Arztpraxen und Krankenhäuser sind ab heute verpflichtet, die elektronische Patientenakte zu nutzen. Informationen über Diagnosen, Behandlungen und Medikamente werden so - bei Zustimmung der Patienten - zentral zugänglich.

Ab heute sind Ärzte und Krankenhäuser in Deutschland verpflichtet, die elektronische Patientenakte (ePa) zu nutzen. Sie müssen Diagnosen, Behandlungen und Medikationen von gesetzlich Krankenversicherten in der ePa hinterlegen und damit zentral zugänglich machen. Behandlungen und Therapien sollen so vereinfacht und verbessert werden.

Rund 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten haben schon seit Januar eine ePA von ihrer Krankenkasse angelegt bekommen - es sei denn, sie haben Widerspruch eingelegt.

Für Privatpatienten läuft die Einführung der ePA nicht automatisch. Aktuell bieten nur fünf von 36 privaten Versicherungsunternehmen auf freiwilliger Basis ePAs an.

Nutzung für Patienten freiwillig

Der Einsatz in Gesundheitseinrichtungen wurde zuerst in drei Regionen getestet und dann vom Frühjahr an bundesweit ausgedehnt. Bisher konnten Ärzte die ePA auf freiwilliger Basis benutzen und Daten für ihre Patienten einstellen. Zum 1. Oktober greift für sie nun eine Pflicht.

Für Patienten bleibt die Nutzung einer ePA weiterhin freiwillig. Wird der ePA widersprochen, nachdem sie bereits angelegt wurde, wird diese gelöscht. Welche Daten von Ärzten eingesehen werden können, entscheidet jeweils der Patient.

Zugriff nur für Berechtigte

"Niemand außer den Zugriffsberechtigten hat Zugriff auf die ePA – auch nicht Ihre Krankenkasse", erklärt die Bundesregierung auf ihrer Homepage. Erst wenn man die elektronische Gesundheitskarte in der Arztpraxis einstecke, erteile man den behandelnden Ärzten eine Zugriffsberechtigung. Diese kann man in der ePA-App aber zeitlich und inhaltlich begrenzen.

Gibt man ein Dokument frei, sehen es allerdings dann auch alle Zugriffsberechtigten. Mittels eines Zugriffprotokolls können Patienten einsehen, wer wann auf welche Dokumente zugegriffen hat oder neue Dokumente abgelegt hat.

Hausärztin kritisiert "Kinderkrankheiten"

Kurz vor dem heutigen Stichtag zog die Nutzung bereits an. Knapp 61.600 der 98.500 Arztpraxen in ganz Deutschland nehmen nach Angaben der mehrheitlich bundeseigenen Digitalagentur Gematik inzwischen teil. 93 Prozent der Praxen, Zahnarztpraxen und Apotheken sind technisch ausgestattet und damit pünktlich startklar.

Der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg lobt den Digitalisierungsschritt, sieht aber noch Probleme in der Umsetzung. Die Co-Vorsitzende Sandra Blumenthal sagte dem rbb, "Kinderkrankheiten" seien bis heute nicht behoben. "Beispielsweise dauert es immer noch recht lange, einen Befund hochzuladen oder anzusehen", kritisiert die Allgemeinärztin aus Berlin-Wilmersdorf. "Eigentlich soll ich mir den Befund in zwei Sekunden ansehen können, allerdings dauert das zurzeit 30 Sekunden. Das ist in der Infektsaison ganz schön lange."

Insgesamt wurden seit Jahresbeginn rund 22 Millionen Dokumente in ePA geladen. Bei den Kliniken ist nach Branchenangaben jedoch damit zu rechnen, dass sie ein Großteil wohl erst 2026 einsetzen kann.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke