24 Jahre nach dem wahnwitzigen Erfolg von "Der Schuh des Manitu" dreht Bully Herbig mit seinem Team eine weitere Runde durch den Wilden Westen. Nach Standing Ovations bei der Premiere startet "Das Kanu des Manitu" nun für alle in den Kinos. Mit einigen richtigen Kniffen.
Das hiesige Kinopublikum hat ein Faible für deutsche Komödien. Witzige Wortspiele und alberne Absurditäten stehen immer wieder hoch im Kurs. Das zeigt ein Blick auf die erfolgreichsten deutschen Kinofilme der vergangenen 25 Jahre. Absoluter Publikumsliebling ist "Der Schuh des Manitu" mit 11,7 Millionen verkauften Kinotickets, gefolgt von Filmen wie "(T)Raumschiff Suprise - Periode 1" und "Fack Ju Göhte 2". An der Doppelspitze stehen also Werke von Ideengeber, Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler Michael "Bully" Herbig, der mit "Das Kanu des Manitu" nun noch eine weitere Runde durch den Wilden Westen dreht.
Auch 24 Jahre später kämpfen die in die Jahre gekommenen Abahachi (Bully Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) Seite an Seite für Frieden und Gerechtigkeit. Und sie tragen auch weiterhin miteinander ihre ganz persönlichen Kämpfe aus. Kämpfe, die für eine so lange Ehe ... Verzeihung ... Freundschaft wie die ihre typisch sind. Das aber rückt alles in den Hintergrund, als es die Blutsbrüder mit einer neu gegründeten und zunächst noch namenlosen Bande zu tun bekommen. Unter der Leitung vom "Boss" (Jessica Schwarz) verfolgen fünf Gauner plus Komparse (Merlin Sandmeyer) im Auftrag eines reichen Ölbarons (Sky du Mont) ein Ziel: Sie wollen Abahachi entführen und mit seiner Hilfe das "Kanu des Manitu" auftreiben, das ewiges Leben verspricht.
Dass dieser Plan für Abahachi und Ranger nicht schon früh unglücklich endet, ist ihrem treuen Weggefährten Dimitri (Rick Kavanian) und dessen neuer Mitarbeiterin Mary (Jasmin Schwiers) zu verdanken. Und dann sind da auch noch der einäugige Sheriff (Friedrich Mücke) und sein sächselnder Deputy (Rick Kavanian), die Abahachi und Ranger aufgrund falscher Verdächtigungen ans Leder wollen - bis der tanzende Winnetouch (Bully Herbig) ins Spiel kommt und die Dinge in die Hand nimmt.
Kult auch ohne Social Media
Als "Der Schuh des Manitu" 2001 in die Kinos kam, war Social Media höchstens ein feuchter Traum des damals 16-jährigen Mark Zuckerberg. Als Multiplikator für die Persiflage auf die seinerzeit bereits 30 Jahre alten Karl-May-Western diente, neben der zuvor mehr schlecht als recht laufenden TV-Sketch-Reihe "Bullyparade", in erster Linie Mund-zu-Mund-Propaganda. Jeder wollte mitreden können, wenn alle anderen auf dem Schulhof mit Filmzitaten nur so um sich warfen. Wenn mal wieder jemand "mit der Gesamtsituation unzufrieden" war oder irgendeine Aktion mit "Alle noch mal aufs Klo, dann reiten wir los" ankündigte.
Die Welt, in die "Das Kanu des Manitu" nun hineingeworfen wird, ist eine andere. Für Karl-May-Filme interessierén sich heute nur noch die wenigsten. Erste Schnipsel der neuen Western-Komödie von Herbig kursieren dank eines massiven Social-Media-Angriffs bereits eine Weile. Die von Stefan Raab beigesteuerten Songs werden ebenfalls schon vor Kinostart promotet. Viel diskutiert hat man im Vorfeld außerdem, ob sich der Humor von einst ins Jetzt übertragen lässt. Wo man doch heute "gar nichts mehr sagen darf". Ein Umstand, dem sich die Drehbuchautoren Herbig, Tramitz und Kavanian natürlich bewusst waren und den sie recht geschickt mit ihrem Kanu umschifft haben. Alles sei hierbei ganz natürlich entstanden, betont der Filmemacher bei der Pressekonferenz.
So wird die Erwähnung des I-Wortes von Abahchi selbst genervt mit "Sagn S’ bitte ned Indianer!" kommentiert. Auch dem Vorwurf der kulturellen Aneignung, den man sich für das Überwerfen von Langhaarperücke, Federschmuck und befranster Lederklamotte zurecht einfängt, springen sie mit einem Kniff (der hier nicht gespoilert werden soll) final vom Haken. Winntouch trinkt zwar immer noch Prosecco-Cocktails, trägt vorzugsweise Pink und vertritt auch sonst jedes schwule Klischee. Aber er hat auch Fähigkeiten dazu gewonnen, die ihn als Charakter stärken.
Starke Frauen supporten trottelige Männer
Natürlich sind auch im zweiten Teil einige Gags platter als andere, manche zünden sofort, für einige braucht es ein bisschen, wieder andere verpuffen. Doch allein die diverse Truppe aus Möchtegern-Gangstern, unter ihnen der von Influencer und Comedian Tutty Tran gespielte Bullet, macht in all ihrer Trotteligkeit Spaß. Dass die Jungs von einer starken Frau angeleitet werden, ist ein kluger, wenn auch heutzutage beinahe logischer Schachzug. Überhaupt wirken die Männer in "Das Kanu des Manitu" durchweg wie das schwächere Geschlecht, das immer wieder Unterstützung von weiblicher Hand benötigt, auch wenn das Ensemble im Ganzen weiterhin extrem maskulin ist. Vielleicht war der Wilde Westen aber auch einfach das, was man heute einen Boys Club nennt?!
Gut tut es dem Film, dass er - anders als sein Vorgänger- einen echten roten Faden spinnt, eine Geschichte erzählt, anstatt nur Gags und Sketche aneinanderzureihen. Ein Flop wird "Das Kanu des Manitu" also ganz sicher nicht, dafür ist der Cast zu sympathisch, der Kult um den ersten Teil auch heute noch zu groß. Bei der Premiere in München gab es Standing Ovations, und das womöglich nicht nur für den heute 78-jährigen Sky du Mont, der damit seinen Abschied vom Film feiert. Dass erneut fast zwölf Millionen Kinotickets verkauft werden, ist schon aufgrund späterer Streamingangebote - so wird "Das Kanu des Manitu" zu gegebener Zeit auf RTL+ zu sehen sein - und der damit gewachsenen Kinofaulheit des Publikums aber wohl eher unwahrscheinlich.
"Das Kanu des Manitu" läuft ab sofort in allen deutschen Kinos, sowie auch in Österreich und in der Schweiz.
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