Was das Herz bewegt, kann oft etwas ganz Einfaches, Alltägliches, fast Banales sein. Die Reportage "37°: Mein Freund, der Feind" aus der stets um ein hohes Maß an Mitmenschlichkeit und Ernsthaftigkeit bemühten Dienstagabend-Reihe im ZDF erzählt von der gemeinsamen Liebe zu einem Lebensmittel. Es ist die Vorliebe für Kichererbsen-Mus, auf das sich Israelis und Palästinenser einigen können – in Deutschland, hoffentlich auch wieder eines Tages im Nahen Osten. Die Filmemacher Thorsten Eppert und Jan Tenhaven erzählen von zwei Orten, in denen eine Art von Versöhnung und eine friedliche Koexistenz möglich ist – über die trennenden Gräben hinweg.
Es ist ein Beitrag, zu dem man sich das Dauerfeuer der schlimmen Schlagzeilen aus den Kriegs- und Krisenregionen Gaza und der Ukraine dazudenken muss – schon steckt man wieder tief in einem Klima der Verunsicherung, des gegenseitigen Misstrauens, der Sprachlosigkeit sowie der Ängste und Vorbehalte. Doch genau aus dieser Falle möchte die Reportage auch die Zuschauerinnen und Zuschauer befreien. Es gibt leuchtende Beispiele, die Mut machen. Und Menschen, die sich den vermeintlichen Automatismen von Hass und Spaltung widersetzen. Das israelisch-palästinensische Restaurant "Kanaan" in Berlin ist so ein Ort, an dem Freundschaft möglich ist. Genau wie der Box-Club 1932 Pirmasens, in dem Ukrainer und Russen gemeinsam ihr geliebtes Sport-Training ausüben.
Schon seit einigen Jahren arbeiten im Restaurant mit dem biblischen Namen "Kanaan" der Israeli Oz Ben David und der Palästinenser Jalil Dabit erfolgreich Seite an Seite. Ihr Devise lautet: "Peace by Hummus". Die Liebe zum Kichererbsen-Gericht hat Familientradition: Jalil wuchs als Mitglied einer bekannten Hummus-Dynastie in Ramala auf. Oz stammt aus einer rechtsgerichteten jüdischen Siedlerfamilie. Immer wieder stehen sie vor der Frage, ob in Zeiten der jüngsten brutalen Eskalationen – nach den fürchterlichen Anschlägen der Hamas-Terroristen und der wuchtigen militärischen Reaktion, die zuletzt immer wieder scharf kritisiert wurde – ihr Miteinander-Modell auch noch in Zukunft Bestand haben kann.
Wo Russen und Ukrainer boxen
Im pfälzischen Pirmasens ist die Sorge um die weiteren Entwicklungen des Ukraine-Kriegs ständiger Begleiter des Alltagsgeschehens im Sportclub. Und natürlich stehen sich auch hier sehr entschlossen auftretende junge Russen und Ukrainer gegenüber. Es geht allerdings um Konfliktbewältigung nach sportlichen Regeln – um Ehrgeiz, Durchsetzungswillen, aber auch um Fairness und Kameradschaft.
Geleitet wird der traditionsreiche Verein Box-Club 1932 Pirmasens von dem russischstämmige Vorsitzende Vitali Litz. Er kümmert sich zusammen mit dem ukrainischen Trainer Sergej Mermis um die Ausbildung der jugendlichen Boxer. Für den Ring haben sie nur eine Regel: gegenseitiger Respekt! Alles Politische und die üblichen Feindbilder wollen Litz und Mermis unbedingt außen vor halten.
Die Attraktivität des Trainings im Club, der nicht nur Männer aus Russland und der Ukraine, sondern auch aus Polen, Syrien, Afghanistan und Deutschland anzieht, gibt ihnen bislang recht. Es geht um das Verbindende im Sport, in dem die Frage nach der Herkunft unwichtig ist. Und doch ist auch die Friedfertigkeit im Club immer wieder in Gefahr.
37°: Mein Freund, der Feind – Di. 09.12. – ZDF: 22.15 Uhr
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