Es war der ganz große Wurf: Zum ersten Mal seit zwölf Jahren hat Apple seinen Betriebssystemen für iPhone, iPad und Co. ein Makeover gegönnt. Selbst bei den Namen wurde (fast) alles umgeworfen. Doch die Eröffnungs-Keynote zur Hausmesse WWDC war mehr als die Ankündigung eines neuen Designs. Sie war ein klares Signal Apples: Wir wissen, was wir tun.
Die Keynote besann sich ganz auf die Stärken des Konzerns. Schickes Design, smarte und nützliche Ideen nah am Nutzer und eine große Portion der Apple-Marketing-Magie, mit der man auch kleine und manchmal gar nicht so neue Neuerungen zu einem ganz großen Feuerwerk zusammenmischt. Apple, so der Eindruck nach der in atemberaubenden Tempo durchgehechelten Präsentation, setzt seine eigenen Maßstäbe. Und die Branche kann dann folgen.
Apple setzt auf alte Stärke
Vor allem in zwei Aspekten konnte Apple heute seine Magie zeigen: beim neuen Design und bei der Umbenennung seiner Betriebssysteme. Bei ersterem liegt der Apple-Faktor auf der Hand: Die vom Design der Vision-Pro-Oberfläche gedachte Glas-Optik lässt die Betriebssysteme auf einen Schlag moderner wirken als alles andere auf dem Markt, sorgt für einen konsistenten Look aller Apple-Geräte. Hier kann Apple seine Muskeln als Design-Ikone spielen lassen.
Die Umbenennung zeigt die zweite große Stärke des Unternehmens: Sie ist geniales Marketing. Egal ob iOS 18, WatchOS 10 oder VisionOS 2: Alle Systeme machen nun einen gewaltigen Sprung nach vorne auf Systemversion 26. Man wolle die Systeme nach dem Jahr benennen, für die sie gedacht sind, erklärte Software-Chef Craig Federighi. Tatsächlich hat die Umbenennung aber zwei weitere Effekte: Apple hat nun über alle Systeme die gleiche Versionsnummer – und alle machen psychologisch einen gewaltigen Sprung nach vorne. Schließlich wirkt iOS 26 deutlich moderner als Version 19.
Kombiniert mit zahlreichen, gut platzierten Neuerungen im System, etwa einer überarbeiteten Kamera- und Telefon-App, vielen lange erwarteten Funktionen wie Multitasking auf dem iPad und Unmengen an kleineren Tweaks im System hat das einen gewaltigen Effekt: Die neuen Systeme fühlen sich – endlich – mal wieder wie der große Wurf an.

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Hinter dem Hype
Dass Apple diese Magie wieder findet, war dringend nötig. Letztes Jahr zur selben Zeit hatte Apple seine wohl umstrittenste Neuerung angekündigt: Die KI-Offensive Apple Intelligence. Auch die enthielt starke Ansätze, etwa den Versuch, KI mit dem für Apple typischen Fokus auf Privatsphäre zu verbinden. Grundsätzlich war es aber ein Eingeständnis: Apple war vom Erfolg von Sprach-KIs wie ChatGPT überrumpelt worden, musste der Konkurrenz hinterherlaufen. Dass die vollmundigen Versprechen von Apple Intelligence bis heute nicht voll erfüllt wurden und etwa die smartere Siri auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste (hier erfahren Sie mehr), verstärkte den Eindruck noch: Apple hinkt der Konkurrenz hinterher.
Für Apple muss das besonders geschmerzt haben. Wohl kein Unternehmen auf der Welt feilt im selben Ausmaß an seiner Außenwirkung, an einem Ruf perfektionistischer Innovationstreiber. Das Dilemma mit Apple Intelligence hatte beiden Aspekten geschadet.

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Und das eigentlich völlig ohne Not. Schaut man genau hin, ist Apple nämlich fast nie das Unternehmen, das als erstes eine neue Technologie herausbringt. Das iPhone war nicht das erste Touchscreen-Smartphone, die Apple Watch nicht die erste Smartwatch, der Mac nicht der erste Computer, der iPod nicht der erste MP3-Player. Dass diese Produkte als geniale Innovationen gelten, hat vor allem einen Grund: Sie alle waren durchdachter, perfektionistischer und schlicht schicker als alles, was vor ihnen kam. Und sie alle lösten eine Welle von Nachahmern aus, die diese Magie ebenfalls einzufangen versuchte.
Ausgerechnet beim Hype-Thema KI hatte Apple das nicht geschafft, obwohl das Unternehmen seit Jahren die Technologie vorantreibt. Mit Siri hatte man den ersten Sprachassistenten überhaupt auf den Markt gebracht, unzählige Features der Apple-Geräte basieren auf KI – ohne so beworben worden zu sein.
KI als Randnotiz
Bei der Keynote zur WWDC 2025 wurde das Thema deshalb wieder deutlich zurückgefahren. Ja, Apple Intelligence gibt es noch, erklärte Federighi gleich zu Anfang. Viele der neuen Funktionen bauten weiter darauf auf, betonte er. Der Fokus lag aber auf dem Blick in die Zukunft und das neue Design.
Hier konnte der Konzern wieder voll seine Stärke ausspielen. Das "Liquid Glass" genannte Neudesign zieht sich durch sämtliche Systeme vom iPhone, über den Mac bis zum Apple TV und dem Auto-System Car Play. Überall sorgen die auf einer Art animiertem Glas basierenden Designelemente nicht nur für eine frische Optik. Mit sich einblendenden Menüs, halb- oder vollständig transparenten Flächen und sich erweiternden, schwebenden Fenstern ändert es auch die Benutzererfahrung. Damit könnte es eine direktere Auswirkung auf den Alltag vieler Nutzer haben, als es bei den vielen KI-Versprechen der Branche aktuell noch der Fall ist.
Blick in die Zukunft?
Interessanterweise könnte das neue Design deutlich mehr sein, als ein neuer Anstrich des Systems. In den Glasoberflächen deuten sich nämlich gleich zwei Geräte an, an denen der Konzern Gerüchten zufolge in seinen Geheimlabors tüftelt.
Zum einen ist da das große Jubiläums-iPhone, das zum 20. Geburtstag von Apples wichtigstem Produkt 2027 erscheinen soll. Laut Insiderquellen soll Apple ein Gerät planen, das quasi komplett aus Glas besteht – inklusive des Rahmens. Der neue Betriebssystem-Look wäre für ein solches Smartphone quasi wie gemacht.
Noch wichtiger könnte die neue Optik aber bei Apples geplantem Nachfolger des iPhones werden: einer vollwertigen Augmented-Reality-Brille, im Gehäuse eines normalen Brillengestells. Diese noch Jahre entfernte Weiterentwicklung der Vision Pro soll nach der Vision Tim Cooks irgendwann das Smartphone beerben, indem sie die Inhalte direkt über unser Sichtfeld legt. Und was würde dabei natürlicher wirken, als ein Betriebssystem im Glas-Look?
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