Gestohlene Meisterwerke, die in öffentlichen Toiletten wiedergefunden werden. Ein Bild, das immer wieder gestohlen wird. Ein Künstler, der die Diebe seiner eigenen Kunstwerke als «grossartige Performer» bezeichnet – Delikte im Kunstbereich stecken oft voll kurioser Details. Und manchmal sind die Grenzen zu dem, was am Kunstmarkt üblich ist, «elastisch».
Laura Evans erzählt in ihrem «Atlas der Kunstverbrechen» von Meisterdieben und Messerattacken in Museen – säuberlich sortiert nach Ländern und Kontinenten. Mit dabei ist auch der Diebstahl von Leonardo da Vincis «Mona Lisa».

Das wahrscheinlich berühmteste Gemälde der Welt verdankt einen grossen Teil seines Ruhmes der Tatsache, dass es einst gestohlen wurde.
Ein opferloses Verbrechen?
In der Einleitung zum Buch stellt Evans die Frage, warum uns Kunstverbrechen faszinieren. Doch eine überzeugende Antwort hat sie nicht. Stattdessen schreibt sie: «Manche halten Kunstkriminalität für ein Verbrechen ohne Opfer.» Und hält dagegen: «Wir alle sind Opfer, da uns die Möglichkeit genommen wird, das gestohlene Kunstwerk zu betrachten und davon berührt zu werden.»
Das klingt so, als würde Evans befürchten, die Lesenden könnten zu viel Spass an der Lektüre haben. Vielleicht ahnt sie, dass es zwar etliche Menschen gibt, die sich von Kunst berühren lassen, es aber auch sehr viele Menschen gibt, die Kunstwerke erst dann spannend finden, wenn sie mit einer brisanten Geschichte verbunden sind – wie bei der Mona Lisa.
Wo ist die Mona Lisa?
Im August 1911 wurde die Mona Lisa aus dem Louvre geklaut – von einem Handwerker, der das Bild kurz zuvor neu gerahmt hatte. Dem Museumspersonal fiel das Fehlen des Werks nicht auf – bis ein Besucher fragte, wo denn die Mona Lisa geblieben sei. Die Geschichte machte die Runde und was folgte, waren laut Evans: «Fotos der Mona Lisa in ganz Paris, Varietés, die sich über den Diebstahl lustig machten, ein Kurzfilm, Postkarten, Lieder, neugierige Menschenmengen vor dem Präsidium.»
Übrigens gerieten auch Pablo Picasso und der Schriftsteller Guillaume Apollinaire unter Verdacht. Sie hatten Kontakt mit einem Gelegenheitsdieb gehabt, der sich fälschlicherweise damit brüstete, er habe die Mona Lisa gestohlen. Eine bizarre Volte, die Evans leider unterschlägt.
Mit dem Butler auf Diebestour
Kunstkrimis sind attraktiv, weil sie – ganz wie die Agatha Christie-Romane – in gesellschaftlichen Sphären spielen, die vielen Menschen abgehoben erscheinen müssen. Wer hat schon einen echten Van Gogh zu Hause hängen?
Entsprechend exzentrisch ist auch das Personal, das in den Geschichten um Raub und Vandalismus auftritt. Zum Beispiel der Kunstdieb Adam Worth, der sich auf seinen krummen Touren von seinem Butler begleiten liess. Oder ein Taxifahrer, der 1961 ein Gemälde aus der National Gallery in London stahl, und anschliessend mit überraschenden Lösegeldforderungen daherkam: Er wollte 140'000 Pfund, um damit die Fernsehgebühren für arme und alte Menschen zu finanzieren.
Bei Kunstdelikten geht es keineswegs nur Geld und Gier. Zum Beispiel Mary Richardson: Sie hieb 1914 in der National Gallery in London ein Fleischermesser in Diego Velázquez Gemälde «Venus vor dem Spiegel», um für das Wahlrecht für Frauen zu demonstrieren. Das Beispiel zeigt: Klimaaktivisten mit Suppendosen haben den Protest im Museum nicht erfunden.
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