Der Fachkräftemangel in der Pflegebranche wächst. Migrationsabkommen gelten als zentrale Instrumente, um den steigenden Bedarf zu decken. Für viele Kliniken bedeutet das Rekrutieren im Ausland aber viel Aufwand.

"Wenn ich heute jemanden rekrutiere, dann weiß ich gar nicht, wann die Person hier ankommt", sagt Jenny Wortha, Pflegedirektorin am Klinikum Frankfurt (Oder). Das Klinikum setzt seit Jahren verstärkt auf Fachkräftegewinnung aus dem Ausland und rekrutiert vor allem in Brasilien und den Philippinen. Inzwischen arbeiten 26 internationale Pflegekräfte an der Uni Frankfurt - knapp fünf Prozent der Pflegefachkräfte.

Doch bevor die Fachkräfte wirklich in der Klinik zum Einsatz kommen, muss viel Arbeit und Zeit investiert werden. Jenny Wortha koordiniert als Pflegedirektorin diesen Prozess.

Es braucht Vertrauen und Transparenz

Wenn sich Menschen in ihren Heimatländern dafür entscheiden, in Deutschland als Pflegekraft zu arbeiten, vergeht viel Zeit, bis sie tatsächlich in Deutschland anfangen können zu arbeiten. Zunächst müssen sie im Heimatland ein Deutschkurs belegen, während sich in Deutschland um die Berufsanerkennung gekümmert wird.  

In dieser Zeit sei es besonders wichtig, Kontakt zu den Bewerbern zu halten, meint Wortha. Ein "kontinuierlicher Austausch" sei wichtig. In Frankfurt (Oder) telefoniert das Team daher einmal im Monat digital mit den Bewerbern und versucht, alle Prozesse transparent zu machen. Daher seien auch alle Verträge immer zweisprachig, sagt die Pflegedirektorin. Das alles schaffe "Vertrauen und Transparenz" für die Bewerber im Heimatland und sei wichtig für einen erfolgreichen Rekrutierungsprozess.

Enormer bürokratischer Aufwand

Die Pflegekräfte ins Krankenhaus zu holen, sei allerdings ein enormer und zeitlich unberechenbarer Aufwand, sagt Pflegedirektorin Wortha. Die Anerkennungs- und Genehmigungsprozesse seien in Deutschland nicht einheitlich kritisiert sie.  

Bei manchen Bewerbern dauere es drei Monate, bei anderen bis zu drei Jahre, bis sie tatsächlich in der Klinik anfangen können zu arbeiten, so Wortha. Oft wisse das Klinikteam nicht, wie weit der Anerkennungsprozess schon vorangeschritten sei. "Wir geben die Bewerbungen ab und dann hören wir ewig nichts." Wortha fordert deshalb mehr Transparenz von Seiten der Behörden. So könnten auch die Kliniken besser planen.  

Helfen würde auch, Behördenprozesse noch stärker zu digitalisieren und bundesweit zu vereinheitlichen, sagt Wortha. Im Moment sei es so, dass die Bewerberinnen und Bewerber schon genau wissen müssen, in welchem Bundesland sie später arbeiten wollen, weil die Anerkennungsprozesse durch die föderale Struktur überall unterschiedlich seien.

Integrationsmanagerin hilft beim Ankommen

Aber der Aufwand lohne sich, finden sie am Klinikum Frankfurt (Oder). Die internationalen Pflegekräfte bereichern die Arbeit im Team und bringen Ideen aus ihren Heimatländern mit, sagt Wortha.  

Deshalb bemüht sich die Klinik auch darum, dass sich die Neuankömmlinge wohlfühlen. Eine Integrationsmanagerin hilft dabei, ein Konto zu eröffnen oder bei der Wohnungsübergabe. Bei erfahrenen Pflegekräften spielt auch das Thema Familiennachzug oder Kitaplatzsuche eine Rolle.

Damit die Integration gelingt, gibt es unter anderem Patenschaften auf den Stationen. Das deutsche Personal wird kulturell sensibilisiert. Ein Aufwand, der sich auch langfristig lohnen soll. Ziel sei es, die Pflegekräfte nicht nur nach Deutschland zu bekommen, sondern sie auch lange hier zu halten.

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