Die Automechanika Shanghai 2025 ist vor zwei Tagen in ihre bislang größte Ausgabe gestartet und demonstriert eindrucksvoll, wie stark Chinas Automobilindustrie inzwischen den Takt für die globale Branche vorgibt. Vier Tage lang, vom 26. bis 29. November, füllt die Messe das komplette National Exhibition and Convention Center (NECC) in Shanghai – ein sichtbares Signal für Wachstum, Technologieführerschaft und den hohen Internationalisierungsgrad des Standorts. Mit 7.465 Ausstellern aus 44 Ländern und Regionen legt die Messe um rund zehn Prozent gegenüber der letztjährigen Veranstaltung zu und festigt ihren Status als größter asiatischer Treffpunkt für Teile, Zubehör und Werkstattausrüstung. Neben großen internationalen Namen wie Bosch, ZF und Mahle nutzen zahlreiche chinesische Tier-1- und Tier-2-Zulieferer die Bühne, um ein Spektrum von klassischen Verschleißteilen bis hin zu hochintegrierten E-Antriebskomponenten zu zeigen – zunehmend mit dem Selbstverständnis globaler Technologielieferanten.

Fokus auf New Energy und Konnektivität

Inhaltlich setzt die 2025er Ausgabe klar auf Elektrifizierung, Software und Vernetzung: Mehr als die Hälfte aller Aussteller rückt Produkte und Services rund um Elektrofahrzeuge und New Energy Vehicles (NEV) in den Mittelpunkt und macht die Transformation der Branche greifbar. Der Bereich „New Energy & Connectivity“ wurde um 50 Prozent vergrößert und umfasst nun rund 39.000 Quadratmeter, darunter Batteriemodule, Leistungselektronik, Ladesäulen, Hochvoltkabel und intelligente Chassis-Systeme – ein dichtes Schaufenster der chinesischen NEV-Wertschöpfungskette. Parallel dazu setzen spezielle Themenzonen Akzente bei Wasserstoffanwendungen, AI-gestützter Fahrzeugdiagnose und Software-Defined-Vehicle-Architekturen. Für internationale Besucher wird damit klar: China will nicht mehr nur Volumen liefern, sondern die technologische Agenda im automobilen Ökosystem mitbestimmen.

Dichte Kongress- und Forenlandschaft

Bereits am Vortag der Eröffnung setzte der „International Automotive Industry Conference 2025 – CEO Summit“ den strategischen Rahmen mit Diskussionen über globale Expansion, lokale Innovation und resilientere Lieferketten in einem zunehmend fragmentierten Markt. Insgesamt stehen während der vier Messetage über 90 Rahmenveranstaltungen auf dem Programm – von Technologieforen über Matching-Formate bis hin zu Talent-Workshops –, was die Messe zusätzlich als Wissens- und Netzwerkplattform auflädt. Neu ist eine hochrangige Technical-Seminar-Series, die sieben Kerntechnologiefelder abdeckt: von Thermomanagement für NEV und Fahrerassistenzsystemen über integrierte E-Antriebe und Powertrain-Innovation bis hin zu intelligenten Fahrwerken, neuen Materialien und Reifentechnologie. Im Bereich „Innovation4Mobility“ verknüpfen mehr als 30 Vorträge Forschung, OEM-Strategien und konkrete Produktpräsentationen – flankiert von einem Startup-Cluster mit marktnahen Lösungen.

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Aftermarket, Green Repair und Customising

Trotz NEV-Fokus bleibt die Messe ihrem Aftermarket-Kern treu: Von Schmierstoffen über Bremsen bis zu Karosserieteilen reicht das Spektrum etablierter Zulieferer und Marken aus Europa, Nordamerika und Asien, die Shanghai als Pflichttermin für ihre Asien-Strategie nutzen. Die Supply-Demand-Matchmaking-Formate bringen Fahrzeughersteller, Systemlieferanten und Spezialisten für intelligente Konnektivität gezielt an einen Tisch, um neue Plattform- und Modulstrategien auszuloten und konkrete Projekte anzustoßen. Mit der „Green Repair Area“ wird zudem ein Werkstattlabor eingerichtet, in dem Live-Trainings zu Hochvoltsicherheit, NEV-Diagnose und ressourcenschonenden Reparaturmethoden stattfinden. Der Bereich „Customising x Tech“ adressiert mit Drift-Teams, Sim-Racing-Wettbewerben und Praxis-Challenges bewusst jüngere Zielgruppen und Social-Media-Reichweiten. Zugleich zeigt sich ein neuer Akteurstyp: Immer mehr Fahrzeughersteller treten nicht nur als Besucher, sondern als aktive Aussteller auf. Marken wie Chery, GAC Aion, Li Auto, Tesla und weitere OEMs sowie zahlreiche Tochtergesellschaften ihrer Komponenten- und Zulieferorganisationen nutzen die Messe, um Technologien international zu vermarkten und ihre Netzwerke in Richtung Europa, Nahost und globale Wachstumsmärkte zu verdichten.

Bedeutung für China und die Welt

China versteht die Automechanika Shanghai inzwischen als Schaufenster eines Marktes, der bei Produktion, Absatz und insbesondere bei New Energy Vehicles – mit einem Volumen von deutlich über der Hälfte des Weltmarkts – eine Schlüsselrolle beansprucht. Der Wandel ist sichtbar: Was einst eine Plattform war, um von westlichen Märkten zu lernen, entwickelt sich zunehmend zu einem Ort, an dem internationale Besucher die Technologiesprünge chinesischer Anbieter nachzeichnen und gleichzeitig Partnerschaften für den Zugang zu globalen Märkten schmieden. Für europäische Hersteller, Zulieferer und Aftermarket-Spezialisten wird die Automechanika Shanghai damit weniger zur Option als zur Pflichtveranstaltung. Wer die Dynamik in Bereichen wie Batterietechnik, Ladeinfrastruktur, Software-Stack und intelligenten Fahrwerken verstehen will, erhält in vier Tagen in Shanghai einen komprimierten Blick auf die Mobilität von morgen: entwickelt in China, aber mit klar globalem Anspruch.

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