Mit Milliarden-Investitionen wollen Unternehmen die Wirtschaft in Deutschland ankurbeln. Kanzler Merz spricht bereits von einem Stimmungswechsel. Die Konzerne drängen auf zügige Reformen.
Zurück an die Spitze der Weltwirtschaft: Dieses gemeinsame Ziel haben die Bundesregierung und die Konzerne in Deutschland. Um es zu erreichen, gab es heute einen Investitionsgipfel im Bundeskanzleramt. Der Name des Treffens sagt es schon: Es ging um sehr viel Geld - und eine ganz neue Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik.
Sichtlich zufrieden und optimistisch stellten sich nach dem Treffen die Chefs von Siemens und Deutscher Bank links und rechts neben Bundeskanzler Friedrich Merz zum Pressestatement auf. Nach den sinkenden Wirtschaftsprognosen stünden die Zeichen auf Wachstum, betonten sie mehrfach. Diesen Aufschwung wolle das Bündnis "Made for Germany" mitgestalten. Der Initiative gehören 61 Unternehmen verschiedener Branchen und Investmentfirmen an - einige von ihnen nahmen auch an dem Treffen teil.
Deutschland habe alles, was man braucht, zum Beispiel um Vorreiter in Sachen Künstlicher Intelligenz zu werden, sagte Siemens-Chef Roland Busch. Neben den Datensätzen auch das Know-How der Menschen. Aber die Umstände und Strukturen würden eben noch nicht passen, es brauche ein neues Betriebssystem, ein Update. Zu Reformen, erklärte Christian Sewing, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, habe man den Bundeskanzler noch einmal ermuntert.
Merz spricht von Stimmungswechsel
"Ermuntert" - das heißt aus Sicht der Initiative "Made for Germany": Die Unternehmen stellen bis 2028 Investitionen von 631 Milliarden Euro in Aussicht. Damit übertrifft das Bündnis den 500 Milliarden schweren "Investitionsbooster" der Bundesregierung, der vergangene Woche für den Wirtschaftsaufschwung beschlossen wurde. Es sei klar, dass der Großteil der Investitionen in die Wirtschaft aus dem Privatsektor kommen müsste, betonte Bundeskanzler Merz nochmal.
Dafür wollen die Unternehmen, dass die Pläne im Koalitionsvertrag jetzt auch schnell angegangen werden. Merz sagte, ihm sei klar, dass es bei so hohen Investitionen auch Erwartungen an die Politik gebe. Er wolle die Strukturreformen angehen und sich in regelmäßigen Abständen mit dem Bündnis treffen. Das nächste Treffen soll es Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres geben. Zwischendurch seien auch immer wieder kurze Meetings zum Austausch im kleinen Rahmen möglich.
Die Botschaft des Investitionsgipfels im Kanzleramt fasste Merz so zusammen: "Deutschland ist zurück." Er sprach von einem Stimmungswechsel, den man verstetigen müsse. Die Milliarden-Investitionen seien auch ein Vertrauensbeweis in den Wirtschaftsstandort Deutschland, und in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben, sagte Merz.
Welche Rolle spielt der Mittelstand?
Das sehen nicht alle so. Es gab viel Kritik daran, dass der Mittelstand kaum oder gar nicht vertreten sei. Der Linken-Co-Chef Jan van Aken sagte vor dem Gipfel, wenn Merz glaube, mit den zehn größten Konzernen etwas ausdealen zu können und zu denken, es nütze auch dem Mittelstand, dann habe Merz von der Wirtschaft in Deutschland gar nichts verstanden.
Der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo, Clemens Fuest, will erst abwarten, ob sich die Investitionen nicht als Strohfeuer herausstellen und erkennt in der Initiative "Made for Germany" vor allem Werbung für die Unternehmen. Er und andere Wirtschaftsexperten fordern, auch den Mittelstand miteinzubeziehen. Gerade beim Bürokratieabbau sei der Mittelstand wichtig, so Fuest.
Kritiker sehen zudem eine medienwirksame Bündelung bei den Investitionen. Die bisherige Summe von 631 Milliarden Euro umfasst laut der Initiative sowohl bereits geplante als auch neue Kapitalinvestitionen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren.
Linda Molitor, ARD Berlin, tagesschau, 21.07.2025 18:44 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke