Bedauerlicherweise war der unbekannte Künstler, der im ersten Jahrhundert vor Christus die „Venus Medici“ schuf, noch nicht auf dem fortgeschrittenen Bewusstseinsstand des frühen 21. Jahrhunderts. Dann hätte er die Göttin der Liebe gewiss als genitalgepiercte Frau mit Problempony dargestellt, deren Tätowierungen so groß wie Helgoland und so hässlich wie ein Autobahnkreuz sind. Dann hätte man sie gut 2000 Jahre später als Symbol weiblichen Empowerments interpretieren können. Dann hätte die Kopie der Skulptur vielleicht im Vorraum des „Bundesamts für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen“ in Berlin-Weißensee bleiben dürfen. Dann hätte die Gleichstellungsbeauftragte des Hauses niemals einen Hinweis gegeben, dass das Werk als „sexistisch“ empfunden werden „könnte“ (könnte!) und keinen „Handlungsbedarf aufgrund des Bundesgleichstellungsgesetzes“ gesehen.
So aber – weil man es in der Antike und auch im 18. Jahrhundert, als die Kopie entstand, noch nicht so herrlich weit gebracht hatte wie heute – verschwand das einzige Erfreuliche, das die Besucher in der Bundesbehörde erwartete, erst mal wieder in den Kunstdepots der Bundesrepublik. Die Abschiebung der Venus fand schon 2024 statt, wurde aber erst jetzt bekannt und von verschiedenen Medien thematisiert.
Die Kopie ist ein Produkt des Klassizismus. Das war eine künstlerische Bewegung, die ab etwa 1770 die Griechen als Inspiration für eine neue Zeit feierte. Ihr deutsche Meisterdenker war der schwule Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann. Goethe und Schinkel gehörten dazu. Typisch waren klare Formen, Harmonie und eine ideale Darstellung, die die Welt nicht hässlicher, sondern schöner machen sollte.
Das ist natürlich das Gegenteil von Gleichstellungsbeauftragen-Kunst. Was in dieser geistigen Sphäre als akzeptable Kunst gilt, war auf der letzten Documenta und jetzt beim Theatertreffen zu sehen: antisemitisches Krickelkrakel aus dem Globalen Süden und Stücke mit Frauen, die von einer „feministischen“ Regisseurin dazu manipuliert wurden, sich Fleischstückchen aus dem Körper zu schneiden und diese dann zu braten und zu essen.
Die Folgen der Intervention der Gleichstellungsbeauftragten sind übrigens aus feministischer Sicht ganz furchtbar: Die Nackte steht nun im Leipziger Museum Grassi, wo sie viel mehr Menschen sehen und von ihrem „Sexismus“ traumatisiert werden könnten als im Vorraum einer abgelegenen Behörde. Vielleicht ist man dort aber auch geistig besser gewappnet gegen den schockierenden Anblick. Der Museumsdirektor Olav Thormann sagte „Bild“: „Den weiblichen Akt gibt es – genauso wie den männlichen – seit Anbeginn in der Kunstgeschichte. Daraus Sexismus zu konstruieren, verfehlt die gesamte Kunstgeschichte und ich möchte sagen, sogar den Blick auf etwas zutiefst Menschliches.“
Die ganze Angelegenheit ist ein weiteres Argument für die völlige Abschaffung des ausgeuferten Beauftragten-Wesens in deutschen Behörden. Denn das ist ohnehin vor allem eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Menschen, die in Neo-Geisteswissenschaften und in NGOs nur gelernt haben, dort Diskriminierungen zu erkennen, wo sie sonst keiner sieht. Die neue Bundesregierung hat als eine ihrer ersten Maßnahmen angekündigt, mindestens zwei Dutzend Sonderbeauftragte abzuschaffen. Auf diesem Wege sollten Merz & Co weitergehen.
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