Felix Murot (Ulrich Tukur) ermittelt im "Tatort: Murot und der Elefant im Raum" gewohnt ungewöhnlich. Um ein verschwundenes Kind zu finden, verbindet er sich über eine Maschine, die das Unterbewusste eines Menschen begehbar macht, mit der im Koma liegenden Mutter.

Felix Murot (Ulrich Tukur) verbindet im "Tatort: Murot und der Elefant im Raum" zwei der beliebtesten Themen seiner etwas anderen Krimireihe: Traumwelten und verrückte Maschinen. Um ein vermisstes Kind zu finden, wird das Unterbewusstsein des Kommissars mit der einzigen Person zusammengeschaltet, die den Aufenthaltsort des Fünfjährigen kennt: dessen Mutter. Die leicht verpeilte Eva Hütter (Nadine Dubois) wird von ihrem Ex verklagt, weil er daran zweifelt, ob sie die Verantwortung für den gemeinsamen fünfjährigen Sohn Benjamin (Lio Vonnemann) übernehmen kann. Als die Verhandlung vor dem Familiengericht für Eva schlecht zu laufen scheint, entführt sie das Kind und versteckt sich mit ihm in einer einsamen Waldhütte. Als sie eine Besorgung macht und Benjamin kurz allein im Wald zurücklässt, wird sie aufgegriffen, verfolgt und verletzt. Eva liegt im Koma und kann nicht verraten, wo sich der hilflose Fünfjährige befindet. Kommissar Murot (Ulrich Tukur) und seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) müssen schnell handeln. Nur haben sie keinerlei Hinweise auf den Aufenthaltsort Benjamins.

In der Notlage entwickelt Murot eine verrückte Idee: Da er sich selbst gerade einer Psychotherapie bei Dr. Schneider (Robert Gwisdek) unterzieht, kennt er die ungewöhnliche Maschine, die sein experimentellen Dingen aufgeschlossener Seelenklempner entwickelt hat. Mit der Apparatur lässt sich das eigene Unterbewusstsein begehen, was in etwa so aussieht, als würde man in eigenen Traumwelten umherspazieren. Murot sammelte in der Therapie selbst Erfahrungen mit der Maschine. Könnte man, wenn man das Unterbewusstsein der komatösen Mutter und jenes des Ermittlers verbindet, im Kopf der Kindesentführerin Hinweise auf den Aufenthaltsort des Jungen finden? Polizei und Ärzte sind skeptisch, doch der Kommissar kann sich mit der Idee durchsetzen, das verrückte Experiment zu starten.

"Wir haben noch nie einen Fall in der sogenannten Realität gelöst"

Dietrich Brüggemann (Buch und Regie), der Macher dieses "Krimis", kreierte bereits den "Tatort: Murot und das Murmeltier" (2019), der den Ermittler in einer Zeitschleife gefangen hielt. Für seine Stuttgarter Folge "Tatort: Stau" von 2017 war Brüggemann zudem für einen Grimme-Preis nominiert und wurde mit den deutschen Fernsehkrimipreis 2018 ausgezeichnet. Wenn Brüggemann und Tukur zusammenkommen, dann wird es – für konservativ denkende "Tatort"-Fans – ziemlich wild. Schafft man es jedoch, sich auf die verrückte Grundidee einzulassen, wird die filmische Suche nach dem vermissten Benjamin ziemlich spannend, und sie ist dazu wunderbar bebildert. Als befände man sich als Zuschauer selbst in einem Traum, gestaltet Brüggemann bunte, ja fantastische "Ermittlungsbilder", in denen Passanten mit merkwürdigen Gegenständen in den Händen den Kommissaren stumm den Weg weisen oder Murot auch mal sein eigenes inneres Kind treffen lassen.

Folgerichtig kann es passieren, dass eine Ermittlung – im Traum – nicht ganz stringent verläuft. Dazu sagt Murot im Film: "Wir haben noch nie einen Fall in der sogenannten Realität gelöst. Man muss immer auf die ein oder andere Art in den Kopf der Leute reingehen und gucken, was da los ist. Nur so löst man Kriminalfälle." Brüggemann und Tukur nehmen das mit dem In-den-Kopf-der-Leute-Reingehen filmisch einfach mal wörtlich, was für aufgeschlossene Zuschauer ein echtes Vergnügen ist.

Auch wenn "Tatort: Murot und der Elefant im Raum" vielleicht nicht ganz an den Murmeltier-Fall herankommt, in dem Murot einst seinem täglichen Erschossen-werden während eines Einsatzes entkommen musste: Die Traumwelten des neuen Films sind wunderbar kreativ, fast schon poetisch gestaltet (Szenenbild: Anette Reuther). Sie kommentieren die Elemente unserer eigenen, sozusagen "gängigen" Träume auf subtil witzige Weise. Zudem zeigt die mal wieder ziemlich ungewöhnliche Murot-Ermittlung, wie wenig Fantasie andere Kreative in meist konventionellen bis öden Traumsequenzen ihrer Filme entwickeln.

Tatort: Murot und der Elefant im Raum – So. 28.12. – ARD: 20.15 Uhr

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