An einem Gebäude des Londoner Royal Courts of Justice gibt es ein neues Wandbild von Banksy. Es zeigt eine klare politische Positionierung des Künstlers.

Banksy ist wieder da! Auf einer Wand des Queen’s Building des Londoner Royal Courts of Justice prangte für kurze Zeit sein Stencil eines Richters in schwarzer Robe und traditioneller Perücke, der mit seinem Hammer auf einen Demonstranten einschlägt. 

Ein drastisches Bild, mit dem der auch nach drei Jahrzehnten Aktivität noch nicht endgültig enttarnte Künstler auf eine Reihe von Verhaftungen bei den seit Wochen abgehaltenen Solidaritätsdemonstrationen für die in Großbritannien als terroristische Organisation eingestufte Gruppe "Palestine Action" zu antworten scheint; Banksy veröffentlichte ein Foto seines mittlerweile abgedeckten Werkes auf Instagram – und mischt sich damit offenbar wieder in aktuelle Debatten ein. 

Genau das vermied der Künstler die letzten Jahre. Eher rätselhaft seine letzten, unpolitischen Auftritte, die allesamt das Weltgeschehen außen vor zu lassen schienen. Als er diesen Sommer den gedachten Schatten eines realen Straßenpollers als dunklen Leuchtturm auf eine Wand in Marseille verlängert hatte, dazu die rätselhafte Aufschrift: "I want to be what you saw in me", stürzten sich natürlich sofort Expertinnen und Exegeten auf die Botschaft, versuchten, noch das letzte Stück Sinn aus dem kryptischen Fetzen herauszusaugen, konnten dabei aber wenig Licht ins Dunkel bringen. 

Street-Art Neues Banksy-Werk in Frankreich aufgetaucht

Ein grüner Hintergrund für einen zurückgestutzten Baum an einer Hausmauer in London im Jahr 2024 und eine Serie von neun Tierbildern, die zwar als Plädoyer für mehr Biodiversität gedeutet wurde, ordneten sich ebenfalls vor allem als dekorative Belanglosigkeit ins Londoner Stadtbild ein. 

Die politischen Botschaften Banksys dürfen nicht verloren gehen

Genau zehn Jahre ist es her, als er in England seinen dystopischen Vergnügungspark Dismaland eröffnete, bei dem Besucher als zynischen Kommentar auf die einfach hingenommene Krise im Mittelmeer mit ferngesteuerten Flüchtlingsbooten spielen konnten. Zwei Jahre später gelang ihm ein weiterer Coup, als er sein verstörend schickes, mit politischen Botschaften gespicktes Walled Off Hotel direkt an einer Grenzmauer zwischen Israel und dem Westjordanland eröffnen ließ. Und auch mit seiner Selbstzerstörungs-Aktion im Jahr 2018, bei der sich sein berühmtes Girl with Balloon während einer Auktion von selbst zerschredderte, konnte er die Kommodifizierung seines Werks vielleicht nicht unterlaufen, aber zumindest auf aufsehenerregende Weise kommentieren. 

Banksy hat wieder zugeschlagen: Der weltberühmte Künstler hat innerhalb von neun Tagen neun Tier-Graffitis in London angebracht. Videoaufnahmen zeigen die neuen Kunstwerke.  © Lucy North/ / Picture Alliance
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Natürlich mag sein neuestes Stencil-Werk nicht ganz an diese Ära anknüpfen. Aber es zeigt zumindest, dass das Phantom seinen Biss nicht verloren hat. Alles andere wäre traurig gewesen. Trauriger als jede Enttarnung.

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