Das ZDF hat eingeräumt, jahrelang mit einer Produktionsfirma zusammengearbeitet zu haben, die auch ein Hamas-Mitglied in ihren Reihen beschäftigte. Das erklärte der Mainzer Sender am Montag.

Hintergrund ist ein israelischer Militärangriff am 19. Oktober auf den Standort der Produktionsfirma Palestine Media Production (PMP) in Deir al-Balah im Süden Gazas. Dabei wurde ein 37-jähriger Ingenieur für die Abwicklung der Übertragungstechnik sowie ein achtjähriger Sohn eines anderen Mitarbeiters getötet.

Bei dem Mann handelt es sich um Ahmed Abu Mutair. Armeekreise berichteten in „Bild“, Israel habe den Palästinenser als Zugführer der Hamas identifiziert. Er soll dem militärischen Arm der Hamas, den sogenannten Qassam-Brigaden, angehört haben. Das ZDF forderte vom israelischen Militär entsprechende Belege – die dem Sender nun vorgelegt wurden.

„Das ZDF begrüßt, dass die israelische Armee der Bitte nachgekommen ist, die Identität des getöteten Mitarbeiters der Produktionsfirma PMP in Gaza zu klären“, heißt es in einer Presseerklärung vom Montag. „Der 37-jährige, der als Ingenieur für die Abwicklung der Übertragungstechnik zuständig war, war demnach Mitglied der Terrororganisation Hamas.“ Als Beleg sei ein entsprechendes Dokument vorgelegt worden. Der Sender erklärte, die Zusammenarbeit mit PMP bis auf Weiteres einzustellen.

ZDF-Chefredakteurin Schausten verurteilte Militärschlag als Angriff auf „Medienschaffende“

In einer ersten Reaktion am 19. Oktober hatte das ZDF den Angriff auf den PMP-Standort noch verurteilt. „Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien, denen wir unser tiefes Mitgefühl aussprechen“, wurde ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten in einer Mitteilung zitiert. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden.“

ZDF-Korrespondent Thomas Reichart sprach im ZDF-„heute journal“ an dem Abend von „Kollegen“. „Der Vorfall reiht sich ein in ein Muster auf Journalisten. Über 200 sind nach Angriffen auf Gaza getötet worden“, sagte Reichart. Nach Angaben der International Federation of Journalists (IFJ) unter Berufung auf palästinensische Quellen starben 224 Journalisten und Medienschaffende in Gaza. Mitgezählt wurden neben Abu Mutair auch Al-Dschasira-Journalisten, die nach israelischen Informationen für die Hamas kämpften.

Gegenüber „Bild“ hatte das ZDF nach dem israelischen Raketenangriff erklärt, eigene Recherchen zeigten keine Anhaltspunkte, dass der 37-Jährige Hamas-Mitglied sei. PMP war seit 1996 als Dienstleister für das ZDF-Studio in Tel Aviv zuständig, der betroffene Mitarbeiter war seit 2013 für die Firma tätig. Direkten Kontakt mit dem ZDF habe es nicht gegeben.

Fotos zeigen indes, wie Abu Mutairs Tod weiter instrumentalisiert wurde: Bei der Trauerfeier am Tag nach dem Raketenangriff wurde eine blaue Weste mit der Aufschrift „Press“ auf den verhüllten Leichnam gelegt.

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