Mit dem Untergang des Kinos ist es wie mit den meisten guten Sachen, die irgendwann zu Ende gehen: Der Bruch erfolgt nicht dann, wenn man es am meisten erwartet, sondern erst viel später. Als man gerade erleichtert aufgeatmet hat, weil man dachte, das Unheil wäre noch einmal an einem vorbeigezogen. Nach der Pandemie stürmten die Leute in „Oppenheimer“ und „Barbie“; „Wicked“ und „Dune 2“ ließen die Kinokassen klingeln.

Der Schock folgte in diesem Jahr: Wenn selbst der Papst Hollywoodstars wie Cate Blanchett und Spike Lee zum Krisentreffen in den Vatikan einlädt, weiß man, dass es ernst ist. Leo XIV. bekundete seine Sorge über den Schwund der Kinos, für die er unter anderem die „Logik der Algorithmen“ verantwortlich machte, die in Dauerschleife Bekanntes wiederholten: Franchisefilme dominieren den Markt.

Das Branchen-Magazin „Variety“ fragt fassungslos: „Wo sind all die Indie-Hits hin?“ Ebenfalls in „Variety“ betrauert der Kinomarktexperte Jeff Bock die tragischen Oktober-Zahlen – die schlechtesten seit 1997: „Die großen Veröffentlichungen dieses Monats haben enttäuscht. So einfach ist das.“ Das mit Ausnahme der Pandemie historische Rekordtief veranlasst die „New York Times“ zu der Überschrift: „25 Filme, viele Stars, null Hits: Hollywood erreicht neuen Tiefpunkt“.

Dass Qualität und Quantität manchmal so weit auseinanderliegen wie salziges und süßes Popcorn, kann nicht oft genug betont werden. Doch in diesem Jahr haben die enttäuschten Kinogänger, genauer gesagt: Kinofernbleiber, womöglich recht: Es lohnt sich einfach nicht. „After the Hunt“, „Die My Love“, „Frankenstein“, „Bugonia“, „Sentimental Value“, „Keeper“, alle höchstens mittelmäßig. Ein angeblicher Oscar-Anwärter nach dem anderen sorgt für Frustration. Wo bleiben die Sensationen der Saison? Selbst die bekanntesten (Julia Roberts, Jennifer Lawrence, Robert Pattinson, Emma Stone) und meistdiskutierten (Sydney Sweeney) Hollywood-Größen flackern vor leeren Sälen über die Leinwand. „Springsteen: Deliver Me from Nowhere“, „The Smashing Machine“, „Christy“ – Kassen-Flop reiht sich an Kassen-Flop.

Die Gründe für die ernüchternde Situation sind vielfältig: Sparmaßnahmen, Streiks, KI-Konkurrenz. Dass selbst Blockbuster manchmal schon nach 17 Tagen auf Streaming-Plattformen auftauchen, statt wie früher erst nach 90 Tagen, schwächt die Kinos genauso wie das breite Angebot an Alternativunterhaltung: Serien und TikTok-Videos laufen den Lichtspielhäusern den Rang ab. „Um heute im Kino Erfolg zu haben, müssen Dramen und Komödien Ereignischarakter haben“, erklärt Hollywood-Kenner Kevin Goetz in der „New York Times“. Das Musical „Wicked“ etwa, dessen zweiter Teil jetzt anläuft, lädt zu Verkleidung, Social-Media-Post und After-Party ein, womit es den Spektakel-Charakter des Kinos beschwört.

Ob sich zu vereinzelten Höhepunkten wie „Sirat“, „Weapons“ und „One Battle After Another“ noch weitere gesellen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Denn dass ein Ende nie wirklich ein Ende ist, auch das weiß niemand besser als Hollywood, das schon die ungewöhnlichsten Comebacks feierte. Nämlich dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

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