Seit 50 Jahren prägt Henrik Hanstein das Auktionshaus Lempertz in Köln. In fünfter Generation übernahm er vor einem halben Jahrhundert die Geschäfte des Familienunternehmens, längst sind auch seine beiden Töchter in die Firma eingestiegen. Zum Jubiläum hat der Auktionator nun eine besondere Versteigerung vorbereitet: „50 Lots – My Choice“. Hanstein zeigt damit einmal mehr, was eine Auktion auch sein kann – eine kuratierte (Verkaufs-)Ausstellung.

Unter den Hammer kommt ein Querschnitt durch die westliche Kunstgeschichte. Das wohl älteste Werk ist eine „Auferstehung Christi“ von Francesco di Lorenzo Rosselli, eine kleine Andachtstafel aus dem späten 15. Jahrhundert (Schätzpreis 70.000 bis 90.000 Euro). Nur wenige Jahrzehnte später, nördlich der Alpen, entstand in der Werkstatt Lucas Cranach des Älteren ein „Herkules bei Omphale“, taxiert auf 100.000 bis 120.000 Euro.

Unter den Barockgemälden fallen die Szene „Lasset die Kinder zu mir kommen“ des Brüsseler Caravaggisten Theodor van Loon auf (300.000 bis 350.000 Euro) sowie ein „Prunkstillleben“ von Abraham van Beyeren (200.000 bis 220.000 Euro). Das 19. Jahrhundert ist prominent vertreten: eine venezianische Vedute von Friedrich Nerly (200.000 bis 300.000 Euro), ein Trevi-Brunnen von Oswald Achenbach (60.000 bis 80.000 Euro) und eine Städtebaufantasie von Wilhelm Brücke (140.000 bis 150.000 Euro). Aus dem 20. Jahrhundert stammen die „Drahtfigur Homo mit Rückenfigur auf der Hand“ von Oskar Schlemmer, die konzeptuelle Arbeit „One and Three Valises“ von Joseph Kosuth sowie ein graues Gemälde von Gerhard Richter.

Der Höhepunkt der Auktion aber kommt erst fast zum Schluss der Versteigerung am 4. Dezember 2025 – ein als Ring gefasster Saphir. Bei Edelsteinen zählen andere Kriterien als bei kunsthistorischen Artefakten: Hier bildet Geologie die Grundlage, gemmologische Untersuchung die Expertise. Unter den Saphiren ist der Stein in diesem Ring ein besonderer – ein sogenannter Kaschmir-Saphir. Solche Steine sind außerordentlich selten, weil sie nur wenige Jahre lang, zwischen 1880 und 1887, in einer Fundstelle im Himalaja abgebaut wurden; seitdem gilt das Vorkommen als erschöpft – was die Steine umso begehrter macht.

Edelsteine sind selbst die besten Zeugen ihrer Herkunft. Der Schweizer Juwelier Gübelin hat sich seit mehr als hundert Jahren mit der wissenschaftlichen Untersuchung von Smaragden, Rubinen, Saphiren und anderen Edelsteinen einen Namen gemacht. Das Luzerner Unternehmen betreibt ein unabhängiges gemmologisches Labor, um den Steinen sozusagen ihren Fingerabdruck abzunehmen. Im Gübelin GemLab werden sie mit Raman-Spektroskopie und UV/VIS-Spektroskopie untersucht, erklärt Marie Wettklo, Schmuckexpertin bei Lempertz, im Gespräch mit WELT AM SONNTAG.

„Ein Laser dringt tief in den Stein und zeigt im Atomgitter eine Spektrallinie, die eindeutig erkennen lässt, welche Mineralien enthalten sind“, sagt Wettklo. „So lässt sich zweifelsfrei bestimmen, dass der Stein aus der Lagerstätte in Kaschmir stammt. In diesem Fall waren wir außerdem froh, dass der Saphir von Gübelin das sehr hohe Rating von 90,3 erhalten hat – wegen seiner starken Leuchtkraft. Das Kornblumenblau ist charakteristisch für Kaschmir-Saphire.“

Zudem konnte nachgewiesen werden, dass der Stein weder erhitzt noch chemisch behandelt wurde – gängige Manipulationen, „um Unreinheiten zu entfernen oder die Farbe zu intensivieren“. Das Besondere an diesem Exemplar sei, so Wettklo, „dass er in seiner natürlichen Form perfekt entstanden ist“.

Der Ring – wohl in den 1950er-Jahren in Weißgold gefasst und aus Privatbesitz eingeliefert – ist damit nicht nur ein kunsthandwerkliches Juwel, sondern auch ein Stück Naturgeschichte. Ein aktuelles Gutachten der Deutschen Gesellschaft für Edelsteinbewertung beziffert den Wiederbeschaffungswert auf gut zwei Millionen Euro. Lempertz hat das Schmuckstück vorsichtiger auf 800.000 bis eine Million Euro taxiert. Sie sei „sehr optimistisch“, dass der Preis noch Spielraum nach oben hat, sagt die Expertin.

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