Einfach mal wieder Fast Food essen. Dieses Gefühl kennt jeder. Aber dafür sterben? Was hätte das für einen Sinn? Wo ist da das Motiv? Als dann ein zweiter rätselhafter Mord folgt, ermitteln Barbarotti, Backmann und Borgsen - und versuchen dabei, eine der ganz großen Menschheitsfragen zu lösen.
Karma? Kismet? Zufall? Sportlehrer Fremling ist das, was man einen kerngesunden Menschen nennt: Er ernährt sich bewusst und gesund. Er joggt nicht, er läuft. Seine jüngere Freundin hält ihn zusätzlich fit. Fast Food? Nicht für Fremlings Körper, seinen Tempel. Aber es ist Prüfungszeit an der Schule, an der er neben Sport auch Mathe unterrichtet - und das bedeutet Stress. Warum nicht einmal eine Pizza bestellen? Es muss ja keiner erfahren, schon gar nicht seine anspruchsvolle Freundin. Als es an der Tür läutet, öffnet Fremling voller Vorfreude auf seine Pizza.
Doch vor der Tür steht kein Pizzabote. Erst fallen drei Schüsse, dann fällt Fremling zu Boden. Die Tür wird geschlossen. Schon irgendwie ein ziemlich kaltblütiger Mord. Das denkt sich Inspektor Borgsen von der Polizei. Sein Vorteil: Er wohnt gleich um die Ecke. Kurze Wege sozusagen. Borgsens Nachteil: Irgendwie hat ihn Corona doch schlimmer erwischt als gedacht. Post-Covid. Borgsens Spitzname unter den Kollegen lautet daher auch "Sorgsen".
Dann geschieht ein weiterer Mord. Diesmal fast unter Borgsens Balkon. Ein junger Mitarbeiter eines Fitnessstudios, ein "PT", ein Personal Trainer. Ebenfalls eiskalt abgeknallt. Gibt es zwischen den Opfern einen Zusammenhang? Eine Gemeinsamkeit? Borgsen, der zunächst die Leitung innehat, muss sie abgeben an seine Kollegen Barbarotti und Backmann, ein Polizistenpärchen.
Aber vorwärts kommen die beiden in den Fällen zunächst auch nicht. Nur eines scheint vollkommen sicher: Um Gang-Kriminalität handelt es sich nicht, der Wohnbezirk, in dem hauptsächlich alleinerziehende Mütter leben, spricht einfach dagegen. Aber vielleicht war Fremling ja an der Schule nicht beliebt? Da könnte zumindest ein Ermittlungsansatz winken.
Moral ist, was du daraus machst
Eingefleischte Hakan-Nesser-Fans wissen: Mehr braucht es nicht! Eine Spur, ein kleiner Hinweis, und Gunnar Barbarotti hat seinen mittlerweile neunten Fall. "Eines jungen Mannes Reise in die Nacht", erschienen bei btb und DAV, ist der neueste Nesser-Bestseller aus der "Barbarotti"-Reihe - und selbst für absolute Neulinge der Serie ein Hochgenuss!
Da wäre der Plot, irrwitzig und doch auch brisant und topaktuell. Es geht um Mobbing, Schulstress, Teenies mit all ihren kleinen und großen Problemen, um den Alltag, den jeder irgendwie schultern muss. Es geht um Ängste und Träume, um das Erwachsenwerden, egal wie alt man auch sein mag. Es geht um Hinfallen, Mundabputzen, Wiederaufstehen, Weitermachen.
Es geht aber auch um die große, moralisch-existenzielle Frage: Ist es immer falsch, zu töten? Rein hypothetisch betrachtet. Der Täter denkt darüber ebenso nach wie Barbarotti. Welche Menschen würde er eliminieren, wenn es nur darum ginge, auf einen roten Knopf zu drücken? "Trump? For sure. Putin? Da. … Bolsonaro? Si si. Erdogan. Lawrow. Einzelne Chinesen. Und zumindest einen Nordkoreaner. Ja, es gab so einige. Nicht weil er Gefallen daran fand, zu töten, sondern dem Planeten zuliebe, der Menschheit zuliebe. Als eine Art Pflichterfüllung, wenn sich einem die Möglichkeit dazu bot. So wie es 80 Jahre zuvor eine Pflicht gewesen wäre, Hitler zu eliminieren. Oder?"
Die moralische Pflicht zu töten. Ein alter Hut. Aber Nesser verpackt das Thema in einen luftig-lockeren Krimi mit viel Dialogwitz und Denkanstößen. Neun Stunden ohne auch nur den leisesten Anflug von Langeweile. Das ist typisch Nesser. Und ebenso typisch für die "Barbarotti"-Reihe ist Dietmar Bär als Hörbuchsprecher. Das passt und könnte nicht perfekter sein. Mal Karma und Kismet außen vor gelassen: Wer hat es in Ihren Augen verdient, vorzeitig und gewaltsam aus dem Leben zu scheiden? Durch welchen Mord würde die Welt eine bessere werden? Ich hätte da so ein paar Ideen …
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