Insgesamt knapp 1,2 Millionen Überstunden haben die Deutschen im vergangenen Jahr abgeleistet. Trotzdem ist Kanzler Friedrich Merz der Meinung, dass die Deutschen mehr arbeiten müssten. Wie das gehen soll, hat CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zuletzt skizziert: Für Rentner will die Union Anreize schaffen, damit sie ihren Ruhestand freiwillig aufschieben. Und auch Bürgergeldempfänger will die Partei in die Pflicht nehmen.
Die Arbeitsmoral der Union hat in Deutschland eine neue Debatte um die Work-Life-Balance ausgelöst. Entsprechend hitzig wurde das Thema dann am Dienstagabend in der Runde von Sandra Maischberger diskutiert. Dort verteidigte der Kanzleramtschef Thorsten Frei die Haltung seiner Partei. Die Arbeitszeit pro Kopf sei in Deutschland in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

CDU-Generalsekretär Wer muss mehr leisten? "Zuallererst Bürgergeldempfänger, die arbeiten könnten"
Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang meinte nur: "Ich mache mir bei Carsten Linnemann Sorgen, dass er sagt, morgen müssen die Kinder im Land arbeiten." Wer das Konzept der Rente nicht verstanden habe, sollte besser nicht darüber sprechen, sagte sie und kritisierte die Merz-Regierung dafür, dass sie das Land "faul" rede.
Sandra Maischberger muss die Debatte abbrechen
Tatsächlich stehen im internationalen Vergleich auf den deutschen Stundenzetteln deutlich weniger Arbeitsstunden als in anderen Ländern. In Europa liegt die Bundesrepublik mit knapp 35 Stunden auf dem drittletzten Platz vor Dänemark und den Niederlanden. Dafür verzeichnet Deutschland überdurchschnittlich viele Überstunden – bei den unbezahlten ist das Land sogar europaweiter Spitzenreiter, obwohl die Zahl in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist.
15 Prozent Frauen würden gerne mehr arbeiten, sagte Lang in der Sendung "Maischberger". Zudem würden heute so viele 20- bis 25-Jährige arbeiten wie zuletzt vor 30 Jahren. Lang forderte, die Arbeitnehmer mehr zu unterstützen, mit mehr Kitaplätze, einem Mindestlohn von 15 Euro, Mieten, mit denen man leben könne, und Angebote für Familien.
Frei wollte den Vorwurf, er rede die Deutschen faul, nicht auf sich sitzen lassen. Natürlich müsse man sich auch fragen, warum Tausende sozialversicherte Beschäftige zusätzlich noch einen Minijob hätten und lieferte die Antwort gleich selbst: "Überstunden sind nicht lukrativ, weil sie viel zu stark besteuert werden." Deshalb setze sich die Partei dafür ein, dass die Steuern auf zusätzliche Stunden entfallen. "Wir brauchen echte Anreize für Leute, die sich engagieren und voll reinhängen."

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Ricarda Lang fand diese Aussage fragwürdig. "Wenn jemand voll Vollzeit sozialversicherungspflichtig arbeiten und daneben einen Minijob braucht, dann hat das nichts mit den Überstunden zu tun, sondern damit, dass die Person nicht genug verdient, um damit zu leben." Frei beharrte auf dem Gegenteil. Es gebe genug Leute, die das gerne täten, um sich zusätzlich etwas zu gönnen. "Jeder entscheidet selbst, wie viel er machen möchte und die, die gerne mehr machen möchten, sollen auch mehr davon haben, darum geht es", betonte er. Ein gerechtes Steuersystem sei ein Anfang. Ricarda Lang pochte darauf, dass es dann aber auch mehr Kitaplätze bräuchte.
An diesem Punkte reichte es Moderatorin Sandra Maischberger. Sie brach die Diskussion ab mit den Worten: "Ich sehe schon, sie wären keine harmonische Regierung gewesen."
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