Priscilla Presley, Ehefrau von Elvis und Schauspielerin, versucht in ihren Memoiren, die Tragödien ihrer Familie zu erklären: über den Fluch, eine Presley zu sein.

An einer Stelle sagt sie sinngemäß selbst, dass sie sich das nicht alles ansehen will. Die ganze Flut von Dokus und Filmen über Elvis, jeden Monat etwas Neues, da kann man schon den Überblick verlieren. Sagt sie, Priscilla Presley, die einzige Frau, mit der Elvis Presley verheiratet war (von 1967 bis 1973), und mit der er seine einzige Tochter Lisa Marie hatte.

Nun kann man auch meinen, dass 48 Jahre nach Elvis’ Tod 1977 angesichts der Flut von Filmen, Erinnerungen und Büchern eigentlich alles gesagt ist, aber es gibt immer jemanden, dem noch etwas einfällt, und sei es "Mein Leben nach Elvis", wie Priscilla Presley ihre nun schon zweite Biografie genannt hat. Und die man, auch nach den Memoiren ihrer verstorbenen Tochter Lisa Marie "Von hier ins Ungewisse" (2024), zugegeben etwas skeptisch in die Hand nimmt, denn die Flut, siehe oben.

Hat Priscilla Presley noch Neues zu erzählen?

Und die Skepsis bleibt auch beim Lesen der ersten Seiten über ihr Eheleben mit dem King of Music, weil man das fast alles schon mal gelesen oder in Filmen wie "Priscilla" von Sofia Coppola gesehen hat und sich mit so Sätzen wie "Elvis war ein Mann des Südens, der von seiner Frau forderte, hübsch zu sein, unterwürfig und liebenswürdig" zusammenfassen ließe. Also nichts Neues, denkt man, und merkt erst gar nicht, dass Presley, heute 80, den wahren Grund, das Buch zu schreiben, fast unbemerkt einpflanzt: die Geburt ihrer Tochter Lisa Marie 1968. Gezeugt, auch das ist ihr wichtig zu erwähnen, gleich nach der Hochzeit 1967 in der ersten Nacht mit Elvis. 

Auch das ist unter Elvis-Forschern nichts Neues, aber es bekommt eine andere Bedeutung, weil Presley ab dem Moment als Mutter weitererzählt und mit jedem Kapitel nach der Scheidung von Elvis ein Familiendrama aufbaut, das 2023 tragisch endete. Und als ob sie genau auf diesen Tag, den 12. Januar 2023, zielen wollte, schreibt sie die mehr als 300 Seiten "Softly, as I leave you".

Priscilla Presley Hat Elvis Presley seine blutjunge Frau weggesperrt?

Denn diese Tochter, Lisa Marie, war vom ersten Tag ihrer Geburt an kein normales Kind mit normaler Kindheit, wie hätte sie es auch als einzige Tochter des damals berühmtesten Pop-Stars der Welt sein können? Mutter Priscilla und Vater Elvis blieben auch nach der Scheidung in engem Kontakt. Ja, Priscilla sagt auch, dass sie Elvis weiter geliebt habe, aber eben nicht mehr mit ihm leben konnte. 

Und so wuchs Lisa Marie als Scheidungskind mal bei der Mutter, mal beim Vater auf. Das Leben beim Vater färbte aber mehr ab, sie wurde ein rich kid und in der normalen Welt aus Schule und Freundinnen schwer integrierbar, schreibt Presley. Unter Gleichaltrigen gab sie mit "mein Vater ist Elvis Presley" an, sie war auf kaum einer Schule zu halten, und auch sonst waren ihr alle Regeln fremd. "Sie hatte sich daran gewöhnt, nur das zu machen, was sie wollte und wann sie es wollte", so Presley.

Nach Elvis' Tod landen Mutter und Tochter bei Scientology

Es kommt dann etwas unvermittelt und seltsam, wenn diese Mutter erzählt, wie sie nach dem Tod von Elvis emotional sehr instabil wurde und, geworben von John Travolta, zusammen mit Lisa Marie in die Fänge der Scientology-Sekte geriet und die dortigen Praktiken der Gehirnwäsche wie Wellness-Erlebnisse beschreibt und auch später, als Lisa Marie mit großen Drogenproblemen kämpfte, ihre Tochter den Scientologen für ein Entzugsprogramm überließ. Sie deutet zwar an, dass sie und Lisa Marie Jahre später, 2017, die Sekte verlassen haben, doch der Schatten, 40 Jahre lang prominentes Mitglied der Hubbard-Bande gewesen zu sein, bleibt in diesen Memoiren. Auch wenn Priscilla Presley durchaus amüsanten Tratsch aus dem Leben als Ex von Elvis erzählen kann.

Lisa Marie Presleys Memoiren Elvis-Enkelin Riley Keough: "Meine Mutter erlebte, wie er zusammenbrach"

Denn die Männer aus Hollywood und dem Jet Set interessierten sich sehr für sie, um nicht zu sagen, sie standen Schlange. Robert Kardashian, damals Anwalt, der später O.J. Simpson im Mordprozess verteidigte, war eine ihrer ersten Affären. Und O.J. Simpson traf sie auf Partys und misstraute vom ersten Moment an seinem aggressiven Charakter. Und dann war da noch der damals weltberühmte Latino-Sänger Julio Iglesias, der sie nach Chile einlud und wie selbstverständlich eine Nacht mit ihr erwartete, aus der sich Priscilla aber herauswand. Ebenso nett und harmlos schildert sie ihre ersten Jahre als Schauspielerin in der TV-Serie "Dallas", wo die Hauptdarsteller Larry Hagman und Patrick Duffy ihr ständig solche Streiche spielten, wie heimlich Wodka in ihr Wasserglas zu schütten. Das liest man, lächelt und könnte es auch gleich wieder vergessen, wenn sich dahinter nicht die Lebenstragödie ihrer Tochter wie eine Gewitterfront aufbauen würde.

Denn nachdem Lisa Marie ihre Drogenprobleme recht fragwürdig in der Scientology-Sekte überwunden hatte und dabei ihren ersten Mann, den Musiker Danny Keough, kennenlernte, bekam sie zwei Kinder, und kaum war etwas Normalität des Lebens in Sicht, brach Lisa Marie wieder aus, ließ sich scheiden, um fast über Nacht den Popstar Michael Jackson zu heiraten. Mutter Priscilla bekam ihre Tochter wieder nicht in den Griff, warnte sie vor Jackson, von dem sie glaubte, dass er nach den Missbrauchsvorwürfen gegen ihn mit Lisa Marie nur bessere Presse suchte und nichts weiter. "Ich traute seinen Motiven nicht (…) Er wollte nicht mit ihr zusammen sein, sondern mit der Tochter von Elvis Presley." Die Ehe hielt knapp zwei Jahre und wurde 1996 geschieden. "Ich hörte Elvis' Erleichterungsseufzer in meinem Kopf", schreibt sie.

Priscilla Beaulieu Presley: "Softly, as I leave you – mein Leben nach Elvis", Autobiografie, Hannibal Verlag, 321 Seiten, 29 Euro, erhältlich bei Anbietern wie Amazon oder Thalia © Hannibal Verlag

Doch die Fahrt in den Abgrund war nicht aufzuhalten. "Zwei Jahre nach dem Antritt ihres Erbes war Lisa Marie bankrott", erzählt Priscilla. Lisa Marie versuchte zwar wieder Neuanfänge, heiratete nochmal und bekam Zwillinge, doch der Fluch über der Familie verschwand nicht. "Der Elvis-Faktor spielt natürlich immer eine wichtige Rolle. Einige suchten Lisas Nähe, weil sie die Tochter von Elvis war. Und einige suchten meine, weil ich Elvis' Frau gewesen war", schreibt sie, denn sie beide seien "die lebende Verbindung zu einem Idol" gewesen. Im Juli 2020 starb Lisa Maries Sohn Benjamin Keough, er beging Suizid. Am 12. Januar 2023 wurde Lisa Marie leblos in ihrem Haus in Los Angeles gefunden. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Die Todesursache war ein Darmverschluss. Im Krankenhaus hatten die Ärzte ihr Herz noch wieder in Gang gebracht, doch es gab keine Aussicht auf "Lebensqualität" mehr, sondern auf ein Dasein im Wachkoma. "Ich sagte, was ich sagen musste: 'Schalten Sie die Maschine ab, Doktor'."

Memoiren über einen Familienfluch

"Softly, as I leave you" ist kein Buch über Elvis Presley, es ist ein Buch darüber, wie die Nachkommen von Elvis versuchten, mit dem gigantischen Ruhm und dem Reichtum seines Lebenswerkes zu leben. Und wie sie mal ohne und mal mit Schuld scheiterten, sich in Fragwürdigkeiten wie Scientology verliefen oder sich gegen falsche Freunde wehren mussten. Und es ist die Geschichte einer Frau, der einzigen Ehefrau von Elvis und Mutter seiner Tochter, die alles versuchte, ihr Leben und das Leben ihrer Tochter zu "entelvisen", um in einer normalen Welt herumzulaufen. Es ist ihr nicht gelungen. Aber was bleibt, ist der Respekt vor dieser Frau.

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