Es ist das zweite Mal in diesem Jahr: Eine Woche lang wird an vielen Orten in Deutschland, aber auch europaweit, vermehrt geblitzt. Wo geblitzt wird und warum die Aktion auch umstritten ist.
Wann und wo wird geblitzt?
Insgesamt wird eine Woche lang, also vom 4. August bis 10. August, auf deutschen und europäischen Straßen vermehrt geblitzt. Die Kontrollwoche findet zweimal im Jahr statt. Zuletzt war sie im April.
An der Aktion können sich alle Bundesländer beteiligen. Doch nicht alle 16 machen mit. Mit dabei sind Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. In welchem Umfang, ist jedoch unterschiedlich. Nach Angaben des Automobilclubs ADAC informieren die meisten Bundesländer nicht vorab über die Standorte der Kontrollen. Zudem können auch noch mehr Bundesländer mitmachen als bisher gemeldet.
Laut ADAC wird "auf unfallträchtigen Streckenabschnitten und in Gebieten mit besonderer Gefährdungslage" deutlich mehr kontrolliert. Dazu zählen Schulen, Altenheime sowie Kliniken, aber auch Bushaltestellen, Fußgängerüberwege oder Baustellen.
Zudem findet die Woche der Blitzer europaweit statt. Hinter der Kontrollwoche steht das "European Roads Policing Network". Das ist ein europäisches Verkehrspolizeinetzwerk, das sich für die Verkehrssicherheit auf europäischen Straßen einsetzt.
Welche Strafen drohen, wenn man geblitzt wurde?
Zu Beginn des Jahres wurden die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen in Deutschland angepasst. Dadurch sind Verstöße gegen das Tempolimit teurer geworden.
Wer mit einem Auto innerorts bis zu 10 km/h zu schnell gefahren ist, dem drohen 30 Euro Bußgeld. Bei einer Geschwindigkeit zwischen 21 und 25 km/h sind es 115 Euro - ein Punkt in Flensburg kommt hinzu. Bei höheren Überschreitungen drohen zudem Monate mit Fahrverboten.
Das höchste Bußgeld droht innerorts bei mehr als 70 km/h zu viel: 800 Euro, zwei Punkte in Flensburg und drei Monate ohne Führerschein. Außerorts sind die Geldbußen ähnlich. Hier reichen sie von 20 Euro (bis 10 km/h zu schnell) bis hin zu 700 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot (mehr als 70 km/h zu schnell).
Apps, die automatisiert vor Blitzern warnen, sind in Deutschland verboten. Bei Verstoß dagegen drohen eine Geldbuße in Höhe von 75 Euro und ein Punkt in Flensburg.
Was versprechen sich die Behörden von der Aktion?
Die Polizei will nach eigenen Angaben mit Aktionen wie dieser auf die Gefahr von zu schnellem Fahren hinweisen. "Verstärkte Geschwindigkeitskontrollen sind ein wirkungsvolles Mittel, um gegen zu schnelles Fahren vorzugehen und alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer für das Thema Verkehrssicherheit zu sensibilisieren", sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang vorab.
Welche Rolle spielt die Geschwindigkeit bei Unfällen?
Laut Statistischem Bundesamt ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit die Unfallursache Nummer eins für tödliche Verkehrsunfälle auf den Straßen in Deutschland. Das traf der Statistik zufolge im vergangenen Jahr auf 30 Prozent der Unfälle mit Toten zu. Danach folgen bei den Ursachen: zu wenig Abstand oder Vorfahrt nicht beachtet.
Wie bewerten Experten die Aktionswoche?
Es gibt immer wieder kritische Stimmen gegen die einwöchige Blitzer-Aktion der Polizei. "Eine nachhaltige positive Wirkung des Blitzermarathons auf das Fahrverhalten der geblitzten Fahrerinnen und Fahrer ist höchst unwahrscheinlich", sagte Sylvia Ruge, Geschäftsführerin des Deutschen Anwaltvereins. Stattdessen spüle die Kontrolle den Kommunen Geld in die Kassen, so Ruge. Dennoch hob sie auch hervor, dass Geschwindigkeitskontrollen zur Sicherheit auf den Straßen beitragen könnten. Sie müssten nur an den richtigen Stellen durchgeführt werden.
Auch die Gewerkschaft der Polizei hatte in der Vergangenheit zu bedenken gegeben, dass zeitlich begrenzte Geschwindigkeitskontrollen nicht zwangsläufig das Fahrverhalten bei allen veränderten. Vize-Bundesvorsitzendem Michael Mertens fordert mehr Personal für viel häufigere Polizeiverkehrskontrollen. Die Gewerkschaft sieht zudem höhere Geldbußen als weiteres Mittel gegen zu schnelle Fahrerinnen und Fahrer. Manche drückten "auf die Tube, weil hierzulande noch immer in einem Bußgeld-Discountland" gefahren werde, sagte Mertens.
Tatsächlich sind Bußgelder in anderen europäischen Ländern oft deutlich höher - beispielsweise in Österreich. Nach Angaben des Automobilclubs ÖAMTC können dort 40 bis 60 km/h Geschwindigkeitsübertretung innerorts beziehungsweise 50 bis 70 km/h außerorts mit 300 bis 5.000 Euro geahndet werden.
Verkehrspsychologe Rüdiger Born aus Hamburg betont hingegen, dass "Regeln kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden müssen". Statistiken zeigten, dass "Menschen mit vielen Einträgen in Flensburg auch viele Unfälle machten", sagt er im Gespräch mit tagesschau.de. Somit hätten die Kontrollen einen Sinn. Im besten Fall könnten Menschen, die in dieser Woche aufs Tempo achten und damit gute Erfahrungen machten, dieses Verhalten beibehalten.
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