Die bipolare Störung ist weniger bekannt als die Depression, aber weder harmloser noch leichter erträglich – und keineswegs selten. Vom Leben zwischen Euphorie und Verzweiflung.

Es sind die immensen emotionalen Pendelschwünge, die der bipolaren Störung ihren Namen gaben. Sie schwingt zweipolig, im Gegensatz zu ihrer prominenteren Verwandten, der unipolaren Depression. Deren Episoden kennen nur das eine Extrem: niedergeschlagene Ermattung und Hoffnungslosigkeit. Bei bipolar Erkrankten schwingt das Gefühlspendel hingegen zwischen extremer Euphorie und tiefster Verzweiflung bis hin zum Todeswunsch. Entgegen landläufiger Vorstellung ist allerdings auch die Zeit der Hochstimmung kein Genuss, denn der manisch begeisterte Mensch (der veraltete Name des Leidens lautete "manisch-depressiv") ist oft für sein soziales Umfeld schwer zu ertragen. Seinen grandiosen Projekten fehlt der Realitätsbezug.

Depressionen Wie wir wirklich helfen können, wenn Angehörige leiden

Alle Menschen erleben schwankende Stimmungen, doch bei der bipolaren Störung überschießen sie immer wieder in beide Extreme. Um die Krankheit zu erkennen, ist eine sorgfältige Diagnostik nötig, insbesondere die Abgrenzung zur unipolaren Depression. Entscheidend dabei ist die Erkundung der Vorgeschichte, auch unter Einbeziehung von Angehörigen. Dabei gilt es insbesondere, frühere manische Episoden zu erkennen. Die bei der bipolaren Störung eingesetzten Therapien unterscheiden sich grundlegend von denen der Behandlung der unipolaren Depression. Zu ihnen zählen als Arzneimittel der ersten Wahl seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts Salze des Metalls Lithium, die auch nachweislich gegen Suizid-Gedanken schützen.

Die bipolare Störung ist nicht selten

Eine Psychotherapie allein genügt nicht bei der Behandlung einer bipolaren Störung; vor allem in der manischen Episode erreicht der Therapeut den Patienten kaum. Auch eine Behandlung mit der Antidepressiva-Strategie der unipolaren Depression ist nicht angemessen. Schon bei Verdacht auf eine bipolare Störung sollten Betroffene sich von einer Psychiaterin beraten lassen, vor allem, um die korrekte Differenzialdiagnose, also die Abgrenzung von der "gewöhnlichen" Depression zu gewährleisten. Aber auch, um Schizophrenie oder ADHS auszuschließen und auf Nebendiagnosen wie Suchterkrankungen oder Angststörungen zu blicken.

Bipolare Störungen sind, verbreiteten Annahmen zum Trotz, keineswegs selten: Etwa ein bis drei von hundert Menschen, je nach Schätzung, erfahren im Laufe ihres Lebens das extreme Auf und Ab einer bipolaren Störung – Männer ebenso häufig wie Frauen. Schon eine einzige manische Episode reicht für die Diagnose aus, auch wenn danach erst einmal lange emotionale Balance vorherrscht.

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über die Mailseelsorge ist möglich: Anmeldung über online.telefonseelsorge.de. Es gibt bundesweit Beratungs- und Hilfsstellen. Eine aktuelle Liste finden Sie auf suizidprophylaxe.de, der Website der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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