Er verstand wie kein anderer Modeschöpfer, was Frauen tragen wollen. Vielleicht, weil er sie liebte, aber nicht begehrte. Nichts kleide eine Frau besser als die Arme des Mannes, der sie liebt, hat Yves Saint Laurent einmal gesagt. "Für alle, die nicht dieses Glück haben, bin ich da."
Das Versprechen hat er gehalten, ein halbes Jahrhundert lang. In dieser Zeit prägte er mit seinen Entwürfen immer wieder den Stil der modernen Frau, die endlich gleichberechtigt sein wollte. Und das, ohne ihr dabei die Weiblichkeit zu nehmen.
Seine Klassenkameraden quälen ihn, sperren ihn ein
Er war so schüchtern, dass er oft nur flüsternd sprach – und gleichzeitig schon als Junge davon überzeugt, dass sein Name mal ein großer in der Pariser Modeszene würde. In Algerien geboren als Sohn wohlhabender Franzosen erlebt Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent schon früh, dass er anders ist. Seine Klassenkameraden quälen ihn, sperren ihn auf dem Klo ein. Mit 14 Jahren entwirft er die ersten Kleider für die Puppen seiner Schwestern. 1953, nach dem Abitur, geht er nach Paris, beginnt eine Ausbildung zum Modezeichner. Schon bald wird Christian Dior auf ihn aufmerksam. Er stellt das junge Talent ein, und als der Meister 1957 überraschend stirbt, ist Yves Saint Laurent plötzlich Chefdesigner des wichtigsten französischen Modehauses – mit gerade einmal 21 Jahren.
Gleich seine erste Couture-Kollektion macht ihn zum neuen Star am Modehimmel. Mit der "Trapez-Linie" schafft er die typische Wespentaille von Dior ab – seine Kleider fallen von der Schulter weit nach unten. Saint Laurent lässt die Frauen aufatmen, schenkt ihnen Bewegungsfreiheit, Leichtigkeit und lässt sie dennoch elegant aussehen. Viele Moderedakteurinnen hätten beim Defilée vor Rührung geweint, heißt es.

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Drei Jahre später wird Yves Saint Laurent eingezogen, um im Algerienkrieg zu kämpfen. Er, der schon in der Schule so litt, muss zur Armee. Sie beschimpfen ihn als "Schwuchtel", schutzlos ist er den Feindseligkeiten ausgesetzt. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch, landet in der Psychiatrie. Die Ärzte behandeln ihn mit Elektroschocks und Sedativa – seine lebenslange Drogen- und Alkoholabhängigkeit beginnt.
Der Beginn einer langen Liebe und ewigen Freundschaft
Einzig seinen Lebensgefährten Pierre Bergé will er in dieser Zeit sehen. Er hatte ihn bei Christian Diors Beerdigung kennengelernt – der Beginn einer langen Liebe und ewigen Freundschaft. Bergé kämpft um seinen Yves, nach drei Monaten wird er entlassen. Seine Ängste bleiben, doch er macht weiter. Mit Bergé verklagt er Dior – dort hatte man ihn nach seinem Zusammenbruch rausgeworfen. Die Entschädigung ist ein gutes Startkapital für die Gründung seines eigenen Labels. Von da an geht es bergauf.
Immer wieder revolutioniert Saint Laurent nun die Mode. 1966 erfindet er den Nude-Look – transparente Organza-Stoffe, unter denen der Busen durchblitzt – und begleitet damit die sexuelle Revolution. Als Erster verbindet er Mode mit Kunst, seiner zweiten Leidenschaft. Er bricht die Regeln der Haute Couture, verkauft in seiner Boutique "Rive Gauche" bezahlbare Kleidung von der Stange. Und er kreiert mit "Le Smoking" den stoffgewordenen Anspruch auf weibliche Selbstbestimmung – in einer Zeit, in der Hosen tragende Frauen immer noch umstritten sind. Catherine Deneuve, Liza Minnelli, Bianca Jagger, sie alle tragen fortan Anzüge von Saint Laurent, glamourös und lässig. Ein Moment, der die Frauenmode für immer verändert. "Chanel schenkte den Frauen die Freiheit, ich konnte ihnen die Macht geben", hat er selbst einmal gesagt.
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