Nach nicht einmal einer Minute hat der Co-Gründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia, Jimmy Wales, ein Interview mit dem deutschen YouTuber Tilo Jung abgebrochen. Wales war zu Gast in der Sendung „Jung & Naiv“, in der Jung üblicherweise ausführliche Gespräche führt, die sich über mehrere Stunden erstrecken können.
Wales stellte sich zu Beginn der Aufzeichnung, die auch via Livestream ausgestrahlt wurde, als „Gründer von Wikipedia“ vor. Jung fragte nach: „Gründer oder Mitbegründer?“ Wales antwortete knapp: „Das interessiert mich nicht. Das ist die dümmste Frage der Welt“.
Auf die Nachfrage, ob es nicht einen Streit um diese Angelegenheit gäbe, sagte Wales: „Es gibt keinen Streit. Das interessiert mich nicht. Sag, was du willst – es ist egal“.
Doch Jung ließ nicht locker: „Ist das nicht ein Problem, wenn es um Wikipedia geht? Was sind die Fakten?“
„Das ist kein Fakt, sondern eine Meinung“, konterte Wales. Auf eine weitere Nachfrage hin wurde er schließlich schärfer im Ton – „Kann ich noch einmal sagen, dass es egal ist? Ich habe deine Frage nun viermal beantwortet“ – und stand nach einer weiteren Sekunde des Schweigens schließlich auf. „Weißt du was, ich bin fertig“, sagte er und verließ das Studio mit den Worten „Frag‘ mich keine dummen Fragen“. Insgesamt dauerte das Gespräch weniger als eine Minute.
Streit um Gründungsgeschichte von Wikipedia
Um die Gründungsgeschichte von Wikipedia gibt es seit Jahren Streit. Bevor die Website im Jahre 2001 an den Start ging, entwickelte Wales gemeinsam mit dem Philosophie-Doktoranden Larry Sanger die Grundideen der ersten freien Online-Enzyklopädie. Sanger fungierte in der Anfangszeit als Chefredakteur. In früheren Pressemitteilungen wurden Sanger und Wales beide als Gründer angeführt. Nach ihrem Bruch im Jahre 2002 bezeichnete Wales es als „lächerlich“, Sanger als Mitbegründer zu betiteln. In dem Fall müssten es auch 20 andere, bei ihm Anfang 2001 angestellte Mitarbeiter, tun dürfen.
Larry Sanger tritt heute als scharfer Kritiker von Wikipedia auf und bemängelt regelmäßig eine mangelnde Objektivität und Ideologisierung des Online-Lexikons. Mehrfach beklagte er in Interviews und Essays einen linken Bias und fehlende Vielfalt an Perspektiven.
Jimmy Wales hatte Wikipedia hingegen erst kürzlich gegen die Behauptung von Elon Musk verteidigt, es herrsche eine linke politische Ausrichtung vor.
Es gebe eine wahre Leidenschaft für Neutralität in der Wikipedia-Community und man stelle sich immer die Frage, wie man alle Seiten einer Debatte fair abbilden könne. Dennoch, sagte Wales, könne es natürlich vorkommen, dass vor allem etwas speziellere Artikel voreingenommen seien – etwa, wenn der Beitrag nur von einer Person verfasst wurde, die eine eigene Sichtweise mitbringe.
Wales hat gerade ein Buch mit dem Titel „Trust. Die 7 Regeln des Vertrauens oder wie man Dinge von Dauer schafft“ veröffentlicht, das von der Entstehungsgeschichte Wikipedias und dessen Prinzipien handelt.
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