Der G7-Gipfel ist die nächste Premiere für Merz. In Kanada dürfte er auch erstmals mit den Regierungschefs aus Indien, Brasilien und Mexiko zusammentreffen. Vor allem geht es aber wieder um Trump.

Für Friedrich Merz sind es die Wochen der vielen ersten Male. Einen ersten Besuch im Oval Office hat Merz gerade hinter sich. "Erfolgreich", findet der Stab im Kanzleramt. Den Gipfel in Kanada betrachten sie als natürliche Fortsetzung seiner Reise nach Washington, heißt es aus Regierungskreisen.

Nervosität? Der Kanzler wiegelt ab. "Ich brauche keinen Baldrian, um ruhig zu bleiben", hatte Merz vor dem Aufeinandertreffen mit US-Präsident Donald Trump noch gescherzt.

Nach Lesart des Kanzleramts verlief Merz' Besuch im Oval Office "erfolgreich".

Keine Überraschungen?

Schlaflose Nächte vor dem G7-Gipfel hat er vermutlich auch nicht. Obschon er nach dem Treffen im Weißen Haus offenbar doch des Nachts gegrübelt hatte, was sich gerade ändert auf der Weltbühne auch zwischen Europa und den USA. "Darüber habe ich heute Nacht auch nachgedacht", sagte Merz, um nachzuschieben, dass er die USA so gut kenne, dass ihn dort eigentlich nichts mehr überrasche.

Die G7-Gipfel allerdings sind gelegentlich für Überraschungen gut. Seine Parteifreundin, Altkanzlerin Angela Merkel, musste das 2018 beim G7-Gipfel im kanadischen Québec schmerzhaft miterleben. Damals entstand das ikonische Foto einer deutschen Kanzlerin, die sich - umringt von anderen Regierungschefs auf einen Tisch gestützt Richtung Trump beugte, der bockig seine Arme verschränkte.

Am Ende zog Trump damals beleidigt seine Unterschrift unter dem Abschlussdokument zurück - aus der Luft aus der Air Force One. Per Tweet.

2018 diskutierte Angela Merkel mit US-Präsident Trump beim G7-Gipfel in Québec. Das Bild ging um die Welt.

Trump ist ein Gipfelquerulant

Auch deshalb sind Kanzleramt und Merz auf alles vorbereitet. Der Besuch im Oval Office war nur die Ouvertüre. Jetzt folge der Test, wie das Ganze in einer Teamsituation mit sechs Staats- und Regierungschefs und einem unberechenbaren Trump auf der anderen Seite funktioniere, heißt es in Berlin.

Aber auch das machen sie im Kanzleramt klar: Es soll kein Gipfel der sechs plus eins werden. Ein Rezept im Umgang mit dem wankelmütigen US-Präsidenten hat der Multilateralist Merz gerade erst verraten: Man solle aufhören, mit gerümpfter Nase und erhobenen Zeigefinger über Donald Trump zu reden. "Wir sollten mit ihm reden, nicht über ihn", empfiehlt der Gipfelneuling Merz.

Dass der G7-Kreis dieses Jahr den 50. Geburtstag feiert, ist da nur eine Randnotiz. Dem Club der großen Industrienationen ist so richtig nicht zum Feiern zumute. Gaza, Handelsstreit - und über allem der Ukrainekrieg.

Merz reist auch deshalb mit einer großen Aufgabe in die Rocky Mountains: Die wankelmütigen USA im Team der regelbasierten Welt halten. "Ich versuche alles, dass die Amerikaner an unserer Seite bleiben", sagte er unlängst. Es liege nicht allein an ihm. Aber ein bisschen schon auch.

Wird der europäische Kontinent neu vermessen?

Geradezu auffällig danken Merz dieser Tage europäische Regierungschefs wie der Niederländer Dick Schoof oder die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen Merz für seine "Führung in Europa".

Paris und London, heißt es aus Regierungskreisen, nähmen die von Merz beanspruchte neue Führungsverantwortung durchaus positiv zur Kenntnis.

Deutschland sei wieder zurück und werde seine Rolle in Europa ausfüllen, hatte Merz unlängst versprochen. "Europa muss mehr zusammenstehen denn je." Das war der Sound seiner Regierungserklärung zum Amtsantritt. Denn Europa als Kontinent wird laut Merz gerade neu vermessen.

Trump bezeichnete Merz als schwierig

Auch beim G7-Gipfel, bei dem es um Zollfragen, Handelskrieg, Rohstoffe, aber wohl vor allem um den Krieg in der Ukraine gehen dürfte. Im Kanzleramt erwarten sie offenbar nicht, dass eine gemeinsame Erklärung der Sieben zur Ukraine überhaupt gelingt. Unter anderem, weil der US-Präsident auch bei diesem Thema schwer lesbar scheint.

Der Mann ist schwierig. Aber Merz ja offenbar auch, wie ihm Donald Trump gerade erst im Oval Office attestierte: "Er ist schwierig. Darf ich das sagen?", so Trump zu Merz. Er meinte es anerkennend.

Merz hat schnell gelernt, was es braucht auf Gipfeln und bei Trump. Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unlängst im Kanzleramt war, ein Mann, der weiß, wie gnadenlos und unberechenbar Trump sein kann, gab es Schmeicheleien für Trump vom Kanzler.

"Ich will an dieser Stelle dem amerikanischen Präsidenten für sein persönliches Engagement ausdrücklich danken." Dass Trump kurz zuvor Selenskyj im Weißen Haus erst öffentlich gedemütigt und danach hinausgeworfen hat, blieb unerwähnt.

Ansonsten gilt für die G7-Gipfelteilnehmer vermutlich das, was Merz zuletzt auch über den Umgang mit den US-Amerikanern sagte. Man könne mit ihnen reden, aber man dürfe sich nicht einschüchtern lassen. Um selbstbewusst nachzuschieben: "Die Neigung habe ich ohnehin nicht."

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