Ein alleinerziehender Vater und eine "orientalische Walküre" sind das derzeit heißeste Ermittlerduo auf dem Thrillermarkt. Die Macher von "Tode, die wir sterben" und "Schwüre, die wir brechen" sind alte Hasen im Business. Die Plots könnten nicht aktueller sein.
Die Polizei ist ein merkwürdiger Berufsstand: Sie zieht die besten Menschen an, aber auch die Schlechtesten. Bei den beiden schwedischen Ermittlern Jon Nordh und Svea Karhuu gibt es keinerlei Zweifel: Sie gehören zu den Besten. Macken haben sie dennoch. Und auch Geheimnisse.
Nordh ist alleinerziehender Vater zweier Kinder im Alter von sechs und acht. Seine Frau, die Mutter ihrer beiden Söhne, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das ist gerade 16 Monate her. "Die Zeit heilt alle Wunden? Am Arsch!" Das ist Nordhs Motto. Er versucht so gut es geht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Aber er will auch herausfinden, was hinter dem Autounfall seiner Frau steckt, die eigentlich bei einem Pilateskurs hätte sein sollen. Zudem saß Nordhs Partner und bester Freund am Steuer. Die Straße war in sehr gutem Zustand. Das Wetter kommt als Unglücksursache auch nicht infrage.
Also forscht Nordh nach. Ermittlungen in eigener Sache. Seine Chefin, die allerdings ihre eigenen Ziele verfolgt, scheint Nordh dabei zu helfen. Seiner neuen Partnerin bei der Polizei hat Nordh indes nichts von seinem "ganz privaten Fall" erzählt. Aber auch Svea Karhuu spielt nicht mit offenen Karten.
Von Bärinnen und Krokodilsköpfen
Karhuu kommt aus Nordschweden, hat aber orientalische Wurzeln. Sie ist noch keine 30 Jahre und war als verdeckte Ermittlerin in Stockholm aktiv. Es ging um Prostitution und Menschenhandel. Als Karhuu einen Mann in Notwehr ersticht, zieht ihr Chef sie von dem Fall ab, schickt sie nach Malmö, wo sie Nordh zur Seite gestellt wird. Er vergleicht ihr äußeres Erscheinungsbild schon einmal mit einer "orientalischen Walküre", nennt sie seine "schwedische Bärin". Karhuu liebt und betreibt Mixed Martial Arts. Es sich mit ihr verderben? No way!
Das merkt auch Nordh, der seiner Partnerin immer mehr und mehr Respekt zollt, sie auf Augenhöhe sieht. Beide merken schnell, was sie am jeweils anderen Berufspartner haben. Ein erster Fall, in dem ein kleiner Junge bei einem Drive-by-Shooting stirbt und sie unter anderem in der Clan-Szene der Stadt ermitteln müssen, aber schnell herausfinden, dass auch der russische Geheimdienst durchaus eine Rolle bei dem Fall spielt, schweißt das Duo eng zusammen ("Tode, die wir sterben").
Kein Wunder, dass Nordhs Chefin nicht im Traum einfällt, die Sicherheitspolizei Sepo einzuschalten, als eine Männerleiche mit abgetrenntem Kopf in der Stadt gefunden wird. Der Leichnam liegt in einer über und über mit Hieroglyphen verzierten alten Barke - und statt eines menschlichen Kopfes wurde dem Mann posthum ein ausgestopfter Krokodilsschädel an den Hals genäht. "Kranker Scheiß", so Nordh, der am liebsten einen großen Bogen um den Fall machen würde. Aber seine Chefin sorgt dafür, dass Nordh und Karhuu am Ball bleiben: Angeblich gab es beim Unfall von Nordhs Frau einen Augenzeugen, der einen weiteren Wagen gesehen haben will …
Ein Fall im Fall im Fall
Der Tote mit dem Krokodilskopf bleibt nicht die einzige verstümmelte Leiche: Es folgen ein Mann mit einem Falkenkopf und weitere Hieroglyphen. Doch erst als ein Mädchen verschwindet und eine True-Crime-Podcasterin, die der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein scheint, ebenfalls vermisst wird, nimmt die Sache mit dem "Kroko-Killer", wie ihn der schreiende Boulevard nennt, Fahrt auf. Die Zeit drängt. Presse und Politik sitzen dem Ermittlerduo im Nacken und sowohl Nordh als auch Karhuu sind weiterhin "in eigener Sache" unterwegs.
Da ist es schwierig, den Fokus zu behalten und auf dem Weg zur Lösung des Falls zu bleiben, der mittlerweile das gesamte Land beschäftigt, denn aus dem "Kroko-Killer" ist mittlerweile ein "Kroko-Klima-Killer" geworden. Warum das so ist? Das zeigt das schwedische Erfolgsautorenduo Roman Vossen und Kersten Signe Danielsson mit "Schwüre, die wir brechen", dem zweiten Fall ihrer "Akte Malmö"-Serie, erschienen bei KiWi und Argon. Der dritte ist für den Herbst 2026 angedacht.
Dass das Autorenduo so ziemlich zum Besten gehört, was das schwedische Thrillergenre zu bieten hat, hat es bereits mit seiner zehnbändigen "Nyström&Foss"-Serie bewiesen. Dass die beiden auch keine Angst vor brisanten, polarisierenden Themen haben, ebenso. Und so verwundert es nicht, dass es Nordh und Karhuu nicht nur mit einem "schlichten" Serienkiller zu tun haben. Die Wurzeln des Falls reichen Jahrtausende zurück, führen mitten hinein in die Sahara und in die altägyptische Mythologie. Gleichzeitig geht es auch um einen "skrupellosen Medienkonzern, der aus allen Rohren feuert" und eine mächtige Bruderschaft in Schweden. Kleine Brötchen können andere backen!
Das gilt auch für Thomas Schmuckert, dessen schiere Stimmgewalt und -vielschichtigkeit das berühmte i-Tüpfelchen für diese Reihe darstellt. Man kann nicht umhin, die beiden Hauptfiguren, aber auch ihr helfendes Team, zu lieben. Ihre Marotten, ihre Macken, aber auch ihre liebenswert-humorvolle Art ziehen in den Bann und verzaubern. Nordh und Karhuu sind derzeit mit Abstand das Beste, was die Polizei zu bieten hat!
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