Der Anbau von Cannabis ist seit anderthalb Jahren unter Auflagen erlaubt. Das Gesetz ist nach wie vor umstritten - jetzt gibt es eine erste wissenschaftliche Evaluierung. Demnach werden die Erwartungen an die Teillegalisierung wohl in einigen Punkten enttäuscht.
Rund anderthalb Jahre nach der teilweisen Legalisierung von Cannabis wird heute eine erste Auswertung zu den Auswirkungen vorgestellt. Präsentiert wird der Bericht von Experten der Universitätskliniken Hamburg-Eppendorf und Düsseldorf sowie der Universität Tübingen.
Er soll Aufschluss darüber geben, ob Änderungen an dem Gesetz notwendig sind. Dabei geht es vor allem um den Kinder- und Jugendschutz und die erlaubten Besitz- und Abgabemengen durch Cannabis-Clubs.
Laut Bericht konnte der Schwarzmarkt in Deutschland bislang wohl kaum zurückgedrängt werden. Das berichtet die Zeit, der die Evaluierung vorab vorliegt. Demnach existiert der Schwarzmarkt unter anderem durch die Weitergabe von Cannabis aus legaler und illegaler Quelle unter Freunden und Bekannten. Der sogenannte Social Supply erfolge "in der Regel kostendeckend oder unentgeltlich".
Großteil bezieht Cannabis über Online-Apotheken
43,7 Prozent der Befragten gaben dem Bericht zufolge an, Cannabis hauptsächlich über Verordnungen und aus Apotheken bezogen zu haben. Sie müssen dafür online auf einem Fragebogen einige medizinische Angaben machen und erhalten unkompliziert ein Rezept, das sie bei einer Online-Apotheke einlösen können, die dann gegen Bezahlung nach Hause liefert.
Weil sich dadurch der Verbrauch von Medizinalcannabis im Jahresvergleich auf 100 Tonnen verdreifachte, will Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Onlineverordnung und den Onlineversand verbieten. Ein Referentenentwurf für eine Änderung des Cannabisgesetzes sieht vor, dass Interessenten wieder direkt zum Arzt gehen müssen, statt sich das Medikament per Mausklick verordnen zu lassen.
Eigenanbau an zweiter Stelle
An zweiter Stelle der Bezugsquellen steht demnach der Eigenanbau, den 35,1 Prozent der befragten Konsumierenden nutzen. Kaum messbar ist dagegen der Einfluss der Cannabisanbauvereine. Stand Juni 2025 gab es knapp 300 genehmigte Vereine. Der geschätzte Cannabisgesamtbedarf in Deutschland wird laut Bericht auf jährlich zwischen 700 und 1.000 Tonnen veranschlagt. Nur 0,1 Prozent davon werden über die Anbauvereine gedeckt.
Keine negativen Auswirkungen auf den Jugendschutz
Auf den Jugendschutz hat die Legalisierung der Ausarbeitung zufolge aber keine negative Wirkung. Der Cannabiskonsum bei Jugendlichen geht den Zahlen nach seit 2019 zurück. Auch bei Erwachsenen konnten die Forscher durch die Legalisierung keine Trendbrüche beobachten, berichtet die Zeit. Der seit 2011 zu beobachtende Anstieg des Konsums in dieser Gruppe setze sich ohne sprunghaften Anstieg fort. Auch das in elf Städten untersuchte Abwasser bestätige das.
Die Forscher merken allerdings an, dass viele Reglementierungen des Legalisierungsgesetzes nicht kontrollierbar sind - etwa die Zahl der privat auf Balkonen angebauten Pflanzen und die geerntete Menge Cannabis.
Entlastung der Polizei positiver Effekt
Ein positiver Effekt der Legalisierung sei die Entlastung von Polizei und Justiz, heißt es in dem Papier. Insgesamt sei die Zahl der festgestellten cannabisbezogenen Delikte um 60 bis 80 Prozent zurückgegangen. Das Fazit der Forscher: In der Gesamtschau "kann zum jetzigen Zeitpunkt kein dringender Handlungsbedarf in Bezug auf eine Veränderung des KCanG festgestellt werden". Das dürfte es Gesundheitsministerin Warken erschweren, sich mit ihrer geplanten Verschärfung des Gesetzes durchzusetzen.
Zu den Hauptzielen des Gesetzes der damaligen Ampelkoalition zählte, den Gesundheitsschutz zu verbessern und den Schwarzmarkt einzudämmen. CDU und CSU hatten sich im Wahlprogramm jedoch dafür ausgesprochen, die Legalisierung wieder rückgängig zu machen.
Voigt: Gesetz der "absolut falsche Weg"
Thüringens CDU-Ministerpräsident Mario Voigt forderte heute erneut die Abschaffung des Gesetzes. In den Zeitungen der Mediengruppe Bayern nannte er das Gesetz "von hinten bis vorne" den "absolut falschen Weg in der Frage, was Deutschland braucht".
"Wir tun nicht gut daran, das Gesetz nun im Mikro-Management besser zu machen", so Voigt. Vielmehr solle ernsthaft die Frage gestellt werden, "ob dieses Cannabis-Gesetz überhaupt sinnvoll ist für Deutschland".
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