Während in London die Messen Frieze London (für zeitgenössische Kunst) und Frieze Masters (für ältere Kunst bis ins 20. Jahrhundert) laufen, hängen dunkle Wolken über dem britischen Kunstmarkt – so stellen es jedenfalls manche Medien dar. Die Galerien verzeichnen teilweise starke Einbußen. Laut Handelsregister ist etwa der Umsatz der britischen Tochtergesellschaft von Hauser & Wirth 2024 auf 68 Millionen Pfund gesunken (von 144 Millionen im Vorjahr), der Vorsteuergewinn schrumpfte um 87 Prozent von 9,3 auf 1,2 Millionen Pfund.

Der Rückgang sei auf schwache Verkäufe im Sekundärmarkt zurückzuführen. Auch andere namhafte Händler in London wie die David Zwirner Gallery oder Sadie Coles HQ weisen signifikante Rückgänge aus. Am ersten Messetag konnte Hauser & Wirth aber gute Nachrichten verbreiten, 16 atelierfrische Werke sind auf der Frieze London verkauft worden, darunter ein Gemälde von Avery Singer (800.000 Dollar), ein Mixed-Media-Bild von Lee Bul (260.000 Dollar) und ein Porträt von Henry Taylor (300.000 Dollar); ein Masters-Höhepunkt war der Verkauf eines Gemäldes von Gabriele Münter für 2,4 Millionen Schweizer Franken.

Großbritannien rangiert nach den USA und vor China als zweitgrößter Markt mit einem Anteil von 18 Prozent am internationalen Kunsthandel. Doch der Brexit und die Abwanderung wohlhabender Sammler mit „Non-Domicile“-Status, die steuerliche Vorteile nun in anderen Ländern suchen, haben die britische Hauptstadt geschwächt. Prominenz wie Beth Ditto, Claudia Schiffer oder Kristen McMenamy konnte man aber auch in diesem Jahr im Umfeld der Londoner Frieze-Messen sehen.

Ökonomische Strahlkraft geht derweil von anderen Regionen aus: Dass die in London ansässige Frieze-Gruppe angekündigt hat, eine Messe in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu veranstalten, dürfte als Flucht nach vorn zu verstehen sein. Sie übernimmt die Abu Dhabi Art. Als „Frieze Abu Dhabi“ (erstmals November 2026) werde „die Messe der Region eine Bühne bieten, um sich mit der breiteren Kunstwelt zu verbinden“, sagte der Frieze-CEO Simon Fox in einem Statement. Man wolle so auch „die kulturellen Stärken des Emirats hervorheben“. Erst im Mai hatte die Schweizer MCH Group, Eigentümerin der Art Basel, den Start einer neuen Messe in Doha verkündet. Katar und die Emirate werden zunehmend zu Finanzierern wie zu Käufermärkten – und zur Bühne für symbolpolitische Konkurrenz um kulturelles Prestige und damit verbundene Soft Power.

In Europa liefern sich London und Paris einen Wettstreit um etablierte Kunstwerte. Kurz vor dem Start der Frieze kündigte die Pace Gallery an, ein neu authentifiziertes Gemälde von Amedeo Modigliani vorzustellen, einem Topseller der klassischen Moderne – allerdings nicht auf der Frieze Masters, sondern auf der Art Basel Paris, die kommende Woche beginnt. Im März 2026 soll das lang erwartete Werkverzeichnis des Kunsthistorikers Marc Restellini erscheinen – darunter auch „Jeune fille aux macarons“ von 1918. Der Preis: um zehn Millionen Dollar.

Von der Frieze Masters meldete Pace derweil „starke Verkäufe“ von Peter Hujars Backstage-Porträts aus dem New York der 1970er- und 1980er-Jahre: Sechs Werke wurden für Preise zwischen 25.000 und 45.000 Dollar an Sammler in Europa und den Vereinigten Staaten verkauft. David Zwirner hatte ebenfalls einen erfolgreichen ersten Tag und verkaufte unter anderem ein Gemälde von Steven Shearer für 550.000 Dollar, zwei von Lucas Arruda im Wert von 320.000 bis 350.000 Dollar und zwei Fotografien von Wolfgang Tillmans im Wert von 115.000 bis 250.000 Dollar.

Und nicht zuletzt Sadie Coles beschwört den Standort London, „der Stadt, die ich liebe“. Veränderungen seien Teil der Energie Londons, sagte Coles dem Online-Portal „Artnet News“. Die aktuelle Situation sei trotz allem „dynamisch“, was man auch daran sehe, dass eine neue Generation nachrücke. Das bestätigte auch die Frieze-Masters-Chefin Emanuela Tarizzo im WELT-Interview. Die Galeristin weihte zum Auftakt der Frieze-Woche ihre dritten Londoner Räume in einem historischen Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert in Mafair ein – wo einst der einflussreiche Burlington Fine Arts Club residierte. Gezeigt werden dort Bilder der südafrikanischen Malerin Lisa Brice.

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