Das Openair St. Gallen bietet Diverses: Von Twerk-Dance-Workshops über Ski Aggus Ballermann-Pop bis zur Live-Zaubershow von Siegried & Joy. Auffällig ist die Dichte an Acts mit deutschem Pass oder deutschen Songtexten. Eigentlich egal, Musik kennt schliesslich keine Landesgrenzen, wäre es nicht so frappant: Im Sittertobel kommt dieses Jahr jeder dritte Act aus Deutschland, am Gurtenfestival ist's nur jeder sechste.

Deutsche Musik ist im Höhenflug

Arenafüller wie Annenmaykantereit, Jeremias und den Schweizer Musiker Faber verbindet nicht nur, dass sie alle deutsch singen. Sie alle haben in Vergangenheit mit demselben Produzenten und Deutschpop-Tausendsassa Tim Tautorat zusammengearbeitet. Seine Handschrift scheint im Sittertobel anzukommen. Die drei bilden nebst Kraftklub dieses Jahr die Speerspitze der «deutschen» Co-Headliner am Openair St. Gallen.

«Der Deutsche Musikmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren enorm entwickelt», sagt Festivaldirektor Christof Huber. Die Schweiz gehört zur Hauptkundschaft dieses Markts. Liegt auf der Hand, weil die deutschen Songtexte leicht verstanden und mitgegrölt werden können. Aber Musik aus Deutschland treffe bei jungen Leuten auch einen Nerv, so Huber.

Das Publikum wünscht sich das

Mittels Umfrage wählt das St.-Gallen-Publikum jedes Jahr aus einem Katalog von 700 Acts, wen sie gerne live sehen würden. Kraftklub ist gemäss Christof Huber immer vorne mit dabei. So erstaunt es nicht, dass die Chemnitzer Rap-Rocker zum neuen Aushängeschild wurden, nachdem vor Kurzem die US-Rockband Kings of Leon wegen Verletzung des Frontmanns absagen musste.

Liegt es an den Gagen?

Geld allein ist nicht der Grund. Die Gagen von deutschen Bands nähern sich im Headliner-Bereich mittlerweile auch dem internationalen Niveau. Aber die Beschränkung auf den deutschsprachigen Markt hält sie laut Huber noch fern vom internationalen «Gagenwahnsinn».

Vor allem stimmt für ihn das Verhältnis zum Gegenwert bei deutschen Bands besser: «Wenn wir amerikanischen Acts Gagen von mehreren 100'000 Franken bezahlen, steht das oft nicht im Verhältnis zur Realität.» Sie kosten zwar viel, interessieren dann aber zu wenig. Bei deutschen Acts sei das unproblematischer, da man weiss, was funktioniert.

Glastonbury Festival macht St. Gallen deutscher

Letztlich seien dieses Jahr auch übermässig viele Acts aus Deutschland in St. Gallen, weil zeitgleich eines der grössten Festivals der Welt stattfindet: das englische Glastonbury Festival mit über 3000 Acts in fünf Tagen. Dass sich St. Gallen und Glastonbury überschneiden, passiert alle paar Jahre.

Und zeigt sich laut Huber direkt in ihrem Booking: «Es ist schwierig, rund um Glastonbury internationale Acts für St. Gallen zu engagieren, weil alle darauf warten, in England spielen zu dürfen.» Also alle, ausser deutsch singende Acts.

Künftig noch mehr Acts aus Deutschland?

«Wir buchen jetzt schon fürs nächste Jahr und offerieren auch schon bei internationalen Bands», so Huber. Das Openair St. Gallen wolle sich programmatisch keinesfalls noch mehr auf Deutschland fokussieren, sondern jedes Jahr den passenden Mix finden.

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