Wenn du ein Haus baust, vollende es, sagte im 7. Jahrhundert vor Christus, im eigentlich dunklen Zeitalter der griechischen Antike, der Epiker Hesiod von Böotien. Generation und Generation wurde mit den Idealen jener Epoche erzogen. Die Alten sagten den Jungen, dass so ein vollendetes Haus immer Glück und Heim sein würde. Die Zeitalter gingen, und neue Zeitalter kamen mit Frau Merkel, den Tafeln und den unglücklichen Flaschensammlern: Wenigstens, so dachte man damals, hat man später einmal ein Haus, für das man keine Miete zahlen muss, und vielleicht noch eines, das vermietet einen gewissen Lebensstandard garantiert. Aus diesen familiären Erfahrungen habe ich lange zu Immobilien geraten und selbst welche angehäuft, und so denkt man wohl noch immer. Denn mit dieser kleinbürgerlichen Vorstellung verkauft man bei uns am schönen Tegernsee neben teuren Immobilien auch solche Arbeiten aus dem Erzgebirge.
Wir haben hier tatsächlich auch solche Häuser mit Holz davor und Bäumen außen rum. Ab zwei, drei Millionen kann heute der bescheidene Erbe mitspielen. Das ändert nichts daran, dass die Hiesigen wie viele reiche Menschen so ein Bild des kleinbürgerlichen Idylls von sich anstreben, weil überbordender Luxus verpönt ist. Sparsamkeit gilt als Tugend. Reiche am Tegernsee? Aber bitte, nicht bei uns, die Reichen sind immer ein Dorf weiter. So wollen es die Regeln der Selbstbescheidung, und über andere Anlageformen spricht man nicht: Weil einem die Vorsorge in Fleisch und Blut übergegangen ist, und man nie auf die Idee käme, die Weisheiten der Vorfahren in Zweifel zu ziehen. Aber nun kommt wieder ein dunkles Zeitalter. Duisburg etwa hatte einmal pro Kopf das höchste Einkommen des Landes, Stahl und Maschinenbau, und nun steht es für Mietnomaden vom Balkan, Deindustrialisierung und, als wäre das nicht genug, Bärbel Bas. Und die wiederum ist als Sozialministerin die Nutznießerin des neuesten Koalitionsbeschlusses, dass „weitere Einkunftsarten“ außer dem Gehalt bei der Beitragsbemessung für die Altersvorsorge einbezogen werden sollen. Kurz: Die Regierung will öffentliche Rentenlücken durch Zugriff auf private Vorsorge gegenfinanzieren.
Damit werden Kapitaleinkünfte und Vermietungen gemeint sein, und damit die Klassiker der privaten Altersvorsorge, die mir ständig von Eltern und auch Politikern ans Herz gelegt wurden. Denk an später, heißt es bei uns bei kleinsten Ausgaben, da kannst du es noch notwendig brauchen. Mach so weiter mit den Barockmöbeln, und wir kommen von Federn auf Stroh. All die Unsicherheiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schwangen da mit. Aber auch der alte Bauernstolz, dass man sich allein versorgen konnte. Und es lebt darin die echte Zivilgesellschaft – also nicht die gierigen Steuergeldprofiteure der Ersatz-Stasi, die für feige Politiker die Drecksarbeit gegen unerwünschte Sichtweisen machen –, die Aufgaben erledigt, ohne dass es dazu die Strukturen des Staates bräuchte. Deshalb hielt man sich für die Stützen der Gesellschaft, die auch an später dachten und die Stabilität des Systems garantierten. Und jetzt kommt alles anders. Deshalb: So einen Triumph TR2 „Kussmaul“ bekommen Sie schon für 25.000 Euro.
Am Steuer so eines Wagens können Sie auch vergessen, warum Sie – und ich, zugegeben – Anfang dieses Jahres Robert Habeck, den Hauptschuldigen für das grüne Wirtschaftswunder, von der politischen Verantwortung befreit sehen wollten: Damals hatte dieser Herr den Vorschlag vorgetragen, man könnte doch auf Kapitaleinkünfte zu den üblichen Steuern noch Sozialabgaben erheben. Für die CDU war das eine Steilvorlage im Wahlkampf. Manche dachten deshalb, CDU wählen hieße Altersvorsorge schützen, statt auf die naheliegende Idee zu kommen, Duisburg als Dreingabe zu Berlin an die Russen zu verschenken. Jetzt macht die CDU das, wovon der linke Rand der Genossen für den Machterhalt träumt: Wer spart und sein Geld für später investiert, und sei es nur, um der Inflation zu entgehen, wird als passendes Opfer für das Verteilen von Milliardengeschenken auserkoren. Das ist Existenzsicherung für die SPD und ihre 15 Prozent verbliebenen Wähler, und einmal mehr Herrn Merz als würdigem Nachfolger von Frau Merkel. Einen perfekten Jaguar XK120 gibt es ab 60.000 Euro.
Lieber Raubtiere als Raubmenschen. Kurz, auf die Rendite dessen, was man nach erstmalig bezahlten Steuern und Sozialabgaben erspart, soll man zu den Steuern auch noch mal Abgaben an die Rentenkassen abführen. Wer auch immer in eine Immobilie zum Vermieten investiert haben mag, gehört zu den Verlierern eines Systems, das er früher damit teilweise vermeiden konnte. Wegen der Mietpreisbremse sind Mietsteigerungen zur Gegenfinanzierung der Abgaben kaum möglich. Das bedeutet, dass die Mietrendite, die ohnehin in der Regel nur bei zwei bis vier Prozent liegt, weiter sinkt. Sofern man schon länger dabei ist. Wer das Pech hatte, um 2020 herum zu kaufen, hat neben dem Wertverlust durch die Habeckrezession jetzt auch noch weniger Einnahmen, um etwaige Kredite zu bedienen. Überregulierung und Geldwegnehmen sind zwar gemeinhin die besten Methoden, um den Baubestand eines Landes auf das Niveau der DDR zu bringen, aber man hätte sich für wenig Geld auch das hier beschaffen können:
Was? Was sagen Sie? Bewaffnete Begleitung, die dreistem Räubergesindel am Wegesrand die Haut abzieht? Nein, ich meinte natürlich Reitsport: 20.000 für ein Pferd und noch mal 20.000 für einen guten Reitstall im Münchner Süden. Sicher, die Nebenkosten so eines Pferdes sind enorm, aber dafür bekommt man Reitknechte, auf die man sich verlassen kann, eine Koppel, Dankbarkeit des Pferdes und jemand, der jeden Tag den ganzen Mist wegräumt, und damit etwas, das dem Regierungsviertel dringend fehlt. Ich war lange der Meinung, dass Reitsport Geldverschwendung sei. Aber die Sache ist, dass die Regierung Sparsamkeit offensichtlich auch als Anlass für Geldverschwendung betrachtet. Und zwar eine, bei der man keinen Einfluss auf die Verwendung hat. Natürlich zahlt man da erst mal mit in die Rente ein. Aber niemand garantiert einem dafür, dass diese Einnahmen nicht als Anlass gesehen werden, Geld etwas umzuschichten, auf dass es später wieder einmal fehlt und erneut vom Bürger genommen werden muss. 10 Jahre des verbindlichen Bundesversprechens, dem zufolge die Flüchtlinge die Renten der Boomer bezahlen, hätten das Volk schon vor dem neuesten Coup der Regierung kritisch machen sollen.
Mit einem Sunbeam Alpine chauffierte Grace Kelly den Ex-Dieb – und nicht aktiven Steuerforderer der SPD – Cary Grant über den Dächern von Nizza, der kostet etwa 40.000 Euro – aber ohne die Millionenerbin Grace Kelly, und so etwas wird in Deutschland bald selten sein. Die können abwandern, weil andere Länder weitaus bessere Konditionen für Vermögende bei deutlich weniger Staat bieten. Italien etwa, nur eine Hubschrauberstunde von den früher industriellen Zentren Deutschlands entfernt, bietet heute schon für Zuwanderer eine Flat Tax für ausländische Einkünfte an. Mit annual 100.000 Euro ist 15 Jahre lang alles abgegolten. Wir alle wissen natürlich, dass man in dieser EU der Geldexpansion für läppische 100.000 Euro in 15 Jahren noch einen vollen Tank des Mercedes 300SL bekommen wird. Vielleicht. Wie auch immer, Exemplare mit Flügeltüren kosten heute mehr als eine Million, aber die Cabrios aus dem schwäbischen Detroit von 2040 gibt es jetzt noch ab 70.000 Euro. Eine schöne Erinnerung an ein fleißiges, aber abgewirtschaftetes Land, das früher einmal „Schaffe schaffe Häusle bauen“ sagte.
Wir haben es nun eher mit „Raffe raffe Häusle brandschatze“ zu tun. Und mit einem Kanzler, dem zur Rettung einer Industrie und weiter Bevölkerungsschichten in Tarifarbeit lediglich einfällt, einen Brief an die merkelgrüne EU-Chefin zu schreiben, mit Erlaubnis der Nichtarbeiterpartei SPD. Es ist bezeichnend, welche butterweichen Mittel hierzulande aufgewendet werden, wenn es um den industriellen Kern des Landes und die Schaffung des Wohlstandes geht, und wie einfallsreich und gnadenlos man sein kann, wenn es um das Wegnehmen und Umverteilen gehen kann. Momentan ist der Zugriff auf Kapitaleinkünfte noch eine Idee, um der Jungen Gruppe der CDU ein Angebot für die Pläne von Frau Bas zu machen: So sollen vermögende Ältere zur Kasse gebeten und die Jugend entlastet werden. Ob die darauf hereinfallen? Die Abgaben werden später natürlich auch bei den jetzigen Jungen anfallen, wenn sie einmal etwas gespart haben oder eine Wohnung vermieten. Dieselbe CDU, die jetzt den Juniorpartner der Duisburger SPD gibt, hat in den Kompromiss geschrieben, dass sie „die bessere Nutzung der Vorteile des Kapitalmarkts“ bei der Altersvorsorge anstrebt, und eine „Verbesserung der Verbreitung der privaten Altersversorgung“.
„Verbesserung der Verbreitung“ in Zeile 64, wenn man gleich danach in Zeile 78 ankündigt, sich an den Erträgen der Vorsorge zu beteiligen: Ein geistiges Stadium, der für so eine Hybris ursächlich sein könnte, bekommen Sie bei uns am Tegernsee auf bester Champagnerbasis mit Seeblick ab 1000 Euro. Was weg ist, ist weg, sagen wir in Bayern, und ja, sicher, Ferienwohnungen sind hier auch kaum unter einer halben Million zu bekommen. Aber die Rendite in Form von schönem Leben kann einem keiner nehmen, und tatsächlich fragen sich jetzt schon viele Eigentümer, warum sie sich den Stress mit der Vermietung überhaupt noch antun sollen. Früher waren Ferienwohnungen ein Luxus, aber mit der Entwertung aller Vermögensbestrebungen bleibt so ein Freudenhaus zumindest eine halbwegs sichere Geldanlage. Die alten Regeln gelten nicht mehr, die neue Welt nimmt einem weg, was man nicht selbst verwendet. Unter der Realkanzlerin Bas ist „wenigstens habe ich ein klein wenig Spaß von meinem Geld“ das neue „Ich verdiene ein klein wenig Rendite mit meinem Geld“.
Die fetten Schweinehintern zeige ich an dieser Stelle eines Politikern gewidmeten Beitrags, weil sie pro Stück 100 Euro kosten – man muss sich damit abfinden, dass die frühere Strategie der Prasser mit „zsamfressn“ in unserer Zeit kaum mehr funktionieren kann. Natürlich versuche ich zu verstehen, warum sich die CDU dem linken Flügel des roten Ruhrfilzes anschließt. Möglicherweise hat es etwas mit der Zermürbung der Jugend und der Selbstaufgabe der Berufsjugend in den Städten zu tun. Für Erstere ist es unter dem Abgabendruck und der Inflation im Alltag tatsächlich schwer, noch an ein Wohlstandsversprechen zu glauben, wenn man nicht gerade Bürgergeld für fünf Identitäten, kostenlose Miete und Versicherung mit steuerfreiem Substanzenhandel kombiniert. Die Berufsjugend in den Städten hätte seit 2003 durchaus Chancen gehabt, am Aufstieg zu partizipieren. Wer lieber den staatlich gewünschten Aktivismus betrieben hat, und nun Spenden zur Existenzsicherung braucht, hat sicher nicht das Geringste gegen Abschöpfungen bei anderen, die keine Flüge nach Fernost mit Sushi krönten. Nachträglich muss ich sagen. Die Fernflieger hatten recht. Und ich hätte mehr Silberkannen kaufen sollen.
Selbst heute bekommt man noch einen repräsentativ gefüllten Silberschrank für, grob geschätzt, 30.000 Euro, oder, wenn Sie einen Zweitwohnsitz kaufen, dann eben zwei für das Doppelte. Selbstverständlich kann man das nie alles auftragen, aber im Zweifelsfall durchaus wegtragen. Überlegen Sie doch selbst, was mehr Eindruck auf die holde Weiblichkeit macht: „In 30 Minuten bin ich damit über die Grenze“ bei Silber oder „In 30 Minuten beschließt das Bas-Kabinett eine neue Grundsolidarität“ bei der Kapitalanlage. Ich bin mir sicher, die meisten Frauen würden wie früher am liebsten hören: „Da müsste schon sehr viel passieren, dass ich mir um unseren *zwinker* gemeinsamen *zwinker* Ruhestand Gedanken machen soll.“ Mit den neuen Regeln stellt sich die Regierung dagegen einen Blankoscheck auf die Zukunft anderer Leute aus. Als ob es wegen Scheidungen nicht schon genug Existenzrisiken für traditionell orientierte Wohlstandskinder gäbe, wird nun auch der gemeinschaftliche Erwerb von Vermögen politisch entwertet.
Aus Gründen allgemeiner Schicklichkeit liegt es mir fern zu sagen, dass man das Geld für leichte Frauen ausgeben sollte, aber so ehrlich muss man sein: Bisher war die Ehe in meinen Kreisen ein durchaus probates Mittel der Vermögenszusammenführung. Mit den zusätzlichen Abgaben liegt jetzt die Bas-Regierung quasi mit im Bett, und diesen Nachteil hat man bei eher lockeren Beziehungen unter finanziellen Absichten nicht. Ehen werten damit gegen Callgirls ab, wie alle alten Ideale gegen neue Prinzipienlosigkeit. Zudem sind Verschwendungsentscheidungen unter bürgerlichen Paaren immer so eine Sache: Man quält sich ewig mit Verkäufen herum. Man sucht nach neuen Anlagemöglichkeiten. Man ist zu fest eingebunden in eine Umgebung, die von Paaren Planung und solide Finanzen erwartet. Zu zweit ist Verprassen noch schwerer als allein, irgendeiner denkt immer, dass man dem Impuls nicht nachgeben darf. Und das ist grundfalsch bei einer Regierung, die sofort und jederzeit dem Impuls nachgibt, sich bei anderen zu bereichern. Der Nachbau einer Warze 550 RS bereichert das Dasein ab 25.000 Euro.
Natürlich müssen auch die Besitzer der aktuell so beliebten ETFs neu nachdenken. Besonders bitter ist das für Bekannte von mir, die sich erst im vierten Lebensjahrzehnt und vor drohender Altersarmut für Anlagen interessiert haben. Das ist eine Generation, die zu alt ist, um ins Ausland abzuwandern und nicht so weit, dass sie mit Verschleudern immer noch gute Jahrzehnte haben könnte. Bei der Alterslotterie, die nun eingeführt wird, gibt es welche, die noch den letzten Rest der Vermögensbildung mitnehmen konnten, und andere, die außen vor bleiben. In meinem Alter bekommt man die Lebensversicherung noch unbeschränkt und kann sich davon sicher keinen Ferrari aus den Wirtschaftswunderjahren leisten. Aber ein gebrauchter gelber Ferrari 458 wie da oben ist auch ganz nett und macht weniger Probleme. Weil: Noch mehr Probleme ist das Letzte, was man unter Bärbel Bas brauchen kann.
Ja, sicher. Der Teil von mir, der nicht einmal den hübschen Schwibbogen aus dem Erzgebirge für das Panoramafenster am Tegernsee gekauft hat, hasst mich für solche Texte. Aber dieser Teil ist veraltet wie die SPD unter Willy Brandt, die noch großzügig Vermögensaufbau förderte, und die CDU unter Helmut Kohl, der die Industrie nicht nur mit einem Brief nach Brüssel geschützt hätte.
Der neue Staat betrachtet Bürger als störendes Problem und geschaffenes Vermögen als Gerechtigkeitslücke, die er zum Wohle derjenigen schließt, die rechtzeitig die richtige Wahl zwischen acht Zylindern und 80 Quadratmetern, zwischen vier Flugreisen im Jahr und vier Wohnungen im Leben getroffen haben. Letztere sind eine Minderheit in diesem Land, und die CDU ist sich sehr sicher, sie am Nasenring in den neuen Staat hineinführen zu können. Wenn es sein muss, zusammen mit Frau Reichinnek.
Was man selbst nicht verprasst, werden in diesem neuen Staat andere verprassen, und am Ende bekommt Frau Bas das große Bundesverdienstkreuz und alles andere, was Frau Merkel für ihre Leistungen auch schon bekommen hat. Sie und ich, liebe Leser, bekommen nur das, was wir selbst ausgeben können. Alle Generationen Bürgerlichkeit und Bauernstolz in mir sehen das anders. Aber in der Privatrepublik der Duisburger SPD spielt das keine Rolle mehr.
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