Die eine legt nach wiederholten Anfeindungen und Drohungen im Internet eine Social-Media-Pause ein, der andere wird von US-Politkern wie dem ehemaligen US-Botschafter Richard Grenell bei X heftig kritisiert: Die teils hasserfüllte öffentlich Debatte nach dem Mord an den US-Podcaster und Aktivisten Charlie Kirk macht auch vor einzelnen Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht halt.
Unterstützung bekommen die beiden ZDF-Reporter nun unter anderem aus der Politik. Bei Instagram meldete sich Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt zu Wort. „Ich muss mit Euch über etwas reden und das wird manchen nicht gefallen“, so moderierte die 59-Jährige ihren Beitrag an. „Die Berichterstattung über den extrem rechten Podcaster und Aktivisten Charlie Kirk im ZDF mit Dunja Hayali und Elmar Theveßen hat sehr viel Kritik hervorgerufen“, erläutert sie. „Nun kann man in Deutschland selbstverständlich auch Journalistinnen und Journalisten kritisieren. Was aber nicht geht, ist sie zu bedrohen“, stellt die Politikerin dann klar.
Im weiteren Verlauf des 38 Sekunden langen Videoclip stellt sie sich selbst deutlich hinter die Berichterstattung und Einordnung der beiden Journalisten. Dunja Hayali hatte dem Kirk in einer Moderation fürs ZDF-„heute journal“ „rassistische, sexistische und menschenfeindliche Aussagen“ vorgeworfen. Theveßen hatte Kirk zudem polarisierende Äußerungen über Homosexuelle zugeschrieben, die der 31-Jährige in dieser Form („Steinigung“) nicht getroffen hat.
Die Grünen-Politikerin wird bei der Frage in ihrem Video dann grundsätzlich: „Was nicht geht, ist, dass die vorgenommene Einordnung grundsätzlich in Frage gestellt wird und nun mit Hasstiraden und Bedrohungen auf die beiden reagiert wird“. „Und was schon gar nicht geht“, so Göring-Eckardt abschließend weiter, „dass es in Frage steht, ob Elmar Theveßen sein Arbeitsvisum in den Vereinigten Staaten behalten kann“.
Richard Grenell, ein enger Vertrauter von Präsident Trump, hatte in seiner Kritik an Theveßen (der ZDF-Korrespondent sei ein „radikaler Linker“, der sich als „Journalist bezeichne“, hieß es in dem X-Posting unter anderem) auch den Entzug von denen Visa ins Gespräch gebracht. (WELT berichtete)
Zudem hatte die US-Regierung unter Donald Trump jüngst auch angekündigt, dass Journalisten-Visa künftig nur noch für eine Dauer von 240 Tage ausgestellt werden könnten. Derzeit können sich ausländische Journalisten in den USA mit einem sogenannten I-Visum für bis zu fünf Jahre akkreditieren.
„Und wenn wir dereinst über die Gräber unseres Demokratiemodels humpeln...“, warnt Marietta Slomka
Auf der Plattform Bluesky, einem Konkurrenzmedium zu X, meldete sich derweil die ZDF-Moderator Marietta Slomka zu Wort. Auch sie verurteilte den Umgang mit Hayali und Theveßen scharf, und spekulierte in ihrem Beitrag vom Dienstagnachmittag sogar, ob die massive Kritik an den Reportern womöglich eine „orchestrierte Kampagne“ sei.
Wörtlich schrieb die „heute journal“-Moderatorin: „Das, was derzeit meinen Kollegen @dunjahayali.de und Elmar Theveßen widerfährt, dürfte zum Teil auch eine orchestrierte Kampagne sein. In den digitalen Kloaken genügt es ja, jemanden zu markieren und dann wird das zum Selbstläufer, in rechtsfreien Räumen, denen sich bislang keine Kraft entgegenstellt.“
In einer Serie von Postings übte die 56-Jährige dann scharfe Kritik an der Politik und der ihrer Meinung offenbar zu nachlässige Kontrolle vonseiten der Europäischen Union. Slomka schrieb weiter: „Die EU wirft eine Chimäre von Rechtsstaatlichkeit an die Wand, traut sich aber an die Paralleluniversen der Tech-Welt nicht ran. Das wird sich bitter rächen“.
Denkbar sei etwa eine fortschreitende Erosion der Demokratie und der Freiheit von Wissenschaft, Kultur und Lehre, und das unser derzeitiges freiheitliches Lebensmodell dereinst womöglich unter „Hass und Manipulation“ begraben werde.
Konkret heißt es in dem Posting, das bereits über 4000 „Gefällt mir“-Reaktion hat: „Und wenn wir dereinst über die Gräber unseres Demokratiemodels humpeln, werden wir uns schmerzlich erinnern, was wir mal hatten: Eine Welt, in der u. a. Amerika the land of the free war; in der Journalisten, Wissenschaftler oder Ärzte Jobs machten, die als ziemlich ungefährlich galten, wenn sie nicht gerade in Kriegsgebieten unterwegs waren; und in der sich die Mehrheitsgesellschaft (vulgo „Mainstream“) trotz aller Differenzen und Animositäten ziemlich einig war, wer Radikale und Extremisten sind. Gone with the wind of hate and manipulation.“
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