erratische US-Präsident immer mal wieder Andeutungen streut. Zudem ist die GBU-57 eine Bombe, die zwar selbstständig ihr Ziel ansteuert, aber dennoch aus aus nicht allzu großer Entfernung abgeworfen werden muss.

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An der Grenze des Möglichen
Und damit noch nicht genug der Einschränkungen – denn das größte Problem besteht in Art und Anzahl der Ziele. Auch die Durchdringung einer GBU-57 ist nicht unendlich. Kammern unter einem Berg wird sie nicht erreichen können. Zudem ist ihre zerstörerische Wirkung begrenzt. Von einem Bunkerraum oder einer Kaverne, die sie erreicht, wird wenig übrig bleiben. Doch bei weitläufigen Anlagen, bei denen einzelne Bereiche durch Schächte und Schotts voneinander getrennt sind, dürfte eine Bombe nur das getroffene Segment zerstören, nicht aber den ganzen Komplex.
Auch ist die prinzipielle Wirkungsweise der Bombe bekannt. Und deshalb davon auszugehen, dass die iranischen Anlagen so ausgelegt wurden, dass sie einem Angriff eines solchen Penetrators widerstehen oder zumindest den Schaden begrenzen. Um das gesamte iranische Arsenal niederzukämpfen, bedürfte es einer großen Anzahl von Angriffen. Angesichts der geringen Anzahl an Bomben unmöglich. Geht es jedoch vor allem darum, die symbolisch wichtigen Anlagen wie Natanz oder Fordo auszuschalten, wäre die GBU-57 eine denkbare Option.
Am 27. September 2024 wandten die Israelis eine Methode an, die eine Wirkung wie die GBU-57 hervorbringt, ohne dass eine so schwere Bombe benutzt wurde. Damals griffen sie einen Kommandobunker in Beirut an, der sich unter Wohnhäusern im Stadtteil Haret Hreik befand – so zumindest die israelische Darstellung. Mit mehreren Wellen von Angriffen wurde zunächst die oberirdische Bebauung zerstört. Weitere Explosionen verteilten den Schutt; dieses Loch im Boden wurde dann genutzt, um den eigentlichen Bunker anzugreifen. Israel setzte über 80 bunkerbrechende Bomben ein, vermutlich BLU-109 oder SPICE-2000 mit 900-kg-Sprengköpfen. Solche Angriffe sind extrem aufwendig, aber im Iran trotzdem denkbar.
Jedenfalls für den Fall, dass die USA diesen Krieg vor allem von außen betrachten und den Einsatz einer GBU-57 verweigern.
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