Ob bei der Job- und Wohnungssuche oder im Büro - Diskriminierung begegnet Menschen an vielen Orten im Alltag. Immer mehr Betroffene suchen Unterstützung: Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verzeichnet so viele Anfragen wie nie zuvor.

Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Im vergangenen Jahr gingen dort 11.405 Beratungsanfragen ein - so viele wie nie zuvor. Das geht aus dem Jahresbericht der Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, hervor.

Die Zahl der gemeldeten Fälle stieg damit um sechs Prozent im Vergleich zu 2023. Seit 2019 hat sich die Zahl der Fälle sogar nahezu verdreifacht. "Diskriminierung ist ein wachsendes Problem in Deutschland", warnte Ataman - und sie werde immer hemmungsloser betrieben.

Rassismus häufigster Diskriminierungsgrund

Rassistische Diskriminierung führt die Statistik mit 43 Prozent weiterhin an, gefolgt von Benachteiligungen aufgrund von Behinderung (27 Prozent) und Geschlecht (24 Prozent). Besonders betroffen sind Frauen: Die Zahl der Fälle hat sich Ataman zufolge in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.

Ataman wies darauf hin, dass zudem von einer hohen Dunkelziffer auszugehen sei: "Die meisten Betroffenen machen Diskriminierung mit sich aus". Studien zufolge habe jede dritte Person in Deutschland schon Diskriminierung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) erlebt. Die Statistik der Antidiskriminierungsstelle ist nicht repräsentativ. Sie zeigt aber Tendenzen auf.

Arbeitswelt besonders betroffen

Dem Jahresbericht zufolge erleben die meisten Ratsuchenden Diskriminierung im Arbeitsleben. Demnach findet jeder dritte Fall bei der Arbeitssuche, im Bewerbungsgespräch oder am Arbeitsplatz statt. 22 Prozent der Menschen meldeten bei sogenannten Alltagsgeschäften wie der Wohnungssuche, beim Einkauf oder im Restaurant Fälle von Diskriminierung.

Rund ein Viertel der Betroffenen beklagte eine Diskriminierung durch staatliche Stellen. Diese Fälle, die sich beispielsweise bei Ämtern und Behörden, in der Justiz, bei der Polizei oder in staatlichen Schulen und Universitäten ereignen, sind jedoch nicht vom AGG abgedeckt.

Frauen erfahren Diskriminierung hauptsächlich am Arbeitsplatz oder bei der Jobsuche, wie die Beauftragte erklärte. Junge Frauen würden bereits im Bewerbungsverfahren aussortiert, weil sie möglicherweise Kinder bekommen könnten. "Wenn Frauen schwanger werden oder aus der Elternzeit zurückkehren, wird ihre Leistung und Kompetenz infrage gestellt", erklärte Ataman. Auch die Zahl der gemeldeten Fälle sexueller Belästigung blieb hoch: Mit 348 Fällen verzeichnete die Antidiskriminierungsstelle in diesem Bereich ebenfalls einen neuen Höchststand.

Ataman fordert politische Konsequenzen

Ataman forderte im Hinblick auf die Diskriminierungserfahrungen auch politisches Handeln und kündigte Gespräche mit der Bundesregierung über die versprochene Stärkung des Diskriminierungsschutzes an.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzes sei "eines der schwächsten Antidiskriminierungsgesetze in Europa". Es erfülle oft nicht einmal europäische Mindeststandards, so Ataman. 2024 seien rund 2.350 Beratungsanfragen wegen Diskriminierung nicht vom Gesetz gedeckt gewesen. "In Deutschland wird Falschparken konsequenter geahndet, als andere Menschen zu diskriminieren", kritisierte die Beauftragte.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke