Was ist da los in Wien? Wenige Tage, nachdem Kopenhagen die österreichische Hauptstadt vom Sockel der lebenswertesten Städte stürzte, macht schon die nächste ernüchternde Meldung die Runde: Der Pay-TV-Sender HBO zog seine Pläne zurück, die neue Staffel der Erfolgsserie „White Lotus“ nach Wien zu verlegen. Die Donaumetropole hatte es wohl neben Salzburg in die engere Auswahl geschafft. Doch das Vorhaben scheiterte offenbar an einem Antragsstopp der österreichischen Filmförderung Fisa+.

Vorbei ist es mit dem Traum, Hollywood-Stars – zu denen bislang u.a. Sydney Sweeney, Patrick Schwarzenegger und Jennifer Coolidge gehörten – dabei zuzusehen, wie sie sich in prächtigen Kaffeehäusern gegenseitig Sachertorte in die gebotoxten Gesichter schleudern, in der Heimat Freuds mit psychoanalytischen Selbst- und Fremddiagnosen um sich werfen und in Luxus-Gewändern durch die glamouröse Kaiserstadt flanieren.

Mike White, Schöpfer der brillanten Urlaubssatire, verkündete schon vor einiger Zeit, dass er nach Hawaii, Sizilien und Thailand genug habe von brandenden Wellen und weißen Sandstränden. Welches herrschaftliche Ferienziel böte sich da besser an als die österreichischen Berge? Auch Wien hätte von dem Projekt profitiert – der Tourismus boomte nach Ausstrahlung an allen drei bisherigen Drehorten.

Andererseits: In Zeiten zunehmender Kritik an „Übertourismus“ und „Überreichtum“ hätte es vermutlich selbst eine Serie, die sich diese Vorwürfe zu eigen macht, schwer gehabt in einer Stadt wie Wien, die auch ohne Werbung ganz gut klarkommt. Die Proteste gegen Jeff Bezos' Hochzeit in der Lagunenstadt Venedig zeigen, dass nicht alle Superreichen damit rechnen dürfen, von Einheimischen mit offenen Armen empfangen zu werden.

Fragt sich nur, wohin es Mike Whites Urlauber 2026 dann verschlägt. Kopenhagen wäre eine Option. Laut dem „Global Liveability Index“ übertraf die dänische Hauptstadt den langjährigen Spitzenreiter Wien im Bereich Stabilität. Der Verlust des Titels als lebenswerteste Stadt der Welt ist unter anderem auf die Absage des Taylor-Swift-Konzerts wegen Terrordrohungen im vergangenen Jahr zurückzuführen.

Falls Kopenhagen mit seinem nordischen Flair und skandinavischen Understatement nichts taugt, böte sich allerdings auch Kassel an. Laut SKL-Städteranking 2025 leben dort die glücklichsten Großstädter Deutschlands. Man kann den Kasselern nur wünschen, dass Amerikas Millionäre nichts davon erfahren.

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