Wie bewertet der Kanzler seinen Antrittsbesuch in den USA? Und wie verlief das gemeinsame Essen mit Trump, bei dem keine Presse dabei war? "Gut" - betonte Merz in mehreren Interviews. Vor allem das Thema Ukraine sei ihm wichtig gewesen.

Beim gemeinsamen Auftritt im Oval Office war Bundeskanzler Friedrich Merz meist nur Zuhörer - wohl etwa 90 Prozent der Zeit sprach US-Präsident Donald Trump. Und meist ging es um US-Innenpolitik, Deutschland und sein Kanzler spielten allenfalls eine Nebenrolle. Davon konnte sich jeder selbst überzeugen, denn der Auftritt wurde live übertragen.

Beim anschließenden Mittagessen der beiden war hingegen keine Presse dabei. Und wie verlief dieses Gespräch? Laut Aussagen von Merz gut. Der Kanzler äußerte sich im Anschluss in mehreren Interviews. Im ARD-Brennpunkt sagte er, die Gesprächsatmosphäre sei "ausgesprochen gut" gewesen. Trump sei sehr interessiert an Deutschland gewesen und habe eine Einladung für einen Besuch angenommen.

Merz: Es kommt auf die "Ordnungsmacht USA" an

Merz machte deutlich, dass ihm bei seinem Antrittsbesuch in Washington vor allem Thema ein wichtig gewesen sei: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine - und wie man diesen beenden könne. Er habe Trump daran erinnert, dass es auch hier - wie im Zweiten Weltkrieg - auf die "Ordnungsmacht USA" ankomme. Er sei sich mit Trump vollkommen einig, dass der Ukraine-Krieg schnell beendet werden müsse. "Wir sind uns auch darüber einig, wer ihn begonnen hat: Das ist ausschließlich Russland."

Trump habe sich noch nicht entschieden, ob er das vom US-Senat vorangetriebene Sanktionspaket gegen Russland unterstütze, es sei aber "einiges in den letzten Tagen in Bewegung gekommen", so Merz nach dem Essen mit Trump.

"Gute Atmosphäre", Friedrich Merz, Bundeskanzler/CDU, zu seinem Antrittsbesuch in den USA

Brennpunkt, 05.06.2025 20:15 Uhr

Treffen mit Kongressabgeordneten

Im Anschluss traf Merz Mitglieder des Kongresses - also des US-Parlaments - was seine Zuversicht in Sachen Sanktionen offensichtlich noch steigerte. Im Senat gibt es den Vorschlag, Zölle von 500 Prozent gegen die Käufer russischen Öls und Gases zu erheben. "Es sind jetzt über 80 US-Senatoren, die diese Initiative unterstützen", sagte Merz.

"Es gibt eine große Zahl von Kongressabgeordneten, die diese Initiative auch unterstützen würden." Angesichts dieser Zahl könne auch ein Veto des amerikanischen Präsidenten einen Sanktions-Beschluss nicht mehr überstimmen. Es hänge nun an Trump, ob das gemeinsam auf den Weg gebracht werde. Trump regiert derzeit hauptsächlich mit Dekreten - und damit am Kongress vorbei.

Auch Zollstreit ein Thema

Bei dem gemeinsamen Essen war auch der von Trump angezettelte Handelsstreit Thema. Trump hatte - mit wenig nachvollziehbarer Begründung - unterschiedlich hohe Zölle gegen praktisch alle Länder der Welt und bestimmte Produktgruppen verhängt und diese teilweise dann wieder ausgesetzt - oder wahlweise auch verschärft. Er nutzt sie offenbar als Druckmittel, um andere Länder zu Zugeständnissen zu bewegen.

Merz äußerte sich im Anschluss zuversichtlich, dass Trump mit der EU eine Einigung erreichen will. "Das ist meine Erkenntnis aus unserem gemeinsamen Gespräch. Er ist wirklich bereit, eine Einigung im Handelsbereich zu erzielen", sagte Merz der Deutschen Welle in Washington. "Wenn wir das innerhalb eines angemessenen Zeitraums erreichen könnten, hätten wir viel mehr erreicht als frühere Regierungen auf beiden Seiten des Atlantiks. Das ist also ein wirklich großartiges Bild." In dem Gespräch im Oval Office hatte sich Trump zurückhaltend zu dem Zollstreit geäußert, eine Einigung mit der EU aber nicht ausgeschlossen.

Kanzler Merz zeigt sich zufrieden nach dem Treffen mit US-Präsident Trump

Torben Börgers, ARD Washington, Morgenmagazin, 06.06.2025 05:30 Uhr

"Wir sind eine erwachsene Demokratie"

Auch in US-amerikanischen Medien äußerte sich Merz im Anschluss an das Treffen mit Trump. Bei Fox News verbat sich Merz jede Einmischung bei den Themen Meinungsfreiheit und Umgang mit der AfD. "Deutschland ist eine erwachsene Demokratie", sagte der Kanzler. Es herrsche Meinungsfreiheit, jeder könne für das Parlament kandidieren: "Deshalb brauchen wir keine Lektionen von außen." Er nahm damit Bezug auf Äußerungen von US-Vize-Präsident JD Vance, der Deutschland mangelnde Meinungsfreiheit vorgeworfen hatte. In seinem Gespräch mit Trump sei das aber kein Thema gewesen, sagte Merz. "Das liegt nun hinter uns."

Der Sender CNN fragte Merz ebenfalls nach dem Umgang mit der AfD und ob dies Thema gewesen sei. "Interessanterweise nicht mit einem Wort", so der Kanzler. Er schlussfolgere daraus, dass man sich in den USA inzwischen etwas klarer darüber sei, "was für eine Art Partei diese sogenannte Alternative für Deutschland wirklich ist".

Nach der steigenden Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland gefragt, sagte Merz Fox News: "Wir haben eine Art importierten Antisemitismus mit dieser großen Zahl von Migranten, die wir in den letzten zehn Jahren haben." Seine Regierung tue alles, um die Zahlen zu senken.

"Ich bleibe, was Amerika betrifft, ein unverbesserlicher Optimist"

In allen Interviews betonte Merz die gute Atmosphäre des Treffens. Angesichts der Eklats bei den Besuchen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa keine Selbstverständlichkeit. Er fahre zurück mit dem Gefühl, dass ein Fundament gelegt worden sei "für sehr gute persönliche, aber auch politisch zielführende Gespräche", sagte Merz in der ARD.

Ähnlich klang das im ZDF. Dort fügte Merz an, er reise auch mit dem Gefühl zurück, "dass die amerikanische Demokratie unverändert sehr gut funktioniert" und dass die Kräfte, die eine freie, offene Gesellschaft sein wollten, nach wie vor sehr stark seien. "Ich bleibe, was Amerika betrifft, ein unverbesserlicher Optimist."

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