Der Eurovision Song Contest soll ein Fest des Friedens sein, eine gigantische, länderübergreifende Feier des Zusammenhalts und der Verständigung. Der ESC verstand und versteht sich immer auch als großes europäisches Projekt, wo jenseits aller Länder- und Geschlechtergrenzen mit viel Pomp und Spektakel nach fairen Regeln um den besten Song gerungen wird.
In diesem Jahr gewann der österreichische Countertenor JJ mit dem Song "Wasted Love", ein Mix aus Ballade, Opernarie und Elektrosound. Zusammengerechnet erhielt JJ die meisten Punkte von den Länderjurys (248) und aus dem Publikumvoting (178). Den sogenannten Experten gefiel das Lied also deutlich besser als dem Publikum. Beim zweiten Platz stellte sich die Stimmverteilung anders dar. Dort war überraschend die israelische Sängerin Yuval Raphael mit "New Day will Rise" gelandet. Den Erfolg verdankte sie allerdings allein dem starken Ergebnis des Publikumsvotings. Wäre es nur nach den Zuschauern gegangen, hätte Yuval Raphael den ESC haushoch gewonnen: 297 Punkte heimste sie ein, von den Jurys bekam sie kümmerliche 60 Punkte.
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Pedro Sánchez' Aussagen sind beschämend
Man kann darüber streiten, ob solch ein Abstimmungsmodus Sinn ergibt, gerade weil Experten- und Zuschauermeinung sich oft stark unterscheiden. Doch das sind die Regeln. Dass hinterher nicht alle mit den Ergebnissen einverstanden sind und sich einige ungerecht bewertet fühlen, ist normal. Gemecker gehört dazu, das ist beim ESC nicht anders als beim Fußball.
Was sich jetzt aber der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez von der sozialistischen Partei mit Blick auf den Ausgang des ESC erlaubt hat, ist nicht nur peinlich, es ist beschämend. Sanchez hat den Ausschluss Israels vom Wettbewerb gefordert – offenbar passt ihm das Ergebnis des Publikumsvotings nicht. Sanchez begründete die Forderung mit dem militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen. Noch perfider wird Sanchez' Forderung dadurch, dass er die israelische Offensive im Gazastreifen mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verglichen hat. Sanchez sieht hier doppelte Standards angewandt, wenn Russland nicht am ESC teilnehmen dürfe, Israel aber schon. Dass er bei der Beurteilung die barbarische Attacke der Hamas-Terroristen auf Israel unterschlägt, ist schwer erträglich. Er selbst ist es, der doppelte Standards anwendet.

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Sanchez nahm mit seinen Aussagen eine Stimmung im Land auf, die teilweise israelfeindlich ist. Der staatliche Sender RTVE kündigte an, man werde eine Überprüfung des Publikumsvotings beantragen. "Mehrere Länder werden ebenfalls denselben Antrag stellen, da sie der Ansicht sind, dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte", teilte der Sender mit. Was genau der "kulturelle Charakter" des ESC ist, sagte der Sender nicht.
Der ESC wird dem Hass trotzen – hoffentlich
Das alles hört sich nicht nur nach schlechten Verlierern an – das wäre schon schlimm genug. Spanien landete auf dem 24. Platz von 26 (Wir Deutschen wissen, was diese Schmach bedeutet). Vielmehr fügen sich die Töne aus Spanien in eine israelfeindliche Atmosphäre ein, die über diesem ESC in Basel wie Mehltau lag. Die Polizei verhinderte einen Farbbeutel-Anschlag auf Yuval Raphael, es gab Buhrufe gegen die Sängerin während einer Probe, ein propalästinensischer Demonstrant zeigte eine Kopf-ab-Geste, und Vorjahressieger Nemo aus der Schweiz forderte im Vorfeld ebenfalls, Israel auszuschließen. Wie auch im vergangenen Jahr schon wurde Israel von vielen zum Paria herabgewürdigt.
Es sei daran erinnert: Die Sängerin Yuval Raphael wurde selbst Opfer des brutalen Angriffs der Menschenverächter von der Hamas. Sie war auf dem Supernova-Festival, das zu den Zielen der Terroristen gehörte. Sie überlebte, weil sie sich unter den Leichen ihrer getöteten Landsleute versteckte. Die 24-Jährige wird dem antisemitischen Hass trotzen, der jetzt auf sie niedergeprasselt ist, der wohlgemerkt kaum etwas mit legitimer Kritik am Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen zu tun hat. Bleibt für die Fans nur zu hoffen, dass dem ESC das ebenfalls gelingt. Die Hoffnung sollte man nicht aufgeben.
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