Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus ist in diesem Jahr an die beiden ARD-Auslandskorrespondentinnen Sophie von der Tann und Katharina Willinger vergeben worden. Die Auszeichnung wurde im WDR-Funkhaus in Köln überreicht. Von der Tann berichtet für das ARD-Studio Tel Aviv über Israel und die palästinensischen Gebiete, Willinger arbeitet für das Studio Istanbul/Teheran.
Von der Tann war in den vergangenen Monaten wegen ihrer Berichterstattung zum Gaza-Krieg kritisiert worden. Vorwürfe kamen zuletzt unter anderem vom israelischen Botschafter Ron Prosor, der ihr eine einseitige Darstellung vorwarf und die Verleihung des Preises an sie kritisierte.
Während der Preisverleihung protestierten nach Angaben der Polizei zeitweise rund 100 Menschen vor dem Funkhaus des WDR in Köln. „Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus“, stand etwa auf einem Plakat. Die Kundgebung unter dem Motto „Einseitige Berichterstattung ist kein Journalismus“ sei bislang ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Abend.
Von der Tann weist die Kritik an ihr zurück und betont, sie berichte sorgfältig und mehrdimensional. Rückhalt erhielt sie unter anderem von der Organisation Reporter ohne Grenzen.
Den Förderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Vereins erhielt der WDR-Journalist Borhan Akid, der der Jury zufolge „eine wichtige und bereichernde Perspektive“ in das Programm bringt. Akid arbeitete vor dem Krieg in Syrien als Journalist und floh 2015 nach Deutschland. Er überzeugte die Jury mit zwei Arbeiten: dem Gesprächsformat „Danke, aber … 10 Jahre nach Merkels Versprechen“ sowie der Reportage „Wieder in Syrien“ über seine Rückkehr nach Damaskus. Der Sonderpreis ging an die Organisation Reporter ohne Grenzen für ihr „lebenswichtiges Engagement“ für Pressefreiheit.
Voßkuhle spricht von „völlig überzogenen“ Vorwürfen
In einer Keynote mahnte der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, die Bedeutung freier Medien an. Weltweit gerate kritischer Journalismus zunehmend unter Druck – durch Autoritarismus, Populismus und gezielte Desinformation, sagte er. Guter Journalismus sei heute mehr denn je unverzichtbar.
Die Vorwürfe gegen von der Tann bezeichnete er als „völlig überzogen“. Bei der Übergabe des Preises sprach er von einem „veritablen Kulturkampf“ gegen etablierte Medien, der von sogenannten alternativen Medien wie „Nius“, „Tichys Einblick“ und „Apollo News“ befördert werde, die Verschwörungstheorien und Hasstiraden im Netz verbreiten würden. Hinzu kämen Desinformationskampagnen aus dem Ausland, unter anderem aus Russland.
Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis wird seit 1995 an Journalisten verliehen. Namensgeber ist der im März 1995 verstorbene Reporter und frühere „Tagesthemen“-Moderator Hanns-Joachim Friedrichs. Die Hauptpreise und der Förderpreis sind mit jeweils 2500 Euro dotiert. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderem Anne Will, Sandra Maischberger, Marietta Slomka, Oliver Welke und Claus Kleber.
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