Die Kaulitz-Zwillinge über Bills Liebesleben in der Öffentlichkeit, Toms Herausforderungen als Stiefvater und den Grund, warum sie gern ihren Luxus zeigen.

"The party has arrived!" lautete die Catchphrase der ersten Staffel von "Kaulitz & Kaulitz"  – und genau so geht es auch in Staffel zwei weiter, dafür wollen Bill und Tom Kaulitz sorgen. "Uns geht es um den größtmöglichen Spaß", sagt Bill Kaulitz dem stern bei einem Treffen in Berlin. Die Tokio-Hotel-Zwillinge sind aus ihrer Wahlheimat Los Angeles angereist, um ihre Netflix-Reality-Show zu bewerben. Die erste Staffel war für den deutschen Fernsehpreis nominiert und traf mit intimen Einblicken in ihr Luxusleben und dem unterhaltsamen Geplänkel der beiden einen Nerv beim Publikum.

Bitte keine politischen Fragen an Bill und Tom, etwa zu Trump, hieß es vorab an die Presse. Die Kaulitz-Brüder wollen sich ihre gute Laune eben nicht trüben lassen. Dafür verraten sie im Interview, welchen Erziehungs-Aspekt Tom als Stiefvater von Heidi Klums Kindern überraschend schwierig findet und warum die Brüder so bereitwillig ihren Reichtum zeigen.

Bill, Sie geben auch in der zweiten Staffel der Netflix-Reality-Show „Kaulitz & Kaulitz“ viele Einblicke ins Private. Tom, von Ihrem Zuhause mit Ihrer Frau Heidi Klum sieht man hingegen kaum etwas. War es schwierig, gemeinsam die Grenzen zu ziehen?
Bill: Die Devise lautet: Bill kommt mit den Kameras, Tom kommt zu den Kameras. Wir haben das in der ersten Staffel schon abgesteckt und zwischen uns beiden diskutiert. Tom wollte die Kinder und sein Zuhause privat halten. Bei mir steht alles offen: mein Haus, mein Schlafzimmer, kommt mit zum Spray Tan! 
Tom: Unsere Bruder-Beziehung und die Band sollen im Mittelpunkt stehen. Mit Heidi hätte es sonst "Kaulitz & Kaulitz & Kaulitz" heißen müssen! Aber natürlich ist sie in manchen Folgen auch zu sehen. 

Gab es Szenen, die Sie rauslassen wollten, Netflix aber nicht?
Bill: Im Gegenteil! Ich mache es immer more spicy, als Netflix das manchmal lieb ist. Sie wollen gewisse Dinge erst rechtlich checken lassen, aber ich unterschreibe denen alles. (lacht) 
Tom: Wir haben weder in Staffel 1 noch in Staffel 2 irgendwas rausschneiden lassen.

In der ersten Staffel begann Ihre Beziehung zum Sänger Marc Eggers, nun geht es um die Trennung. Wie war es, mit Liebeskummer zu filmen?
Bill: Das war schon hart. Plötzlich saß ich  da alleine, frisch getrennt, mit 1000 Kameras. Bei diesem Dreh habe ich mich verletzlich gefühlt.

Nicht filmen war keine Option?
Bill: Natürlich hätte ich am liebsten zuhause gelegen und mir die Decke über den Kopf gezogen. Aber ich musste die Zähne zusammenbeißen.

Glauben Sie, Liebe wäre für Sie ohne die Öffentlichkeit leichter zu finden?
Bill: Auf jeden Fall. Alle meine Beziehungen sind bisher an der Aufmerksamkeit gescheitert. Ich habe noch nicht den Mann gefunden, der die Eier hat, diesen Druck auszuhalten. Ich will keinen Partner, der sich wegduckt. Er muss nicht unbedingt das Rampenlicht suchen, aber ich brauche jemanden mit Selbstbewusstsein, der auch da bleibt, wenn die Kamera kommt. So ist mein Leben, und dafür will ich mich nicht schlecht fühlen.

Ist ein Leben fernab der Kameras für Sie überhaupt noch denkbar?
Bill: Es würde mir jedenfalls schwer fallen, in Rente zu gehen. Wir waren gerade drei Wochen zuhause, das hat mir dann aber auch gereicht.

Welche Rolle spielt die permanente Aufmerksamkeit bei Ihnen, Tom?
Tom: Eigentlich gar keine, auch, wenn es von außen anders wirken mag. Heidi und ich, wir sprechen uns zum Beispiel nicht ab, was wir anziehen, wenn wir auf Events gehen, oder was gepostet wird oder was wir sagen. Wir planen unser Image nicht. Schon bei einem unserer ersten Dates wurden wir damals fotografiert, aber wir haben eine tiefe Entspanntheit damit, weil wir die Öffentlichkeit kennen und quasi damit aufgewachsen sind.
Bill: Ja, bei euch hat es eine Selbstverständlichkeit.

Ein Reiz der Serie liegt auch darin, dass Sie die Zuschauer ungeniert an Ihrem Luxusleben teilhaben lassen. Für viele deutsche Promis wäre das unvorstellbar.
Bill: Es war nie eine Frage, ob wir das zeigen oder nicht. Da sind wir ein bisschen amerikanisch. 
Tom: Zu Beginn unserer Karriere haben wir viel zurückgehalten und das Privatleben versteckt. Aber es tut nicht gut, Dinge zu verheimlichen. Geheimnisse zu haben ist unglaublich anstrengend.
Bill: Wir treffen manchmal deutsche Promis in der First Class und dann sagen die: „Das dürft ihr aber nicht im Podcast erzählen!“ Das ist doch albern.
Tom: Ich hab mitbekommen, wie jemand aus der TV-Branche bei unserer Produktion nachgefragt hat, wieviel Budget wir denn hätten. Das müsse doch so teuer sein, die ganzen Locations und Requisiten zu mieten. Dabei ist alles echt.

Haben Sie noch ein Gefühl für den Reichtum, der Sie umgibt?
Bill: Wir wissen, dass wir in einer Bubble leben, die nichts mit der Realität zu tun hat. Ich laufe jeden Tag durch mein Haus und freue mich darüber. 
Tom: Alles Materielle ist für uns immer noch etwas Besonderes. Weil wir ja ganz anders aufgewachsen sind. Das verbindet uns auch innerhalb der Band, wir stammen alle aus ähnlichen Verhältnissen, die mit unserem heutigen Leben absolut nichts zu tun hat.

In der Serie tritt auch Ihre Mutter Charlotte auf, sie gilt als Fanliebling. Was hat sie Ihnen beiden mitgegeben?
Bill: Ehrlichkeit und bedingungslose Liebe. Wir hatten keine Angst davor, etwas zu Hause zu erzählen. Bei uns gab es keine Strafen oder Geheimnisse, am Abendbrottisch wurde alles ausgewertet und diskutiert.
Tom: Wir konnten so sein, wie wir sind, und hatten volles Vertrauen. Wir haben uns selbst am meisten geärgert, wenn es eine schlechte Note gab, weil die Zukunftsangst so in uns verankert war. 
Bill: Unsere Mutter war mit uns auf Augenhöhe.
Tom: Und das ist gar nicht so leicht! Ich bin selbst Stiefpapa und merke, wie schwierig das ist, Kinder nicht wie Kinder zu behandeln. Und das, obwohl ich es selbst anders erlebt habe. 

Wie macht sich Ihre Zwillingsverbundenheit heute bemerkbar?
Bill: Tom macht all die Dinge, auf die ich keine Lust habe – und umgekehrt genauso. Ich liebe es, Interviews zu geben, Fotos zu machen, vor der Kamera zu stehen. Tom kostet das Überwindung. Er hält im Hintergrund alles zusammen, kümmert sich um die Musik, die Tour, die Finanzen. 
Tom: Wir haben unsere Rollen gefunden, nicht nur als Brüder, auch in der Band. Es ist gut, dass wir so unterschiedlich sind. Viermal Bill oder viermal Tom würde auf keinen Fall funktionieren.

In der Show gibt es einen Konfliktmoment, als sich die Band von Ihnen beiden mehr Präsenz wünscht. Hat Tokio Hotel noch Priorität bei Ihnen?
Tom: Der Dreh ist ein paar Monate her, die Diskussion damals hat gefruchtet. Wir waren jetzt viel im Studio, waren auf Europatour und spielen nächstes Jahr zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder eine Arenatour. Bei uns ist immer viel in Bewegung, aber die Musik bleibt.
Bill: Wenn uns jemand fragt, was wir machen, würden wir immer antworten: Wir sind Musiker.

Wenn man Sie so sieht, in diesem Leben, das Sie selbst als Bubble beschreiben, dann wirkt alles sehr sorglos und problemfrei. Fühlen Sie sich nie fehl am Platze?
Bill: Doch, mir geht es manchmal auf Familienfesten so. Neulich haben wir Heidis Geburtstag gefeiert, da kommen dann auch Freunde von Freunden, reiche Leute aus Bel Air. Zu denen habe ich keinen Draht. Die sind vielleicht auch noch streng religiös, und ich komme da an, mit meinen langen Fingernägeln und den Schuhen mit Absätzen in Penis-Form. Ich glaube dann, die müssen doch denken: Was ist das für ein Freak?
Tom: Wenn ich zum Juwelier gehe, um Heidi ein Geschenk zu kaufen, habe ich das Gefühl, die Security denkt, ich wolle etwas klauen. Gerade in den USA, wo mich nicht alle erkennen.
Bill: Ich kauf dann immer extra viel, um zu zeigen: Entspannt euch, ich kann es mir leisten!

Bill, in einer Folge sprechen Sie darüber, dass Sie sich von der queeren Community sehr streng beurteilt fühlen.
Bill: Ich habe das Gefühl, dass der queeren Community ein großes Coming-out von mir gefehlt hat. Dass man erwartet hätte, dass ich laut ein Zeichen setze. Ich hatte aber eher ein leises Coming-out, weil ich es über die Jahre ganz natürlich und selbstverständlich gelebt habe. 
Tom: Er hat es so gelebt, wie es auch bei uns zuhause war. Da gab es auch nicht den Moment, wo er sich mit Mama und mir an den Tisch gesetzt und gesagt hat: „Ich muss euch was erzählen!“ Sondern Bill war halt Bill. Und dann hat er eben seinen Freund mitgebracht. Niemand hat hinterher ein Statement erwartet. 
Bill: Es ist doch langweilig, etwas mit erhobenem Zeigefinger zu erklären. Ich finde es viel schöner, sein Leben zu leben und so die Leute zu inspirieren. 

Und das gelingt Ihnen auch noch, wenn die Kritik härter wird?
Bill: Uns geht es immer um den größtmöglichen Spaß. Es klingt abgedroschen, aber wir wissen nicht, was morgen passiert. Gerade geht‘s uns gut, also leben wir jetzt. Ich will auf nichts warten. Diese Leichtigkeit und Lebensfreude kommt hoffentlich bei allem, was wir tun, rüber.
Tom: Wenn uns alle toll finden würden, und davon sind wir auf jeden Fall weit entfernt, würden wir uns Sorgen machen. 

Die zweite Staffel "Kaulitz & Kaulitz" ist ab dem 17. Juni auf Netflix zu sehen

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