Natalia Wörner steht zum dritten Mal als renommierte Anwältin für Sexualstrafrecht Annabelle Martinelli Frauen in ausweglosen Situationen zur Seite. In "Maria hat Angst" bekommt sie es mit ungeheuerlichem Machtmissbrauch aus den Reihen der Polizei zu tun.

Nicht nur Maria (Amanda da Gloria) hat Angst im dritten Teil der beliebten Reihe um die Anwältin Annabelle Martinelli (Natalia Wörner). Zeugen, die ihre Aussagen zurückhalten, Polizisten unter Druck, eine Ehefrau mit blauen Flecken, ein kleiner Junge, dessen Mutter plötzlich nicht mehr nach Hause kommt – sehr viel Angst also rund um einen verzwickten Fall, in dem Martinelli mit gewohnter Hartnäckigkeit versucht, Licht ins Chaos zu bringen. Das fordert auch diesmal wieder ihr ganzes Können als Ermittlerin sowie viel Einfühlsamkeit und die Gabe, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, zumal sie es diesmal nicht nur mit gebeutelten Frauen, sondern auch mit der Polizei zu tun bekommt. "Maria hat Angst" ist zunächst bei ARTE zu sehen.

Wer deckt hier wen?

Maria möchte nach einem langen Arbeitstag eigentlich nur noch nach Hause. Als ihr schrottreifes Auto vor einer Kneipe liegen bleibt, beobachten sie und ihre Kollegin unfreiwillig einen Akt roher Gewalt: Vor der Lokalität bedrängt und betatscht ein Polizist seine Kollegin. Noch während die beiden Arbeiterinnen überlegen, ob sie ihr zur Hilfe kommen sollen, wehrt sie sich plötzlich so heftig mit einem Gummiknüppel, dass der Mann blutübertrömt liegen bleibt. Als Polizei und Notarzt eintreffen, möchte die entsetzte Maria eine wahrheitsgemäße Aussage machen, doch ihre Kollegin kann sie überreden, es nicht zu tun. Schließlich hat Maria keine Arbeitserlaubnis und kann ihren Sohn und sich gerade so mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Polizistin Layla (Maral Keshavarz) kommt in Haft, als Pflichtverteidigerin wird ihr Annabelle Martinelli zur Seite gestellt.

Schon tauchen erste Ungereimtheiten auf: Layla behauptet vehement, sie habe sich nur selbst verteidigt, während weitere Mitarbeiter, die wegen einer Polizei-Feier ebenfalls in der Kneipe waren, nur ihren Angriff auf den Kollegen Tommy (Merlin Rose) gesehen haben wollen. Außerdem sei Layla schon in der Vergangenheit durch Aggression aufgefallen.

Die unerschrockene Anwältin wittert bald, dass es zwischen ihrer Mandantin und Tommy etwas gibt, das beide gern geheimhalten möchten. Und was hat es mit jenem Straftäter auf sich, den Layla zuvor angegriffen hatte, was die Kollegen damals jedoch bereitwillig deckten? Als Martinelli schließlich erfährt, dass zwei Zeuginnen am Tatort waren, die angeblich nichts bemerkt haben, sieht sie Laylas Chance gekommen, entlastet zu werden. Doch als sie Maria ausfindig macht, merkt sie schnell, dass die Kolumbianerin ihre Hilfe mindestens genau so nötig hat wie Layla.

Auch in diesem Krimi-Drama (Buch und Regie: Lars Becker) dreht sich wieder alles um Frauen, die Opfer von Gewalt in ihren verschiedensten Formen sind. Natalia Wörner, die sich auch privat für Frauen in Not einsetzt und die Initiative #sicherheim ins Leben rief, brilliert als kompromisslos und bis an die Schmerzgrenze engagierte Anwältin, die dadurch besonders glaubwürdig wirkt, weil sie selbst eine toxische Beziehung hinter sich hat: Mit Staatsanwalt Quante (Fritz Karl) kommt sie sich wie in den ersten beiden Teilen "Wahrheit oder Lüge" und "Die Macht der Frauen" nicht nur beruflich in die Quere.

"Maria hat Angst" bietet spannende Krimi-Unterhaltung in einem komplexen, dramatischen Fall rund um Machtmissbrauch innerhalb und außerhalb des Polizeiapparates. Interessant sind darüber hinaus besonders die zwischenmenschlichen Begegnungen, die hier zutage treten: bewegend zum Beispiel Annabelles Begegnungen mit Marias kleinem Sohn, verstörend die eine oder andere Szene mit Tommys Ehefrau, die ebenfalls ihren Teil zur Geschichte beiträgt. Bleibt nur zu hoffen, dass Annabelle bald wieder einen neuen Fall annimmt – Vorlagen für Drehbücher über Missbrauchsopfer gibt es leider genug.

Maria hat Angst – Fr. 28.11. – ARTE: 20.15 Uhr

TELESCHAU

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