Seit 1997 fest im Neujahrsprogramm des ZDF verankert, wirft "Das Traumschiff" auch am ersten Abend des Jahres 2026 die Motoren an und sticht in See. Diesmal nimmt die MS Amadea Kurs auf Südafrika. Der Erfolgsproduzent Wolfgang Rademann hatte sich vor 45 Jahren von der hochglanzkitschigen US-Serie "Love Boat" zu seinem "Traumschiff" inspirieren lassen. So viel Liebe wie diesmal war aber selten auf dem Kreuzfahrtschiff zu spüren. Und es sind nicht etwa zwei Passagiere, die sich auf der Reise zum Wildreservat Madikwe Hals über Kopf verlieben, das wäre ja nichts Besonderes. Nein, es ist Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen) höchstselbst, der mit Karacho auf Wolke sieben landet. Es sprüht, funkt und knistert sogar so sehr, als wäre es keine Neujahrs-, sondern eine Silvesterepisode. Zugegeben, Parger hatte schon früher den ein oder anderen Flirt an Bord. So erwischt wie diesmal hat es ihn aber noch nie. Doch von vorn.
"Madikwe ist ein ganz besonderer Ort, der uns allen zeigt, dass Wunder möglich sind", stimmt der Kapitän seine Gäste auf ihr Reiseziel ein. Ein Ort, der "für ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Tier, für Symbiose und Harmonie steht". – Eingefangen wird dieses Paradies schamlos in stereotypen Afrika-Bildern von majestätisch dahinschreitenden Giraffen, grasenden Zebras und kitschigen, blutroten Sonnenuntergängen. Dazu Einheimische, die den Besuch aus Europa in traditioneller Kleidung mit Tanz und Gesang willkommen heißen. – Nach der Zuschauerkritik an der Darstellung der Maori in der Neuseeland-Episode im November muss sich das ZDF womöglich auf neues Ungemach gefasst machen.
Eine Frage des Geschmacks
Und das auch wegen dieser Episode im Film: Unabhängig voneinander wollen die Passagiere Oliver Stiller (Götz Schubert) und Emilia Gronewald (Nadine Wrietz) in der ersten Nacht auf der MS Amadea über Bord springen. Es kommt nur deswegen nicht dazu, weil sie sich dafür ausgerechnet dieselbe Stelle ausgesucht haben. Das erinnert stark an Nick Hornbys Bestseller "A Long Way Down", und genau wie dort schließen die Lebensmüden einen Pakt und schieben ihre Pläne vorerst auf.
Ist "Das Traumschiff" mit seinem leichten Ton wirklich der richtige Ort für ein ernstes Thema wie Suizid? Auch Hornbys Roman ist tragikomisch, nur versteht der britische Autor sich auf intelligente Ironie und Tiefe, die den "Traumschiff"-Machern völlig abgeht. Es bleibt ein bitterer Beigeschmack, zumal nicht wenigen das Schicksal des Sängers Daniel Küblböck durchaus noch im Gedächtnis sein dürfte. Ein Disclaimer im Abspann mit der Nummer der Telefonseelsorge für Suizidgefährdete wirkt da wie eine schlechte Rechtfertigung.
Kreuzfahrt ins Glück?
Klassischer "Traumschiff"-Stoff ist hingegen die Geschichte um Katja (Isabell Horn) und Björn (Daniel Krauss). Das Paar überrascht Katjas Tochter Lisa (Klara Kleinheins) und Björns Sohn Paul (Cooper Dillon, "Chantal im Märchenland") zu Beginn der Reise mit ihrem Vorhaben, bald zusammenzuziehen. Wie zu erwarten löst das keine Begeisterungsstürme bei den Teenagern aus. Doch "Traumschiff"-Erprobte wissen: Spätestens mit dem Captain's Dinner dürften sich die Wogen geglättet haben.
Apropos Captain: Die Frau, die Max Parger auf der Reise nach Südafrika so den Kopf verdreht, heißt Sophia Berg (Valentina Pahde). Die junge Ärztin wird in Mandikwe eine Stelle im örtlichen Hospital antreten. Nach einem holprigen Start sprühen schnell die Funken zwischen Max und Sophia. Die Blicke werden immer tiefer, ebenso ihre Gespräche über die Liebe – und die Kompromisse, die sie dafür einzugehen gewillt wären. Hat der einsame Kapitän in Afrika etwa die Frau fürs Leben getroffen, seinen sicheren, endgültigen Hafen?
Um das zu erfahren, wird man sich bis zur nächsten "Traumschiff"-Episode gedulden müssen. Die dürfte wie immer an Ostern zu sehen sein. Auch das ist im ZDF-Programm fest verankert.
"Das Traumschiff – Afrika: Madikwe" – Do. 01.01. – ZDF: 20.15 Uhr
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