Ein im Nebel auftauchendes uraltes Schiffswrack. Tiefschwarz. Wer es betritt, verschwindet spurlos. Wer darüber spricht, wird von einer mysteriösen Geheimdienstabteilung aus dem Verkehr gezogen. Ein Junge, der zu viel weiß. Eine schreckliche Vorahnung. "The next level of Mystery-Thriller"!

Es leben die Fake News! Das scheint nicht nur das treibende Motto von Donald Trump und Elon Musk zu sein. Auch eine mysteriöse Abteilung des niederländischen Geheimdienstes hat sich das in dem neuen Mystery-Thrillers "Orakel" von Thomas Olde Heuvelt auf ihre Fahnen geschrieben. Als urplötzlich auf einem brachliegenden Tulpenfeld an der Nordseeküste ein uraltes, von Seepocken übersätes, tiefschwarzes Schiffswrack auftaucht und jeder, der es betritt, spurlos verschwindet, hat die unter dem Radar arbeitende Abteilung falschmeldungstechnisch jede Menge zu tun.

Der 13 Jahre alte Luca Wolf hat es entdeckt. Gemeinsam mit seiner Freundin Emma auf dem Weg zur Schule radelnd, sehen sie das auf der Seite liegende Schiff namens "Orakel" aus dem Nebel auftauchend. Emma betritt es. Und ist weg. Luca bekommt es mit der Angst zu tun, ruft seinen Vater an. Der kommt, will helfen - und ist ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt, nachdem er ins Wrack geklettert ist. Zwei Jugendliche erleben das gleiche Schicksal, mehrere Polizisten ebenfalls.

Die breite Öffentlichkeit erfährt von alldem nichts. Die "Abteilung" sorgt dafür. Sie stampft eine Ausstellung über die glorreiche Vergangenheit der niederländischen Schifffahrt aus dem Boden, zwingt Luca und seine Mutter, die Klappe zu halten, bringt sie und weitere Zeugen in mehrere Safehouses und lässt einen Mystery-Experten aus den USA einfliegen: Robert Grim.

Gebt und gebt im Überfluss

Grim ist mittlerweile 67 Jahre und ein Alkoholiker vor dem Herrn. Aber wer kann es ihm verübeln? Schließlich ist er der einzige Überlebende und Zeuge des Verschwindens eines ganzen Ortes, Black Spring, nahe New York. Mittlerweile gehört das Gebiet zum Militärkomplex West Point und Grim wurde ruhig gestellt. Nun soll er das Geheimnis um das plötzliche Auftauchen der "Orakel" entschlüsseln. Was er entdeckt, gefällt ihm allerdings gar nicht. Er muss Kontakt zu Luca aufnehmen.

Luca, von schrecklichen armageddonähnlichen Visionen heimgesucht, scheint an ihnen zu zerbrechen. Er kann zwar den Geheimdiensthäschern mehrmals entkommen und dabei auch Grim treffen, der ihm auf offener Straße einen Lutscher anbietet. Als aber die im Wrack verschwundenen Menschen ebenso plötzlich, von einer fremden Macht gesteuert, wieder auftauchen, ganze Familien töten - laut Grim durch "telepathische Langstreckenmanipulation" -, droht die Lage, aus dem Ruder zu laufen.

Grim und Luca sind sich sicher, dass das Auftauchen der "Orakel" ein Hinweis auf ein bevorstehendes schreckliches Ereignis ist, mit dem uralte Gottheiten einen Machtkampf ausfechten. Selbst wenn die beiden ihre Vermutungen an die breite Öffentlichkeit bringen könnten, wer würde ihnen glauben? Sie müssen auf eigene Faust versuchen, mit ein paar wenigen Freunden, die Sache aus der Welt zu schaffen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sonst ruhen bald alle "bei den Krabben".

Eigentlich ist diese Gemengelage schon komplex genug. Aber die Chefin der geheimen Geheimdienstabteilung spielt darüber hinaus noch ein eigenes Spiel, in dem Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle einnimmt: Ein Schiff, das Menschen spurlos verschwinden lässt? Ein Traum für jeden Diktator, der völlig geräuschlos Regimegegner ausschalten lassen will. Dumm nur, wenn - wie bei der Chefin und den Saudis - beide ein doppeltes Spiel spielen und der Skrupellosere am Ende alle Zügel in der Hand hält.

Der Mystery-Thriller des Jahres!

Klingt auch irgendwie nach Donald Trump und Wladimir Putin. Der eine versucht zu bluffen, legt sein Blatt dafür aber offen. Der andere pinselt ihm den Bauch, weil er weiß, dass ihm beim Thema Austricksen keiner das Wasser reichen kann. Bluffs, Deals, Fake News. Geheimnisse, Erpressung, Zerstörung. Brandaktuell und ein genreprägendes Highlight des Mystery-Meisterwerks von Genregroßmeister Thomas Olde Heuvelt.

"Orakel", erschienen bei Heyne, ist nach "Hex", "Echo" und "November" der nächste Bestseller Olde Heuvelts. Fans dürften dabei den ein oder anderen Verweis auf "Hex" finden. Gleichwohl ist "Orakel" auch eine Hommage an TV-Serien wie "Akte X" und "Stranger Things", die gekonnt humorvoll in den Plot integriert wurden. Überhaupt ist es neben der wunderbar wahnsinnigen Story der Humor, der dieses Buch zum Pageturner und Erlebnis macht. Vor allem Grim ist für den Wortwitz, aber auch für den tiefsinnigen schwarzen, fast schon britisch anmutenden "Sense of humor" verantwortlich. Ihn schließt der Leser ebenso schnell ins Herz, wie den 13 Jahre alten Luca.

Der erlebt in nur wenigen Wochen ein riesiges Coming-of-Age. Gerade noch auf dem Rad und darüber sinnierend, wie er Emma seine Liebe gesteht, wacht er kurze Zeit später im Bett ihrer besten Freundin auf, Haschtrip inklusive. Irgendwie erinnert das Ganze Genrefans an Jack Sawyer, den Hauptprotagonisten aus "Der Talisman" von Stephen King und Peter Straub. Herrlich!

Allerdings kommt "Orakel" moderner daher. Direkter. Actionlastiger. Die Streaminganbieter sollten und dürften sich hoffentlich um den Stoff reißen: ein uraltes Geheimnis, ein Teenie als Held, mysteriöse Gruppierungen, ein bisschen TikTok, niederländische Küstenidylle gepaart mit Gewächshäusern, dazu noch modernste Militärtechnik, die Michael Bay mit der Zungen schnalzen lassen würde, und eine Ölplattform in der Nordsee, auf der sich am Ende das Schicksal der Menschheit entscheidet. Was will man mehr? Na gut, den nächsten Olde Heuvelt vielleicht noch in diesem Jahr! Bislang ist das leider nur eine Fake News.

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