Es ist ein ganz schöner Balanceakt, den der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an diesem Donnerstagabend bei Markus Lanz meistern muss. Gerade einmal ein Tag ist seit dem zweiten und viel kritisierten Koalitionsausschuss vergangen. Ein Tag, an dem sich bereits die erste Krise der schwarz-roten Koalition angebahnt hat.
Vorwürfe oder gar Streitigkeiten im Zuge der Maskenaffäre wären wie Öl ins Feuer. Ein Zustand, den es tunlichst zu vermeiden gilt – insbesondere nach den Erfahrungen, die Lauterbach selbst als Gesundheitsminister von Beginn bis zum Ende der Ampel-Regierung miterlebt hat. Die Frage, die sich viele vor der Sendung daher gestellt haben dürften, ist, wie souverän Ex-Minister Lauterbach mit den potenziellen Streitthemen der letzten Monate umgeht und ob er sich dennoch traut, Kritik zu üben.
Lauterbach möchte Nachfolgerin erst nicht kritisieren
Da wäre zum einen das von seiner Nachfolgerin Nina Warken (CDU) erteilte Tischtennis-Verbot im Keller des Gesundheitsministeriums, in dem er in regelmäßigen Abständen auf semiprofessionellem Niveau spielte. Lanz steigt als Erstes mit diesem Punkt ein, doch Lauterbach wimmelt ihn händeschüttelnd, ja fast schon ermüdet, ab: "So what? Darüber komme ich auch noch weg."

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Während er diesen Punkt mit gewohnter Leichtigkeit abschließt, fällt ihm der Masken-Bericht schwerer. Das zeigt sich an der hohen Anzahl von Wiederholungen des ein und desselben Satzes: "Ich kritisiere nicht meine Nachfolgerin." Ein Satz, der nach der Sendung nicht aus dem Kopf gehen möchte. In nur wenigen Minuten sagt er ihn fünf Mal.
Doch jedes Mal, wenn er eine Kritik an seine Nachfolgerin Nina Warken (CDU) verneint, scheint der Elefant im Hamburger Studio größer zu werden. Letztendlich kann er sich einen Seitenhieb doch nicht verkneifen: "Wenn so ein Bericht mit viel Schwärzung kommt, dann kommt es zu Sendungen wie heute."
Sudhof-Bericht wirft Fragen auf
Anlass für Lauterbachs Besuch ist der sogenannte Sudhof-Bericht, ein 168 Seiten langer Bericht, den er als damaliger Gesundheitsminister in Auftrag gegeben hat. Ziel des Berichts war es, die Maskenbeschaffung unter der Leitung seines Vorgängers Jens Spahn (CDU) während der Corona-Pandemie aufzuarbeiten. Die derzeitige Bundesgesundheitsministerin Warken hat den Untersuchungsbericht zwar an den Bundestag übergeben, jedoch in großen Teilen geschwärzt.

Coronapandemie Was der Sonderbericht über Jens Spahn und die Maskenaffäre verrät
Gerade diese geschwärzten Kapitel setzen den ehemaligen Bundesgesundheitsminister und Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) nun unter Druck. Verdächtig hierbei ist, dass das von Warken geführte Ministerium den Bericht als teilweise "lückenhaft" und "falsch" einstuft. Zudem gelangte der Sudhof-Bericht seinen Weg eingescannt an die Öffentlichkeit, versehen mit dem Hinweis des Bundesgesundheitsministeriums, dass es keine elektronische Version gebe.
Kritik – auch an Ex-Kanzler Olaf Scholz
Lauterbach widerspricht hier diplomatisch: "Es ist nicht so, dass die Festplatte gelöscht worden wäre, sondern der Bericht und auch die Quellen zum Bericht sind natürlich auf gesicherten Festplatten." Sollte es beim Zugriff Probleme geben, helfe der Vorsitzende des neuen Bundestags-Forschungsausschusses gerne: "Ich wüsste, wie das Passwort zugänglich gemacht werden kann."
Als Lanz nachhakt, was über Lauterbach in dem Bericht steht, antwortet dieser abweichend von seinem Parteifreund. "Olaf Scholz ist auch nicht ganz unkritisch weggekommen. […] Er hat als Finanzminister Beträge genehmigt, wo sich nachher rausgestellt hat, dass die Ware das nicht wert war. Es wurde Ramsch geliefert. Es wurden hohe Beträge bezahlt."
Spannend ist diese Antwort, weil sie völlig ungefragt kam und Lauterbach zuvor weitgehend dicht gemacht hat. Das blieb auch bei Lanz nicht unbemerkt: "Wir wüssten immer noch wahnsinnig gern, was über Sie drinnen steht. Warum reden Sie über den Kanzler, aber nicht über sich?" Darauf antwortete Lauterbach in ausweichender Scholz-Manier: "Ich weiß gar nicht, ob da so viel über nicht drinnen steht. So genau habe ich das auch nicht mehr im Gedächtnis."
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