Folge 3 ist alles andere als leichte Kost. Paare zerlegen sich gegenseitig, Beleidigungen bestimmen den Alltag. Edda und Micha liefern ein Lehrstück im Beziehungskollaps, auch Tara und Dennis versinken im Streit. Am Ende bleibt der Eindruck einer Atmosphäre aus Druck und Tränen.
Geschätzte Kenner der gepflegten Eskalation, wer die dritte Folge vom "Sommerhaus der Stars" aushält, verdient beinahe selbst ein Preisgeld! Unterhaltung im klassischen Sinn gibt es hier nicht, höchstens eine Sozialstudie über den Zerfall zwischenmenschlicher Beziehungen unter Dauerbelastung. Unser RTL zeigt natürlich bekannterweise nur eineinhalb Stunden zusammengeschnittenen Alltag. Dieser aber speist sich aus den immer gleichen Zutaten: Brüllerei, Beleidigungen, Tränen und einer Grundspannung, die sich durch fast alle Paare frisst.
Das Haus selbst, ein auf den ersten Blick wirklich idyllischer Ort mit grasenden Büffeln, wird zur Projektionsfläche verdrängter Konflikte und verletzter Eitelkeiten. Jeder gegen jeden, das ist weniger Spielregel als Grundzustand. Besonders im Zentrum stehen dieses Mal der schöne Ryan und seine "Linuschka". Die beiden wirken zunehmend isoliert, was nicht nur an Ryans Allianzen liegt. Jede Unterhaltung kippt sofort in ein Misstrauensdrama. Wer mit wem spricht, wer über wen lästert, alles wird sofort als Verrat verbucht. Das sogenannte Gruppengefühl reduziert sich auf das gegenseitige Bestätigen der eigenen Hinterhältigkeit.
Doch es sind zwei andere Paare, die den Zuschauer in dieser Episode regelrecht erschlagen: Edda Pilz und Michael Klotz sowie Tara Tabitha und Dennis Lodi.
Micha, Edda und eine Beziehung, die krankt
Edda und Micha liefern ein Lehrstück im Beziehungskollaps. Kaum eine Szene vergeht ohne gegenseitige Stichelei. Micha versucht es mal mit Nähe, mal mit Rückzug. Nichts hilft. Edda wiederum scheint in einer Endlosschleife aus Vorwürfen, Tränen und Widersprüchen gefangen. Will sie in den Arm genommen werden oder nicht? Sie weiß es offensichtlich nicht einmal mehr selbst. "Krank" nennt Micha ihre Beziehung irgendwann. Er bettle sie seit Monaten um Liebe an. Seine Verzweiflung ist greifbar, aber er bleibt. Aus Pflichtgefühl? Oder schlicht, weil Kameras laufen? Psychologisch betrachtet ist diese Paarung ein einziges Wechselbad aus Ablehnung und gegenseitigen Vorwürfen. Und je länger man zusieht, desto unwohler fühlt man sich als Zuschauer. Und das will wirklich was heißen!
Erschwerend kommt hinzu, dass Edda nicht nur Micha zermürbt, sondern mittlerweile auch ihre WG-Mitbewohner. So findet Tommy Pedroni, sonst ein ruhiger Gegenpol, sie nur noch "nervig und am Meckern". Ein Satz, der symptomatisch für die gesamte Episode steht: Die Geduld ist schlicht - aufgebraucht!
Das zweite Epizentrum der Eskalation ist Tara Tabitha mit ihrem Freund, dem Pupser Dennis Lodi. Schon früh in der Folge wirft er einen Gartenstuhl durch die Gegend. Tara beschimpft ihn, er kontert, sie pichelt zu viel und dann versöhnen sie sich wieder halbherzig. Das Muster wiederholt sich. Besonders bezeichnend ist Dennis' Diagnose, seine Freundin brauche "mehr Nähe, mehr Körperlichkeit und ein bisschen mehr Brüste anfassen". Er greift gleich zur Tat, vor laufender Kamera. Ein Moment, der so unfreiwillig grotesk ist, dass man als Zuschauer nur bitter lachen kann.
Die übrigen Paare gehen im Lärm unter. Paulina Ljubas und Tommy Pedroni gewinnen ein Spiel, Marvin Kleinen und Jennifer Degenhart versuchen sich in Harmonie und Silva Gonzalez' Frau Stefanie will nicht mehr angeschrien werden. Alles wirkt wie eine endlose Wiederholungsschleife, in der niemand dazulernt.
"Fresse halten", "Arschloch", "geisteskrank"
Die Spiele selbst, "Dünnbrettbohrer" und "Der schiefe Turm von Bocholt", geraten da fast zur Randnotiz. Das Konzept, eigentlich als kurzweilige Auflockerung gedacht, liefert nur weiteres Material für gegenseitige Schuldzuweisungen. Schreien gehört zum Pflichtprogramm. Selbst banale Niederlagen werden zu moralischen Katastrophen aufgeblasen.
Und doch steckt hinter all dem mehr als bloße Trash-TV-Unterhaltung. Was sich hier zeigt, ist eine Art Laborversuch in menschlicher Überforderung. 24 Stunden auf engem Raum, jeder Schritt beobachtet, jede Schwäche dokumentiert. Mittendrin Paare, deren Beziehungen schon vor dem Einzug brüchig waren. Vor laufender Kamera wird nun offenbar, was im Privaten vielleicht noch zu kaschieren war. Vertrauen ist kaum vorhanden, Dialog fast unmöglich. Stattdessen dominieren das Austesten von Grenzen, Erniedrigung und Trotz.
Ironisch ist nur das Setting: ein Sommerhaus, das Urlaub und Leichtigkeit suggerieren soll, dient als Kulisse für permanenten emotionalen Winter. Die Sonne mag scheinen, doch das Klima ist eisig.
Besonders unangenehm ist die Sprache, mit der sich die Bewohner gegenseitig malträtieren. "Hast du noch alle Latten am Zaun?" ist da noch die harmlosere Variante. "Fresse halten", "Arschloch" und "geisteskrank" gehören längst zum Grundvokabular. Selbst den Kandidaten wird es langsam zu viel. Der Zuschauer schwankt zwischen Fassungslosigkeit und dem Bedürfnis, sich lieber chillig 'ne Folge von Raabs neuer Show auf RTL+ anzugucken.
Macht, Erniedrigung und kleine Siege
Immer gibt es Außenseiter, immer formieren sich Grüppchen und immer wieder fliegen dieselben Phrasen. Wer die früheren Staffeln gesehen hat, erkennt das Schema sofort. Hier kann man in verdichteter Form dabei zuschauen, wie brüchig menschliche Beziehungen sein können, sobald Druck, Suff und die ständige Präsenz anderer hinzukommen.
Das "Sommerhaus der Stars" zeigt auch in dieser dritten Folge, dass es längst nicht mehr um Spiele oder Unterhaltung geht. Es geht um Macht, Erniedrigung und um kleine Siege in einer Atmosphäre der permanenten Niederlage. Das Haus ist ein Spiegel menschlicher Abgründe.
Wer das sehen will, bekommt reichlich Material. Lustig war an dieser Folge jedoch wenig. Im Gegenteil, die Eskalationen, Beleidigungen und Tränen lassen einen eher mit einem flauen Gefühl zurück. Und das ist vielleicht die ehrlichste Bilanz, die man nach dieser dritten Episode ziehen kann. Und es soll tatsächlich noch schlimmer werden!
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