Einst war er Vorsitzender einer Partei, heute ist er Deutschlands bekanntester Gebrauchtwagenhändler: Christian Lindner, Ex-FDP-Chef. Am Mittwochabend ist er zu Gast bei Sandra Maischberger in der ARD. Dafür gibt es einen Grund: Vor gut einem Jahr zerbrach die Ampelkoalition. Die FDP war nicht gerade unschuldig daran. Bei den Bundestagswahlen in diesem Jahr bekam sie die Quittung: 3,5 Prozent. Aktuell stagnieren die Liberalen in Umfragen bei drei Prozent. Nun will sich die Partei neu orientieren. Ihr neuer Chef Christian Dürr spricht von Radikal-Liberalismus.
"Ich war leidenschaftlicher Politiker und habe mich für meine Überzeugungen auch in Auseinandersetzungen starkgemacht", sagt Christian Lindner heute über sich. Dabei sei es ihm um individuelle Freiheit gegangen, um Marktwirtschaft, Rechtsstaatlichkeit und eine tolerante Gesellschaft. Aber: "Nach 25 Jahren war meine politische Laufbahn beendet. Ich schaue darauf zurück mit großer Dankbarkeit. Aber für mich war klar: Wenn mein Mandat nicht verlängert wird, endet an der Stelle mein jahrzehntelanges politisches Engagement." Er hätte gerne weitergemacht, gibt Lindner zu. "Aber", sagt er: "So wie es jetzt ist, ist es auch gut."

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Das Ampelende vor einem Jahr sei unausweichlich gewesen, sagt Lindner. "Die Ampelkoalition hatte nicht mehr die Kraft zur Gemeinsamkeit. Und dann ist es in einer Demokratie immer besser, die Bürgerinnen und Bürger zu fragen." Es habe unterschiedliche Auffassungen über die Richtung gegeben, in die Deutschland geführt werden sollte.
"Für meine Überzeugung bin ich in das volle politische Risiko gegangen mit dem Ergebnis, dass meine politische Laufbahn beendet ist. Aber ich will aus heutiger Perspektive sagen: Ich würde mich im Zweifel immer wieder für die Überzeugung entscheiden. Denn gegen die eigene Überzeugung zu handeln und vielleicht gewählt zu werden ist für mich schwerer, als die eigene Überzeugung zu stärken, für sie zu kämpfen, aber keine Mehrheit, kein Mandat zu erhalten", so Lindner.
Für das Wahlergebnis übernehme er die Verantwortung, sagt er. "Und jetzt wünsche ich meiner Partei Fortune." Moderatorin Sandra Maischberger lacht leise in sich hinein. Lindner erklärt: "Ich trage keine Verantwortung mehr in meiner Partei. Ich fühle mich nicht repräsentiert durch den aktuellen deutschen Bundestag. Ich wünsche mir, dass es eine starke liberale Kraft gibt, und in der Politik ist alles möglich." Lindner glaubt an eine Rückkehr seiner Partei in den Bundestag. Irgendwann.

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In die jetzige Regierung seien hohe Erwartungen gesetzt worden, so Lindner. Man habe auf hohe Investitionen und strukturelle Veränderungen gehofft. "Jetzt macht sich eine Ernüchterung weltweit breit, vor allem bei denen, mit denen ich in Deutschland spreche. Dass die hohe Verschuldung genutzt wird, um in Wahrheit strukturelle Reformen noch ein paar Jahre zu vertagen, und dann werden sie noch schmerzhafter und tiefgreifender sein als wir sie jetzt gestalten können."
Christian Lindner: "Jetzt sind andere dran"
Was ihn heute besorgt, gerade in der aktuellen Rentendiskussion: Eine mangelnde Balance zwischen Jung und Alt. Lindner erklärt: "Die Jüngeren haben diese Schulden zu schultern, sie haben jetzt eine Rentenpolitik, die zu ihren Lasten geht, denn die werden höhere Beiträge zahlen. Und man muss hinzufügen nach meiner Erwartung, dass wir in den nächsten Jahren auch wieder einen Wehrdienst sehen werden, wo sich ein Teil einer Generation ein ganzes Jahr in den Dienst des Staates für unsere Sicherheit stellen muss. Wenn man das zusammennimmt, ist das unter den Gesichtspunkten der Generationengerechtigkeit nicht ausbalanciert. Ich frage mich, warum Friedrich Merz nicht starke Führung zeigt und sagt: Diese Rentenpolitik können wir der jungen Generation nicht auch noch zumuten, wenn sie schon für unsere äußere Sicherheit einen Wehrdienst in Kauf nimmt."
Lindner hofft, dass sich die Regierung auf eine Stärkung der privaten Altersvorsorge verständigt. Man müsse der Generation unter vierzig Jahren erleichtern, eine private Säule aufzubauen. Wie es mit der sich streitenden Bundesregierung weitergehen solle, will Sandra Maischberger unbedingt noch wissen. "Ich habe mir dazu noch kein abschließendes Urteil gebildet", sagt Lindner. Trotz sehr intensiven Nachfragens bekommt sie keine Antwort.
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Was Lindner heute macht: Er ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Autoland AG. "Wir haben Gebrauchtwagen, wir haben Neuwagen, wir haben Jahreswagen. Es ist ein Mobilitätskonzern aus Ostdeutschland", erklärt er. Ein sozialer Abstieg sei das nicht. Seinen Kritikern sagt er: "Wenn Autobranche, Mittelstand und Ostdeutschland das Problem sind, zeigt das, was in Deutschland in Wahrheit schiefläuft." Zudem ist er Unternehmensberater.
"Ich bleibe ein politischer Mensch", sagt Lindner über sich. "Aber nach 25 Jahren habe ich keine Sehnsucht danach, wieder neu für Ämter zu kandidieren. Ich habe mich eingesetzt. Jetzt sind andere dran."
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